Neuer Reiseführer Mit Kopfhörern durch das Museum

Schwarzenacker · Menschen mit Hörschäden können die Attraktionen in Schwarzenacker künftig angenehmer erleben.

 An einer solchen mobilen Hörunterstützungsanlage hätte wohl auch der gute Caesar seine Freude gehabt, das System soll nun nicht nur im Römermusem, sondern bei Bedarf in der ganzen Biosphäre die Geschichte akustisch komfortabler und für Hörgeschädigte besser erfahrbar machen.

An einer solchen mobilen Hörunterstützungsanlage hätte wohl auch der gute Caesar seine Freude gehabt, das System soll nun nicht nur im Römermusem, sondern bei Bedarf in der ganzen Biosphäre die Geschichte akustisch komfortabler und für Hörgeschädigte besser erfahrbar machen.

Foto: Thorsten Wolf

Pressekonferenzen sind an sich nun nichts wirklich Neues. Im Römermuseum in Schwarzenacker allerdings überraschten der Saarpfalz-Kreis und die Stadt Homburg am Mittwoch dann aber doch mit etwas, was es bislang so noch nie im Biosphären-Reservat Bliesgau gegeben hat. Und damit war dann folgerichtig nicht die Neuaufauflage des Reiseführers „Biosphäre Bliesgau für dich und mich ...“ gemeint, vorgestellt von Wolfgang Henn, dem Leiter der Saarpfalz-Touristik. Auch die zweite Auflage des Veranstaltungskalenders „Gärten mit Geschichte“, präsentiert von Bernhard Becker, dem Fachbereichsleiter Kultur- und Heimatpflege des Saarpfalz-Kreises, sicherte sich nicht den Sieg als „Neuigkeit des Tages“. Diese Auszeichnung ging an ein Projekt, mit dem nun Führungen im Römermuseum, aber auch in der Stadt Homburg und anderen erlebenswerten Orten im Biosphärenreservat Bliesgau auch für Menschen mit Höreinschränkung zu einem komfortablen Erlebnis werden sollen.

Konkret wurden in einer Kooperation zwischen der Saarpfalz-Touristik und dem „Netzwerk Hören“ 30 Funkempfänger angeschafft, die es ermöglichen sollen, Vorträge von Museums-, Stadt- und Gästeführern, diese sind dann mit einem Headset-Mikrofon ausgetattet, über Kopfhörer besser hören zu können. Für die Träger von Hörgeräten und so genannter Cochlea-Implantate (eine Hörprothese für Gehörlose ) wurden zudem 30 Induktionsschleifen angeschafft, die das Sprachsignal auch für diese Personengruppe empfangbar machen. Rund 10 000 Euro kostete die Anschaffung, 70 Prozent der Summe wurden dabei vom saarländischen Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Energie und Verkehr übernommen.

Rein organisatorisch ist diese neue „mobile Hörunterstüzungsanlage“ im Römermuseum beheimatet und wird dort von Sabine Emser und Simone Abel betreut. Doch die 30 Geräte können auch ausgeliehen werden und sollen Stadt-, Natur- und Museumsführern an anderen Orten in der gesamten Biosphäre bei der Betreuung von Besuchergruppen ebenfalls zur Verfügung stehen.

„Für uns alle, die wir noch in vollem Umfang unsere Sinne haben, ist das Wahrnehmen dessen, was wir haben, nicht schwer. Aber es gibt viele Menschen, bei denen die Sinneswahrnehmung nicht so gewährleistet ist. Und da ist es eine schöne Geschichte, dass wir zusammen mit dem ‚Netzwerk Hören‘ und mit diesen Geräten dafür sorgen können, dass Menschen auf diesem Weg Sprachinformationen aufnehmen können“, sagte Landrat Theophil Gallo. Dabei gehe es aber nicht nur darum, und auch das wurde in der Pressekonferenz deutlich, mit der neuen Hörunterstützungsanlage der Gruppe der Hörgeschädigten eine Teilnahme an Führungen zu erleichtern, sondern insgesamt den Hörkomfort bei solchen touristischen Angeboten zu erhöhen – auch für Menschen mit uneingeschränktem Hörvermögen.

Grundsätzlich, erläuterte Carola Heimann, die Leiterin von „Netzwerk Hören“, sei es Ziel des Projektes, Hörbarrieren zu überwinden. Da es sich aber eigentlich an jeden wende, spreche man inzwischen bei solchen Anlagen von „Hörkomfort, weil es eigentlich für jeden sehr angenehm ist, ein solches System zu nutzen.“ Beispielhaft wurde hier am Mittwoch die Situation einer Stadtführung beschrieben, die akustisch oft von Nebengeräuschen beeinflusst sei. Da biete sich das Kopfhörersystem auch für Hörgesunde an, da es eben diese Nebengeräusche, so den Autoverkehr, als Hörbeeinträchtigung weitgehend ausblende.

 Die Römer haben hier dereinst gewohnt. Das Freilichtmuseum ist ein attraktiver Anlaufpunkt für Touristen.

Die Römer haben hier dereinst gewohnt. Das Freilichtmuseum ist ein attraktiver Anlaufpunkt für Touristen.

Foto: Thorsten Wolf

Neben diesem neuen Angebot für Führungen hat die Saarpfalz-Touristik noch ein weiteres, multimediales Angebot zur touristischen Vermarktung in Planung. So sollen für Kommunen im Bereich der Biosphäre spezielle „Lauschtouren“ entwickelt werden. Damit haben Besucher die Möglichkeit, via App fürs Smartphone Touren durch Städte und Gemeinden zu machen und sich, entspechend unterstützt durch Beschilderungen, auf eigene Faust ein Bild zu schaffen. Als Kosten für dieses weitere Projekt wurden am Mittwoch eine Summe von 200 000 Euro genannt, die zu 85 Prozent durch so genannte „Leader“-Mitteln der Europäischen Union gefördert werden. Teil dieses Angebotes sollen dann auch Videos in Gebärdensprache sein, die das Audio-Angebot dieser neuen Smartphone-App ergänzen, hieß es weiter.

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