Musik voller Licht und Leben

Homburg. Leuchtspuren zur faszinierenden Welt der Kammermusik hinterließen die "Homburger Kammermusiktage" am Mittwoch und Donnerstag. Es waren lichtvolle Momente unter anderem für den begnadeten Schweizer Hornisten Bruno Schneider. In Mozarts Hornquintett Es-Dur KV 407 zusammen mit dem Vogler Quartett kam seine feine Modulationskunst voll zur Geltung

Homburg. Leuchtspuren zur faszinierenden Welt der Kammermusik hinterließen die "Homburger Kammermusiktage" am Mittwoch und Donnerstag. Es waren lichtvolle Momente unter anderem für den begnadeten Schweizer Hornisten Bruno Schneider. In Mozarts Hornquintett Es-Dur KV 407 zusammen mit dem Vogler Quartett kam seine feine Modulationskunst voll zur Geltung. Auch im Adagio und Allegro für Horn und Klavier op. 70 von Schumann spürte man die gesangliche Grundstimmung eines Künstlers, der auch Gesang studiert hat. So konnte man das Urteil von Schumanns Gattin Clara bei der Uraufführung 1849 zusammen mit dem Dresdner Hornisten Schlitterau nachvollziehen, das Werk sei "prächtig, frisch und leidenschaftlich". Ihren Part übernahm am Mittwoch so versiert wie umsichtig Gerald Fauth. So auch am Donnerstag in Beethovens musikantisch angelegter Hornsonate F-Dur op. 17. Ganz eigene Leuchtspuren in den etwas ungewohnten Klangfarben ihres Instrumentes hinterließ die Schweizer Akkordeonvirtuosin Viviane Chassot. Sie war kurzfristig für die erkrankte Mie Miki eingesprungen und zwang am Mittwoch sich und ihr Publikum zu höchster Konzentration im avantgardistischen "Stretto" ihres Landsmannes Christoph Neidhoefer. In der fingerflinken Bearbeitung der 1878 entstandenen Klaviersonate e-Moll von Haydn bewährte sich einmal mehr der bruchlose Registerübergang ihrer Einzelbässe in den Diskantbereich der rechten Hand. In "Mignon" für Sopran und Streichquartett benutzte Aribert Reimann die Schubert-Lieder "Nur wer die Sehnsucht kennt", "Heiß mich nicht reden" und "So lasst mich scheinen" zu einer episodisch entwickelten Quartett-Form, in die der Sopran als obligate fünfte Stimme eingewoben ist. So durfte man seinen vertrauten Schubert ganz neu hören. Der schlanke, biegsame Sopran der Sängerin, ihre lyrische Verinnerlichung der Goethe-Texte, aber auch das feine Klanggewebe des Vogler Quartetts konnten schon süchtig machen und erhielten langen Applaus. Überaus subtil handhabte Julian Arp als musikalischer Gast sein Cello in der "Suite Populaire Espagnol" von Manuel de Falla. Die Interpretation zusammen mit dem Pianisten Gerald Fauth stand dem dunkel getönten Mezzosopran der originalen "Canciones populares" in nichts nach. Singende Instrumente waren nach Dvoraks Es-Dur-Quartett am Mittwoch auch donnerstags vor allem in Schuberts großartigem Streichquintett C-Dur D 956 angesagt. Neben dem Vogler Quartett übernahm Julian Arp die zusätzlich verlangte Cellostimme. Mancher Besucher war nur wegen dieses klingenden, kurz vor dem Tod des Komponisten nieder geschriebenen Vermächtnisses gekommen, wegen der geradezu sinfonischen Klangpracht des Kopfsatzes und des Scherzos, wegen des Finalsatzes zwischen volkstümlicher Ausgelassenheit und Resignation und - unter all dem - wegen des über letzten Rätseln meditierenden Adagio-Satzes mit seinem schroff hereinfahrenden Mittelteils in f-Moll. Der Beifall und die Bravorufe wollten kein Ende nehmen. Aber nach einem solchen Werk verbietet sich jede weitere Zugabe.

Auf einen BlickDas vorletzte Konzert der "Homburger Kammermusiktage" an diesem Samstag, 20 Uhr, im Saalbau bietet Kostbarkeiten wie die Bagatellen für Akkordeon, zwei Violinen und Cello von Antonin Dvorak, das Klaviertrio nach irländischen Volksmelodien von Frank Martin und das 1940 entstandene Klavierquintett g-Moll von Dmitri Schostakowitsch.Mit einem fröhlichen Familienkonzert am Sonntagmorgen ab elf Uhr klingt im Saalbau die Kammermusikwoche aus. Das Vogler Quartett und seine musikalischen Gäste warten mit vielen Überraschungen auf als Begleitmusik zur Preisübergabe an die Erbacher Luitpoldschule für ihr besonderes musikalisches Engagement. Kinder und Jugendliche bis 18 Jahren haben auch hier freien Eintritt. ic

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort