Bundestagswahl Mit vielen Schritten nach Berlin

Homburg · Die besten Chancen auf ein Direktmandat nach Berlin haben im Wahlkreis 299, zu dem auch der Saarpfalz-Kreis gehört, Esra Limbacher (SPD) und Markus Uhl (CDU). Wir haben sie begleitet, heute: mit Uhl am Infostand.

 Markus Uhl (CDU) suchte gestern Vormittag am Wahlkampfstand auf dem Homburger Christian-Weber-Platz das Gespräch mit Passanten.

Markus Uhl (CDU) suchte gestern Vormittag am Wahlkampfstand auf dem Homburger Christian-Weber-Platz das Gespräch mit Passanten.

Foto: Ulrike Stumm

Morgens um 5 Uhr aufstehen, abends nicht vor 22 Uhr nach Hause kommen: In Wahlkampfzeiten ist das für Markus Uhl (CDU) normal, und das dazu gehörende latente Schlafdefizit ist es irgendwie auch. Seit Mitte Juni steht offiziell fest, dass er als Direktkandidat für die CDU bei der Bundestagswahl im Wahlkreis Homburg ins Rennen geht. Und ab diesem Zeitpunkt begann für ihn die heiße Phase. Aktionen am Werkstor, Haustürgespräche, Austausch an Infoständen, Bürgeranfragen beantworten, bei Veranstaltungen auftauchen. Schlicht Präsenz zeigen, ein offenes Ohr haben, seine Ansichten verteten. Ob er sich nun für Unternehmen einsetzt oder für die Menschen, selbst für Einzelfälle. Er hört gerade einer Frau zu, die neben anderem mit massiven Problemen bei der Krankenversicherung im Alter zu kämpfen hat. „Schicken Sie mir das Schreiben zu“, sagt er, bevor die Passantin sich weiter auf den Weg macht. „Es ist häufig so, dass die Leute mit absoluten Spezialfällen kommen, die aber individuell erschütternd sind“, berichtet Uhl. Auch sie sind ihm ein Anliegen. Er will sich kümmern, schreibe dann an die Leitung von Behörden oder von Sozialversicherungen.

Uhl steht an diesem Dienstagmorgen bei schönem, aber durchaus frischem Herbstwetter am Stand seiner Partei auf dem Homburger Christian-Weber-Platz. Die Stimmung ist gelöst, obwohl „die Konkurrenz“ gleich nebenan zu finden ist. „Ist er das?“, fragt ein älterer Herr, als er an Uhl vorbeiläuft, der direkt vor dem Plakat mit seine Konterfei steht. „Mitgliedsantrag ist hinten drin“, ruft ihm einer der Helfer vom CDU-Stand augenzwinkernd hinterher, nachdem er dem potenziellen Wähler einen Infoflyer in die Hand gedrückt hat.

Es ist durchaus etwas los, Frauen mit Kinderwagen kommen vorbei und Menschen, die mitten in den Einkäufen fürs Mittagessen stecken. Manche bleiben stehen, trinken einen Kaffee, andere hasten vorüber. Und Markus Uhl mittendrin. Dass er Spaß an der Sache hat, sagt er nicht nur, das sieht man. Er hört zu, schüttelt Hände, grüßt, verteilt Gummibärchen und Kulis – ein Muss, allein über 40 000 orangefarbene CDU-Stifte haben sie für den Wahlkreis anfertigen lassen. An die Plakate mit seinem Gesicht, die jetzt an vielen Stellen hängen, habe er sich gewöhnt, nicht aber daran, von wie vielen er jetzt gegrüßt wird.

Der Terminkalender des 37-Jährigen ist randvoll, und wenn er zwischendurch aufs Smartphone schaut, ist auch das zugepackt mit neuen Mitteilungen. „Krank werden ist nicht“, lacht Uhl. Genügend Bewegung bekommt er immerhin, denn Wahlkampf ist auch Beinarbeit: „Die 10 000 Schritte packe ich jeden Tag.“ Das kommt vor allem durch die „Hausbesuche“. Es kostete zwar anfangs schon Überwindung, an den Türen zu klingen, doch seine Erfahrungen sind positiv. „Die Leute sind nett“, so Uhl. Zu 95 Prozent seien die so Überraschten freundlich, zu 80 Prozent bekomme er positive Rückmeldungen. Natürlich erlebt er auch Diskussionen, und er hört von Ängsten. Eines der großen Themen: die Dieselkrise. Zum einen bangen die Menschen um Arbeitsplätze – kein Wunder in Homburg, wo einer der größten Arbeitgeber auf diese Technologie setzt. Zum anderen geht es den Menschen aber auch um ihre Mobilität: Der Handwerker wolle wissen, ob er in Zukunft mit seinem Transporter noch zu den Kunden fahren kann, so Uhl. Klare Aussagen fordert er daher und lehnt ein Fahrverbot ab.

Uhl ist politik- und wahlkampferprobt. Als Jugendlicher trat er in die Partei ein. Dabei war es nicht seine Familie, sondern der Politiklehrer am Saarpfalz-Gymnasium, der ihm neutral, aber sehr fundiert den kritschen Blick beigebracht habe und auch das Bewusstsein, dass Demokratie vom Mitmachen lebt. Er hat’s jedenfalls beherzigt. Von der OB-Direktwahl bis zur Kommunalwahl: Er war als Unterstützer schon überall dabei. Nur tat er’s da für andere, jetzt steht er im Mittelpunkt, hat selbst ein Helferteam, eine Handvoll sind es im engeren Kreis.

Er will nach Berlin – das ist ganz klar. Seine Chance? Er ist optimistisch, zugleich Realist: „Ein Selbstläufer ist das nicht.“ Aber: „Wenn man ein politischer Mensch ist, dann gibt es nichts Reizvolleres als Bundespolitik zu gestalten“, sagt er. Dabei hat er den Koffer schon häufiger beruflich für Berlin gepackt. Zum einen, weil er als Nachrücker bereits jetzt dem Bundestag angehört, zum anderen weil er auch bisher schon in Bundesgremien vertreten war. Die Flugverbindung vom Saarland in die Bundeshauptstadt ist für ihn daher relevant.

Natürlich habe er das Ganze zuallererst mit seiner Frau besprochen, sie unterstützt ihn, arbeitet ganz konkret mit. Etwa wenn sie Werbemittel und Texte noch einmal durchschaut.

Übrigens haben die beiden nicht nur die Wahl auf dem Schirm, sondern auch Persönliches: Am 7. Oktober wollen sie auch kirchlich heiraten, danach soll es in verkürzte Flitterwochen gehen.

Und was hat er sich für den 24. September vorgenommen? Gottesdienst, wählen, dann auf die Couch, endlich mal die Beine hochlegen – wenn’s die Nervosität zulässt.

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