Hospizdienst Saarpfalz Niemand soll allein gelassen werden

Homburg · Alle zwei Jahre werden die Hospiztage im Saarpfalz-Kreis veranstaltet. Sie sollen dafür sorgen, die Hilfe für Sterbende bekannt zu machen.

 Zu Gast in der Redaktion (v.l): Ursula Augustin und Tochter Gaby Heeg, beide ehrenamtlich tätig, Gabriele John-Neumann, Koordinatorin des Ambulanten Hospizdienstes, Jürgen Grötschel, ehemals Caritas-Leiter Saarpfalz, Mechthild Bastian-Bayer, Koordinatorin, und Meta Lermann, ehrenamtlich tätig.

Zu Gast in der Redaktion (v.l): Ursula Augustin und Tochter Gaby Heeg, beide ehrenamtlich tätig, Gabriele John-Neumann, Koordinatorin des Ambulanten Hospizdienstes, Jürgen Grötschel, ehemals Caritas-Leiter Saarpfalz, Mechthild Bastian-Bayer, Koordinatorin, und Meta Lermann, ehrenamtlich tätig.

Foto: Christine maack

„Wie wollen wir sterben?“ So lautet der Titel einer Veranstaltung anlässlich der achten Hospiztage im Saarpfalz-Kreis. Wie sind hier die Erfahrungen der Hospizmitarbeiterinnen? Wie wollen Menschen sterben?

„Die Menschen wollen keine Schmerzen haben“, sagt Mechthild Bastian-Bayer. „Sie möchten nicht alleine sterben“, fügt Meta Lermann hinzu. „Sie möchten zu Hause sein“, betont Gabriele John-Neumann. Doch oft sind die Wünsche nicht zu erfüllen, wenn man etwa in einem Pflegeheim oder in einem Krankenhaus liegt. „Wichtig ist nicht, wo man liegt, sondern dass um den Menschen herum in seinen letzten Stunden eine Atmosphäre der Ruhe geschaffen wird, in der die Geschäftigkeit außen vor bleibt. Es muss eine Insel sein, auf der die Zeit keine Rolle spielt.“ Das sagt Gabriele John-Neumann, eine der vier festen Mitarbeiterinnen des ökumenischen ambulanten Hospiz- und Palliativdienstes Saarpfalz. Sie war zusammen mit Kolleginnen und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen zu Gast in unserer Redaktion, um die achten Hospiztage im Saarpfalz-Kreis vorzustellen, die in St.Ingbert, Homburg und Blieskastel stattfinden.

Die Mitarbeiterinnen des ambulanten Hospiz- und Palliativberatungsdienstes begleiten und unterstützen schwerkranke und sterbende Menschen auf dem letzten Stück ihres Lebensweges in ihrer häuslichen Umgebung. Für Partner, Angehörige, Freunde sind sie in dieser Zeit ebenfalls Ansprechpartner und Begleiter.

„Unser Ziel ist es, dass unheilbar kranke und sterbende Menschen bis zuletzt menschenwürdig leben können – in der gewohnten Umgebung, mit verständnisvollen Menschen an ihrer Seite, guter pflegerischer Beratung und möglichst ohne Schmerzen“, sagt Jürgen Grötschel, der 34 Jahre lang hauptamtlich Leiter des Caritas-Zentrums Saarpfalz war, aber seit seiner Pensionierung immer noch ehrenamtlich tätig ist.

Inzwischen sei die Bedeutung dessen, was ein Hospizdienst leiste, bei vielen Menschen angekommen, so Grötschel. Er kann sich an die Zeit erinnern, vor etwa zehn bis 15 Jahren, als die Menschen noch glaubten, Hospizdienst sei Sterbehilfe in dem Sinn, dass man das Leben verkürze: „Da gab es viele seltsame Vorurteile.“

Inzwischen hat sich das geändert: „Viele Hinterbliebene sind traurig oder sogar ärgerlich, dass sie den Hospizdienst vorher nicht kannten und sich mit ihren Problemen alleine gelassen fühlten“, sagt Gaby Heeg, die seit über 20 Jahren ehrenamtlich beim Hospizdienst arbeitet und auch beim Trauercafé tätig ist. „Deshalb veranstalten wir ja alle zwei Jahre die Hospiztage“, betont die Koordinatorin Gabriele John-Neumann, „damit eine breite Bevölkerungsschicht uns kennenlernen und auch unsere Hilfe in Anspruch nehmen kann.“

Wie erleben die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen die Konfrontation mit dem Tod? „Wie jede Geburt, so ist auch jeder Tod etwas Individuelles“, sagt Meta Lermann, „man gewöhnt sich nicht an den Tod. Aber man lernt, mit ihm zu leben.“ Das bestätigt auch Gaby Heeg: „Man zieht so viel Lebenserfahrung und bereichernde Momente aus der Hopizarbeit.“ Eine Erfahrung sei, „dass am Ende alles anders kommt, als man es sich denkt.“ Das gelte für die Angehörigen ebenso wie für die Betroffenen, „aber man kann damit umgehen“. Ein Trost sei, „wenn die Natur so gnädig ist, dass die natürliche Ordnung eingehalten wird, dass die alten Menschen nach einem erfüllten Leben gehen können. Das akzeptieren die Angehörigen leichter.“

Schlimmer sei es beim Verlust eines jungen Menschen oder gar des eigenen Kindes. Dann brauchen auch die Hospizhelferinnen oftmals Unterstützung, Supervision genannt. Was geschätzt wird, ist auch der Erfahrungsaustausch untereinander: so trifft sich der Kreis der rund 50 ehrenamtlichen Helferinnen zwei Mal im Monat zu einer Gesprächsrunde, „da wird auch viel gelacht“, sagt Gaby Heeg.

 Trost durch Fürsorge – mit liebevoller Zuwendung kommen ältere Menschen besser über den Verlust geliebter Angehörigen hinweg. Auch das Trauercafé hat schon vielen Menschen geholfen.

Trost durch Fürsorge – mit liebevoller Zuwendung kommen ältere Menschen besser über den Verlust geliebter Angehörigen hinweg. Auch das Trauercafé hat schon vielen Menschen geholfen.

Foto: gms/Deutsche Hospiz Stiftung

Zum Beispiel über den Fall eines älteren Herren, der sich zum Sterben bereit machen wollte, obwohl das Thema eigentlich noch gar nicht anlag. „Er fragte mich, ob er denn trotz seines nahen Endes noch etwas Gutes essen und ein Weinchen dazu trinken könne“, erzählt Meta Lermann. Als sie ihm dringend dazu riet, doch weiterhin Speis’ und Trank zu genießen, da habe er sein Endzeitgefühl ein wenig nach hinten verschoben und beschlossen, doch noch nicht zu sterben. Das Leben ist eben vielfältig und hat auch gegen Ende noch fröhliche Seiten.

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