Psychologisches Angebot für Kinder Miteinander reden kann Gefühlsexplosion verhindern

Homburg · Psychologische Beratungsstelle des Saarpfalz-Kreises in Homburg bietet regelmäßige Treffen für Kinder an, die unter der Trennung ihrer Eltern leiden.

 Kinder leiden besonders unter der Trennung ihrer Eltern. Für sie gibt es im Saarpfalz-Kreis ein interessantes Angebot.

Kinder leiden besonders unter der Trennung ihrer Eltern. Für sie gibt es im Saarpfalz-Kreis ein interessantes Angebot.

Foto: picture alliance / dpa/Julian Stratenschulte

Konzentriert arbeiten acht Kinder daran, bunte Luftballons zu beschriften: „Angst“, „wütend“, „traurig“ steht da zu lesen – Gefühle der Kinder in Bezug auf die Trennung ihrer Eltern. Einmal wöchentlich treffen sich die Kinder, alle im Alter von neun bis zwölf Jahren, im Gruppenraum der Psychologischen Beratungsstelle des Saarpfalz-Kreises, heißt es in einer Pressemitteilung der Kreisverwaltung.

Die beiden Gruppenleiter stellen den Kindern nun die Aufgabe, ihre Luftballons in eine Tonne zu pressen und erklären, dass durch das Entstehen von vielen Gefühlen auf engstem Raum, wie im Innern des Körpers, ein Gefühlsstau entstehen kann. Die Reaktion eines „Gefühlsstaus“ wird den Kindern demonstriert, indem weitere Luftballons in die Tonne gepresst werden. Neugierig und aufmerksam beobachten die Kinder, dass einzelne Ballons platzen oder aus der Tonne entweichen.

Diplom-Sozialarbeiter Christian Eckhardt-Schug erläutert der Gruppe am Beispiel eines Vulkans, wie nicht gezeigte Gefühle einen Gefühlsstau verursachen und es bei zu viel Druck ebenfalls zu einer plötzlichen, gewaltigen Explosion kommen kann.

Wie eine solche „Gefühlsexplosion“ verhindert werden kann, erklärt dann seine Kollegin, Diplom-Psychologin Elke Desgranges. Wichtig sei, über Gefühle rechtzeitig zu sprechen oder sie in anderer Form auszudrücken.

Das Gruppenangebot für Kinder getrennter Eltern wird zum zweiten Mal von der psychologischen Beratungsstelle durchgeführt. Das präventiv ausgerichtete Programm umfasst insgesamt 14 wöchentliche Treffen. Es soll Kindern, die von der Trennung ihrer Eltern betroffen sind, helfen, die damit einhergehenden Veränderungen und Belastungen in der Familie zu bewältigen. Ein wesentliches Ziel ist, dass die Kinder lernen, ihre Gefühle besser zu verstehen und ihnen Ausdruck zu verleihen. Sie erleben in der Gruppe, dass sie mit ihren Erfahrungen nicht alleine sind, was entlastend wirkt und gegenseitige Unterstützung möglich macht.

Eltern machen sich häufig Sorgen, wenn ihre Kinder nach der Trennung traurig wirken, schulische Leistungen nachlassen oder aggressives Verhalten auftritt. In Vorträgen für Eltern, zum Beispiel im Rahmen von Elternabenden in Kitas oder Schulen, klären Mitarbeiter der Beratungsstelle darüber auf, welche Reaktionen nach einer Trennung für welche Altersgruppe typisch sind und wie Eltern ihre Kinder in dieser schwierigen Zeit unterstützen können. Sind Eltern sehr unsicher, wie sie das Verhalten ihres Kindes einschätzen sollen, kann in einer Einzelberatung mit ihnen und dem Kind geklärt werden, welcher Unterstützungsbedarf genau besteht.

Wenn Konflikte der Eltern auch nach einer Trennung andauern, die Kinder möglicherweise sogar in diese einbezogen sind, besteht ein erhebliches Risiko, dass sie durch die große Belastung seelische Probleme oder Verhaltensauffälligkeiten entwickeln. Daher gehören zur Angebotspalette der Beratungsstelle auch die Elternberatung sowie die Mediation. Letztere hat das Ziel, bei Streitigkeiten zwischen den Eltern, zum Beispiel um die Besuchsregelung, zu vermitteln und einvernehmliche Lösungen zu erarbeiten. In hochstrittigen Fällen können Umgangskontakte auch in der Beratungsstelle stattfinden und von einem Berater begleitet werden.

Neben den Angeboten rund um das Thema „Trennung und Scheidung“ erhalten Familien in der Psychologischen Beratungsstelle des Saarpfalz-Kreises Beratung zu folgenden Themen: Erziehungs- und Entwicklungsfragen, Kindergarten- und Schulprobleme, Konflikte in der Familie, Ablösungskonflikte in der Pubertät, Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern und Jugendlichen.

Die Beratung ist vertraulich, die Berater unterliegen der Schweigepflicht. Alle Unterstützungsangebote sind kostenlos und nicht an Überweisungen gebunden.

Interessierte können persönlich, telefonisch oder per E-Mail Kontakt aufnehmen bei der Psychologischen Beratungsstelle des Saarpfalz-Kreises, Am Forum 3, Homburg, Telefon (0 68 41) 1 04 80 85, Fax (0 68 41) 1 04 72 23, E-Mail: psych-beratungsstelle@saarpfalz-kreis.de.

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