Konzert Nach mehr als 40 Jahren noch immer so gut wie früher

Homburg · Die Rock-Legenden von Lake versetzten am vergangenen Samstag ihr Publikum im Musikpark Homburg wieder in die 70er Jahre.

 Mehrstimmigen Chorgesang und  Rockmusik vom Feinsten gab es beim Konzert von Lake im Musikpark an der Homburger Entenmühle.

Mehrstimmigen Chorgesang und  Rockmusik vom Feinsten gab es beim Konzert von Lake im Musikpark an der Homburger Entenmühle.

Foto: Sebastian Dingler

Deutsche Rockbands der 70er Jahre spielten oft einen ganz eigenen, nur hierzulande vorkommenden Stil, der dann folgerichtig von englischen Musikjournalisten als Krautrock bezeichnet wurde. Oder sie waren wie Ton Steine Scherben die Vorläufer des von Bap, Udo Lindenberg und Marius Müller-Westernhagen geprägten Deutschrocks. Einige wenige Bands aber passten weder in das eine noch das andere Genre, weil sie sich kaum von ihren britischen oder amerikanischen Vorbildern unterschieden. Wenn dann noch wie bei den 1973 gegründeten Lake ein schottischer Sänger am Mikrofon stand, wies noch nicht mal der deutsche Akzent auf die Herkunft der Band hin.

Ian Cussick heißt der Mann, der am vergangenen Samstag mit seiner Band in Homburg auftrat. Kurios ist, dass der Sänger schon 1974 Lake verließ und erst 2012 wieder dazustieß. Das dürfte eine der längsten Abstinenzen der Rockgeschichte sein. In der Zwischenzeit hatte Cussick einen Disco-Hit mit „Shame, Shame, Shame“ und sang die Kinoversion von „Like Ice in the Sunshine“ ein. Dass er immer noch eine bemerkenswert gute Stimme hat, konnten die 220 Zuhörer im Musikpark schnell feststellen. Unglaublich jugendlich und sehr souverän in den Höhen sang sich der Schotte durchs Repertoire, dem allerdings ein wichtiges Stück fehlte: Der Song „Time Bomb“ konnte sich 1977 sogar in den US-Charts platzieren.

„Das mussten wir weglassen, weil wir einen anderen Schlagzeuger dabei hatten, das wollten wir nicht ungeprobt spielen“, erklärte hinterher Keyboarder Jens Skwirblies diesen Umstand. In der Tat war der etatmäßige Schlagzeuger Mickie Stickdorn kurzfristig aus familiären Gründen ausgefallen. Mit Eddie Filipp saß dann zwar ein hochkarätiger Ersatz hinter den Trommeln. „Eddie kennt das Zeug und hat schon mal ausgeholfen, wir haben auch in seinem Studio Schlagzeug-Aufnahmen gemacht“, erzählte Skwirblies.

Auch ohne „Time Bomb“ hörte das Publikum ein prima Rock-Konzert, denn außer Cussicks Stimme verfügte die Band über zwei weitere Attraktionen: den schon erwähnten Tastenmann Skwirblies und den wirklich außergewöhnlich versierten Gitarristen Alex Conti. Der erinnerte manchmal an Carlos Santana und manchmal an Eric Clapton. Das war solides Rockgitarrenspiel auf internationalem Niveau. Dabei verwendete Conti überraschend nur ein einziges Effektpedal – manchmal ist weniger eben doch mehr. Neben Coversongs von Steely Dan zitierte die Band gerne aus der Musikgeschichte: The Whos „Pinball Wizard“ hörte man da, auch James Brown mit „Sex Machine“ oder Stevie Wonders „Superstition“ klangen an. Das wurde in Lake-Songs eingebaut, wenn es gerade passte. Etwas ungewöhnlich war der Umstand, dass bei der Zugabe der Titel „On the run“ wiederholt wurde – aber das war eben auch den besonderen Umständen geschuldet.

Die Zuhörer waren hinterher insgesamt zufrieden, mit kleinen Abstrichen. So etwa Uli Geib aus Ramstein: „Es war soweit ganz gut, aber manche Coversongs hätten sie nicht spielen brauchen. Ich bin Lake-Fan, hab’ die schon in den 70ern gesehen. Das letzte Lied war sogar eine Wiederholung, da hätte ich mehr ältere Lieder erwartet.“ So sah das auch Uwe Binder, ebenfalls aus Ramstein: „Das sind Spitzenmusiker! Es war richtig klasse, bis auf die Tatsache, dass sie so viele Coversongs gespielt haben, da hätten sie ruhig ein paar ältere, nicht so bekannte Lieder spielen können.“ Udo Oster, im Vorprogramm als Sänger der Blies Blues Band aktiv, meinte: „Das Konzert war gut. Da haben zwar ein paar Highlights gefehlt und sie haben dafür „On the run“ zweimal gespielt, aber insgesamt war’s schön, vor allem die Chorstimmen.“

Den tollen Chorgesang – Conti sang teilweise noch über der hohen Stimme von Cussick – lobte auch Sonja Hewer, die selbst schon mit ihrer Band Sonic Season im Musikpark aufgetreten war: „Es war extrem genial von den Stimmen her, unheimlich sauber. Es gab auch gar keinen Verspieler und hat gegroovt ohne Ende, ich fand’s supergut.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort