Neueste Erkenntnisse zur Frühgeburt

Homburg · Erstmals findet das Symposium für Neonatologie im Uniklinikum Homburg mit Michael Zemlin als neuen Hausherrn statt.

 Seit November 2016 ist Professor Michael Zemlin Direktor der Klinik für Allgemeine Kinderheilkunde und Neonatologie am Universitätsklinikum in Homburg. Foto: Thorsten Wolf

Seit November 2016 ist Professor Michael Zemlin Direktor der Klinik für Allgemeine Kinderheilkunde und Neonatologie am Universitätsklinikum in Homburg. Foto: Thorsten Wolf

Foto: Thorsten Wolf

An diesem Samstag findet am Universitätsklinikum des Saarlandes (UKS) in Homburg zum wiederholten Mal das Symposium für Frühgeborenen-Medizin (Neonatologie) statt. Wenn sich rund 70 Mediziner über den aktuellen Stand in diesem Bereich der Kinderheilkunde austauschen, dann wird es ein bisschen so sein wie in den vergangenen Jahren, ein bisschen aber auch ganz anders. Denn: Mit Professor Michael Zemlin als neuem Direktor der Klinik für Allgemeine Kinderheilkunde und Neonatologie hat das Symposium einen neuen "Hausherrn". Zemlin ist Nachfolger von Ludwig Gortner, der über viele Jahre der Klinik als Direktor vorstand und der nun, nach seiner Emeritierung im vergangenen Jahr, eine Herder-Professur an der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde der Medizinischen Universität Wien inne hat. Gemeinsam mit den Professoren Erich-Franz Solomayer, Direktor der Klinik für Frauenheilkunde, Geburtshilfe und Reproduktionsmedizin, und Hashim Abdul-Khaliq, Direktor der Klinik für Kinder-Herzerkrankungen, gaben Zemlin und Gortner am Freitag im Gespräch mit unserer Zeitung Einblicke in den speziellen und auch emotionsbeladenen Bereich der Versorgung Frühgeborener. "Wir haben eine gute Ergebnisqualität. Das bedeutet nicht nur ‚überleben', sondern ‚gesund überleben'", fasste Zemlin gleich zu Beginn des Gespräch das zusammen, was Frühgeborenen-Medizin heute auszeichne. "Früher schaute man in diesem Bereich mehr auf die Zahlen. In den vergangenen zehn, fünfzehn Jahren hat man aber zunehmend Qualitätsindikatoren entwickelt, mit denen man feststellen kann, dass es dem Kind auch gut geht." Damit hätten Kinder, die noch vor Jahren gerade so ein Chance auf ein Überleben gehabt hätten, heute eine deutlich verbesserte Ausgangsposition. "Und das kann man nur feststellen, wenn man systematisch solche Qualitätsindikatoren erhebt."

Vor diesem Hintergrund gehe es bei der Versorgung von Frühgeborenen und der Betreuung der Eltern um einen engen Schulterschluss der Disziplinen der Kinderheilkunde, "das ist ein klassisches Beispiel, bei dem man zusammenarbeiten muss. In dem Moment, in dem der Mutter eine Frühgeburt oder dem Kind eine Fehlbildung droht, und sie unser Haus betritt, beginnt die interdisziplinäre Betreuung." Dabei helfe es nicht, wenn man die Situation nur rosig beschreibe, "also ist man bemüht, die Eltern realistisch zu informieren und die Hoffnungen zu machen, die es wirklich gibt." Franz-Erich Solomayer verwies hier auf die zahlreichen Informationsangebote seiner Klinik, "hier zeigen wir das gesamte Spektrum der medizinischen Möglichkeiten, über die wir verfügen." Zu diesen Möglichkeiten gehört auch die Arbeit des Kinder-Herzchirurgen Hashim Abdul-Khaliq. Er betonte die große Bedeutung der vorgeburtlichen Diagnostik, die es ermögliche, Eltern rechtzeitig zu informieren und auch die Geburt genau zu planen - um unmittelbar entsprechend nötige Schritte im Falle einer vorliegenden und frühzeitig erkannten Schädigung des Neugeborenen einzuleiten.

All diese Möglichkeiten sind am UKS in einem so genannten Perinatal-Zentrum der Stufe 1 zusammengefasst - das steht für den höchsten, in Deutschland vergebenen Standard. Michael Zemlin: "Das ist das Maximum an Versorgung und bedeutet, dass Kinder mit allen Erkrankungsgraden, einschließlich schwerstkranker Kinder, hier in Homburg betreut werden können. Hier gibt es ganz klare Definitionen für das, was man anbieten muss: Man braucht einen Herzspezialisten, man braucht einen Kinderchirurgen, man braucht natürlich eine Geburtshilfe, die sich auf die Frühgeburtlichkeitsbetreuung, aber auch Verhinderung, spezialisiert hat." Ganz wichtig, neben der 24-Stunden-Verfügbarkeit von Neugeborenen-Intensivmedizinern, sei auch ein entsprechender Personalansatz für die Pflege. "Ein Frühgeborenes wird von einer Pflegekraft betreut, der Schlüssel ist eins zu eins." Einen Blick in die Zukunft warf am Freitag Ludwig Gortner, der in der Stammzellenforschung einen wichtigen Schritt hin zur Behandlung von Frühgeborenen sieht, "aber das wird noch Jahre dauern, bis das in die Kliniken kommt".

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Professor Michael Zemlin, seit November 2016 Direktor der Klinik für Allgemeine Kinderheilkunde und Neonatologie am Universitätsklinikum in Homburg, wurde 1968 in Berlin geboren. Von 1988 bis 1995 studierte er Medizin an der Freien Universität Berlin. Vor seiner Berufung nach Homburg war er leitender Oberarzt und stellvertretender Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin an der Uni Marburg. Zemlin ist verheiratet und hat zwei Söhne.

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