Galerie Julia Johannsen Perfekte Mischung macht Lust auf Kunst

Homburg · In der Homburger Innenstadtgalerie von Julia Johannsen stellen derzeit fünf sehr eigenständige Künstler aus: Zu sehen gibt’s Malerei, Fotografie, Skulpturen und Design.

 Malerei, Fotografie, Design, Videografie, Gespräche: Julia Johannsen lieferte mit der Vernissage zu „Der perfekte Mix“ eben den perfekten Mix.

Malerei, Fotografie, Design, Videografie, Gespräche: Julia Johannsen lieferte mit der Vernissage zu „Der perfekte Mix“ eben den perfekten Mix.

Foto: Thorsten Wolf

Wenn etwas perfekt ist, dann ist es per Definition nicht mehr zu verbessern. Wer etwas Perfektes erschaffen will, der legt sich folgerichtig die Messlatte auf den höchstmöglichen Punkt.

Nun könnte man meinen, die Homburger Künstlerin und Galeristin Julia Johannsen habe mit ihrer aktuellen Ausstellung „Der perfekte Mix – Music, Art, Design“ eben das als Ziel verfolgt, etwas Makelloses erschaffen zu wollen. Doch wer Johannsen kennt, der weiß, dass sie alles tut – nur nicht eindimensional und plump denken und agieren. Viele ihrer Ziele verstecken sich hinter einem dritten, vierten und fünften Gedanken. Denen zu folgen, das ist neben der Kunst, die sie regelmäßig in ihrer Galerie in der Saarbrücker Straße präsentiert, der eigentliche Genuss von Johannsens Arbeit. Ganz gleich, ob als Galeristin oder als Künstlerin.

Was also hat es auf sich, mit dem Etikett „perfekter Mix“? Alleine das In-Betracht-Ziehen des Begriffs „Perfektion“ lässt vor dem geistigen Auge einiges vorbeihuschen – so natürlich auch dieses legendäre Zitat des französischen Schriftstellers Antoine de Saint-Exupéry: „Perfektion ist nicht dann erreicht, wenn es nichts mehr hinzuzufügen gibt, sondern wenn man nichts mehr weglassen kann.“

Betrachtet man die Faktenlage, dann stellen derzeit mit Susann Wanner, Diana Göttermann, Sebastian Rauch, Alexey Pudinov und Johannsen selbst fünf sehr eigenständige Künstler in der Saarbrücker Straße aus. Malerei, Fotografie, Skulpturen und Design wechseln sich auf den drei Etagen der Galerie ab, mischen sich. Mischen sie sich? Darüber mag man als Betrachter trefflich sinnieren. Eine bessere Formulierung: Sie finden sich. Im Raum, in der Korrespondenz untereinander. Aus der Ferne ergibt das ein Gesamtbild, da also eine Mischung. Glücklicherweise aber ist es am Ende die klare Erkennbarkeit der einzelnen Werke in ihrer Form- und Farbensprache, die eben dem Gesamtbild eher den Charakter eines gelungenen Mosaiks geben.

Ob das nun perfekt ist? Darüber gilt es eigentlich gar nicht nachzudenken. Oder: Genau darüber gilt es nachzudenken. Tatsächlich verschwindet der Wunsch, die Ausstellung unter eben diesem Titel zu betrachten bei der Betrachtung der einzelnen Werke. Denn Perfektion hat immer auch etwas mit funktionaler Kälte zu tun, mit Unfehlbarkeit, mit dem Fehlen des möglichen Diskurses. Wenn etwas perfekt ist, dann ist seine Geschichte erzählt. Da gibt es keinen Raum für alternative Betrachtungsweisen. Perfektion steht für Vollkommenheit und eben Unfehlbarkeit. Doch beides ist dem Menschen und seinem Tun nicht wirklich gegeben. Und das gilt auch für Johannsens aktuelle Ausstellung.

Doch bedeutet das nun, dass die ausgestellten Werke und ihre Präsentation nicht perfekt sind? Dass die Zusammenstellung, eben der Mix, vom Unterlaufen der hoch gelegten Messlatte kündet? Nein, denn Kunst lebt immer von der von ihr erzeugten Lust, über sie zu sprechen, sich mit ihr auseinander zu setzen, sich an ihr zu reiben und Stellung zu beziehen. Damit ist und bleibt sie der Gegenentwurf zur kalten Vollkommenheit – und erlangt eben genau dann den Zustand der ihr ganz eigenen Perfektion.

Damit verdient sich Johannsens aktuelle Ausstellung wahrlich den Rang der künstlerischen Perfektion, gleich ob mit Blick auf die Einzelexponate oder in ihrer Gesamtpräsentation. Alles zusammen und die Erwartung, wieder etwas Anderes und Neues zu entdecken und zu erleben, das lockte am Samstagabend erneut zahlreiche Gäste zur offiziellen Ausstellungseröffnung. Was hier, und auch das nicht zum ersten Mal, deutlich wurde: Johannsen gelingt es immer wieder, neue Künstler und Kunstformen in ihre Konzepte einzubinden, diesmal mit dem Rapper Al Perignon, der beim „perfekten Mix“ für die Musik sorgte. Und diese Lust auf Neues führt auch immer wieder dazu, dass sich neben „Stammgästen“ in ihrer Galerie auch immer wieder neue Gäste finden – ganz abseits der „üblichen Verdächtigen“.

Also mixte Johannsen auch hier am Samstag etwas Perfektes zusammen, quasi eine Kleinigkeit von Rang. Und da wäre man dann ganz schnell bei Leonardo da Vinci: „Kleinigkeiten sind es, die Perfektion ausmachen, aber Perfektion ist alles andere als eine Kleinigkeit.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort