Mitgliedschaft ja, Mitarbeit eher weniger

Homburg · Es engagieren sich immer weniger Gläubige in den Gremien der beiden großen Kirchen. Grund für uns, nachzufragen, wie unsere Leser die derzeitige Situation der Kirchen einschätzen und wie sich diese für die Zukunft aufstellen müssen.

Wenngleich sich viele Leserinnen und Leser unserer Zeitung nicht aktiv innerhalb einer der beiden großen Kirchen in Deutschland engagieren, scheint das Interesse am Thema Kirche nach wie vor groß. An unserer kleinen Blitzumfrage haben sich knapp 200 Personen aus dem gesamten Saarpfalz-Kreis beteiligt. Damit ist sie nicht repräsentativ, lässt aber durchaus einige wichtige Rückschlüsse zu. So ist eine deutliche Mehrheit der Befragten überzeugt davon, dass Kirche auch weiterhin Zukunft hat und eine wichtige Rolle spielen soll und muss. Aber gleichwohl fordern viele, dass sie sich ändern, mehr auf die Gläubigen zugehen muss, statt sich zu sehr mit sich selbst zu beschäftigen.

In unserer ersten Frage wollten wir zunächst einmal wissen, wie es mit der Mitgliedschaft in der Kirche aussieht. "Sind Sie Mitglied in der Kirche?", lautete unsere Frage. 78 Prozent antworteten mit "Ja", 22 mit "Nein". Anders sieht es aus, was die Arbeit in ehrenamtlichen Gremien der Glaubensgemeinschaften betrifft, hier hält sich das Engagement doch sehr zurück. "Engagieren Sie sich in einem Presbyterium oder in einem Pfarrgemeinderat?", lautete unsere zweite Frage. Hier antworteten lediglich vier Prozent mit "Ja", 96 Prozent arbeiten nicht aktiv mit. Unsere dritte Frage lautete "Hat Kirche noch Zukunft?". 55 Prozent antworteten mit "Ja", 16 Prozent mit "Nein", immerhin 29 Prozent mit "Weiß nicht". Unsere vierte Frage betrifft ein Thema, das derzeit landesweit heiß diskutiert wird - sie lautete: "Finden Sie es richtig, dass immer häufiger Kreuze aus Schulsälen oder Amts- und Gerichtsgebäuden entfernt werden?". Das Ergebnis fällt deutlich aus: 72 Prozent antworteten mit "Nein", sind also nicht einverstanden mit dem Vorgehen und wollen das Kruzifix als Sinnbild christlichen Glaubens auch in öffentlichen Gebäuden hängen sehen. 22 Prozent antworteten mit "Ja", für sie gehört das Kreuz nicht in solche Institutionen. Sechs Prozent haben dazu keine Meinung, antworteten mit "Weiß nicht".

In Frage fünf unserer kleinen Umfrage wollten wir schließlich wissen, was sich in den beiden Kirchen ändern sollte beziehungsweise müsste und wie die Befragten die künftige kirchliche Schwerpunktarbeit sehen. Immer wieder wurde hierzu die Meinung geäußert, die beiden Glaubensgemeinschaften kümmerten sich viel zu sehr um sich selbst, anstatt auf die Bedürfnisse der Gläubigen einzugehen. Der Mensch müsse im Mittelpunkt stehen. Ein Schwerpunkt kirchlichen Tuns müsse auf die Jugendarbeit gelegt werden, diese sei unerlässlich, sei sie doch Grundstock dafür, dass sich Kinder und Jugendliche von heute später im Erwachsenenalter in den Laiengremien engagierten, war Meinung einiger Leser . Dazu müssten halt auch junge Menschen begeistert werden. Deshalb solle die Kirche fortschrittlich werden, sich modernisieren, ist die Meinung vieler. Das bedeute für die Leser durchaus, sich auf lieb gewonnene Traditionen zu besinnen und diese in die Moderne zu übertragen.

Die Ehelosigkeit bei katholischen Priestern steht seit langem in der Diskussion und beschäftigt viele Katholiken, wie unsere Umfrage deutlich zeigte. Hier fielen die Meinungen einhellig aus: Das Zölibat sollte abgeschafft werden. Zu diesem Thema gab es im Übrigen die meisten Wortmeldungen. Aber auch die Themen Gleichstellung von Mann und Frau sowie gleichgeschlechtliche Ehen dürften von der katholischen Kirche nicht mehr hintenan gestellt werden. Eine immer wieder geäußerte Forderung an die katholischen Kirche betrifft die Missbrauchsfälle, diese sollten endlich umfangreich aufgeklärt werden. Vielen Befragten ist es ein Anliegen, dass sich die Kirchen, hier insbesondere die protestantische, aus der Politik heraushalten. "Die Kirche darf sich nicht zum verlängerten Arm von Parteien machen."

 Die beiden großen Kirchen bieten einiges an, das über den üblichen Gottesdienst hinausgeht. Hier ein Archivfoto von der „Nacht der Kirchen“ in der Stadtkirche in Homburg. Foto: Evangelischer Kirchenkreis Saar

Die beiden großen Kirchen bieten einiges an, das über den üblichen Gottesdienst hinausgeht. Hier ein Archivfoto von der „Nacht der Kirchen“ in der Stadtkirche in Homburg. Foto: Evangelischer Kirchenkreis Saar

Foto: Evangelischer Kirchenkreis Saar

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Zur SacheSZ-Umfrage-Center: Es gibt viele Themen, die die Saarländer bewegen und die intensiv diskutiert werden. Damit die Meinung der Leser in Zukunft noch größere Beachtung findet, hat die Saarbrücker Zeitung ihr Umfrage-Center neu gestaltet. Wer da mitmachen möchte, muss sich einmalig registrieren. Und wer schon an Befragungen unter sz-umfrage.de teilgenommen hat, kann seine Login-Daten weiter nutzen.Umfrage-Teilnehmer werden mit Punkten belohnt. Ab 20 Punkten können diese in verschiedene Einkaufsgutscheine umgewandelt werden. klö

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