Noch kaum Frauen in den Chefetagen

Homburg · 40 Prozent aller bei der Stadtverwaltung Homburg Beschäftigten sind Frauen. Als Leitende und Vorgesetzte findet man sie aber deutlich seltener als Männer. Die Frauenbeauftragte Anke Michalsky erklärt, wie sich das ändern könnte.

 Ampelfrauen gibt es in einigen Städten in Deutschland, eingeführt wurden sie 2004 in Zwickau. Sie sollen auch ein Symbol der Gleichberechtigung sein, nicht alle finden das gut. Auch in Homburg bemüht man sich um Chancengleichheit, allerdings auf andere Art und Weise. Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Ampelfrauen gibt es in einigen Städten in Deutschland, eingeführt wurden sie 2004 in Zwickau. Sie sollen auch ein Symbol der Gleichberechtigung sein, nicht alle finden das gut. Auch in Homburg bemüht man sich um Chancengleichheit, allerdings auf andere Art und Weise. Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Frauenförderplan, Gleichberechtigung: Klingt alles ein bisschen wie aus der Zeit gefallen. Schließlich sind in Deutschland laut Artikel drei des Grundgesetzes Männer und Frauen seit Jahrzehnten gleichberechtigt. Doch in der Praxis bestehe immer noch ein eklatanter Widerspruch zwischen "gefühlter Gleichberechtigung", also dem, was jungen Frauen heute möglich zu sein scheint, und den strukturellen Rahmenbedingungen. Das schreibt nicht nur die Bundeszentrale für politische Bildung. Das zeigt auch der Blick auf den Frauenförderplan der Stadt Homburg, den ihre Frauenbeauftragte Anke Michalsky mit in die Homburger Redaktion gebracht hat. Vor kurzem hatte sie diesen im Stadtrat präsentiert.

In Plan sind Ziele aufgelistet, aber er erlaubt eben auch einen Blick auf den Ist-Zustand - im Jahr 2016. 40 Prozent aller bei der Stadtverwaltung Beschäftigten sind Frauen, über die Hälfte davon arbeitet in Teilzeit. Je höher die Besoldungsgruppe bei Beamten beziehungsweise die Entgeltgruppe" - gilt für Angestellte - "desto geringer ist der Frauenanteil", in einigen obersten "Rängen" gibt es gar keine, so Michalsky. Und umgekehrt: Je niedriger das Besoldungsniveau, desto mehr Frauen finde man auch.

Aber wie soll das ein Plan ändern, sind da nicht einfach über Jahre nur fromme Ziele formuliert? Es sei diesmal viel mehr als die übliche Fortschreibung alle vier Jahre. Der Plan musste komplett neu gemacht werden, erläutert Anke Michalsky. Es gebe nämlich jetzt eine neue gesetzliche Grundlage, das 2015 verabschiedete Landes-Gleichstellungsgesetz. Das sei eines der fortschrittlichsten in Deutschland, fügt sie hinzu.

Das Besondere: Es müssten nun verbindliche Zielvorgaben formuliert werden, so dass Gleichstellung in allen Besoldungs-, Entgelt- und Führungsebenen erreicht werde. Frauen sollen also bei gleicher Eignung, Befähigung und fachlicher Leistung so lange vorrangig berücksichtigt werden, bis sie in jeder dieser Gruppen mindestens zu 50 Prozent vertreten sind, sofern nicht in der Person eines Mitbewerbers liegende Gründe überwiegen, heißt es im Plan.

Dabei geht es natürlich auch um Geld. Und an diesem Punkt zeigt sich ein "gewisses Spannungsverhältnis": Homburg habe einen Sanierungshaushalt, muss sparen, soll sogar Stellen abbauen.

Werden also keine Stellen frei, wie das in der Stadt zum Beispiel in der nächsten Zeit bei den Amtsleitern der Fall sei, werden gleichzeitig keine neuen Stellen geschaffen, dann könne man das Ziel 50 Prozent Frauen nicht schaffen. In anderen Entgelt- und Besoldungsgruppen sei es in der Stadt Homburg hingegen möglich - das zeigt ein Blick auf die Zahlen. "Man muss ja irgendwo anfangen", sagt Michalsky.

Neben den Zielvorgaben muss im Plan auch aufgelistet werden, womit man die Ziele erreichen will - und dies müsse realistisch, umsetzbar und messbar sein. Ein ganzer Katalog wurde erstellt: Da geht es um Fortbildung, die ja auch notwendig sein könne, um eine erforderliche Qualifikation zu erreichen, aber ebenso etwa um Organisatorisches. Beispiele dafür sind etwa flexible Arbeitszeiten durch Gleitzeitarbeit, umschichtiges Arbeiten im Home-Office,Teilzeitregelungen. Bei diesen flexiblen Angeboten sei man im Haus schon sehr gut, unterstreicht Michalsky. Zudem werde viel getan, um Familie und Beruf vereinbaren zu können - das gelte übrigens auch für Männer. Es gehe darüber hinaus um personelle Dinge, wie darum, alle Beförderungsmöglichkeiten von Frauen auszuschöpfen oder auch Mitarbeiterinnen-Gespräche, um Möglichkeiten auszuloten.

Zu solchen harten, kommen die weichen Faktoren. Seminare sollen helfen, etwa eines ab 20. Mai, in dem vermittelt wird, wie Frauen sprechen sollten, um sich bei Verhandlungen oder Bewerbungsgesprächen bestmöglich zu präsentieren. Zum Angebot der Frauenbeauftragten gehört zudem ein Selbstverteidigungskurs ab April.

Und es wird ein Thema aufgegriffen, das gerade in Deutschland eine zentrale Rolle spielt: der hohe Anteil von Frauen, die in Teilzeit arbeiten. "Bei uns ist es immer noch so, dass Frauen" in punkto Vereinbarkeit von Familie und Beruf "die Hauptlast tragen", führt Michalsky aus. Und in den meisten Fällen gehe Teilzeitarbeit mit einem Karriereknick einher. Die Gründe seien vielschichtig. Deswegen würden gezielt Veranstaltungen zu "Führen in Teilzeit" angeboten.

Nach zwei Jahren muss übrigens Bericht erstattet werden, inwieweit man die Zielvorgaben im Frauenförderplan erfüllt habe. Wenn es nicht geklappt habe, müsse man nachbessern. "Es gibt noch nicht viele Erfahrungswerte mit den Zielvorgaben", gesteht Anke Michalsky. Aber: "Ich binganz optimistisch, dass es funktionieren wird."

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 Homburgs Frauenbeauftragte Anke Michalsky brachte den Frauenförderplan in die Homburger Redaktion mit. Foto: Ulrike Stumm/SZ-Redaktion

Homburgs Frauenbeauftragte Anke Michalsky brachte den Frauenförderplan in die Homburger Redaktion mit. Foto: Ulrike Stumm/SZ-Redaktion

Foto: Ulrike Stumm/SZ-Redaktion

Zum Frauentag am Mittwoch, 8. März, verteilen Kreis und Stadt 2000 fair gehandelte Rosen allein in Homburg. Damit soll zum einen Zeichen gesetzt werden für Frauenrechte allgemein. Zum anderen gehe es um bessere Arbeits- und Lebensbedingungen auf Blumenfarmen in Ostafrika und Lateinamerika. Hier arbeiteten mehrheitlich Frauen, erläutert die Frauenbeauftragte Anke Michalsky. Zum Weltfrauentag hängt zudem an der Jugendherberge Homburg ein Banner mit einer Frauen- und einer Männerhand, versehen mit dem Satz "Frauen und Männer sind gleichberechtigt". Beteiligen wird sich die Frauenbeauftrage auch am Equal pay day. Dieser will darauf aufmerksam machen, dass Frauen in Deutschland im Durchschnitt weiter deutlich weniger verdienen als ihre Kollegen.

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