Mit Holunderwein ins Jenseits

Homburg. Mörderisch ging es am Donnerstagabend zum Auftakt der Theatersaison in Homburg zu: Mit der Krimikomödie "Arsen und Spitzenhäubchen" von Joseph Kesselring wollte das Berliner Kriminal Theater die Zuschauer auf heitere Art das Gruseln lehren

Homburg. Mörderisch ging es am Donnerstagabend zum Auftakt der Theatersaison in Homburg zu: Mit der Krimikomödie "Arsen und Spitzenhäubchen" von Joseph Kesselring wollte das Berliner Kriminal Theater die Zuschauer auf heitere Art das Gruseln lehren. Die Geschichte von den zwei reizenden alten Jungfern, die mit einem Lächeln auf den Lippen einsame ältere Herren mit Hilfe ihres äußerst köstlichen, aber vergifteten Holunderweins ins Jenseits befördern, nicht ohne zuvor gewissenhaft nach ihrer Konfession zu fragen, zwecks entsprechender Bestattungsfeierlichkeiten, scheint dafür prädestiniert. 1941 uraufgeführt, wurde das Stück zum Kassenschlager, ebenso in seiner Verfilmung mit Cary Grant in der Hauptrolle. Dennoch zeigte sich auf der Homburger Bühne, dass die Komödie ihre Längen hat, vor allem in den ersten Akten. Nach der Pause nahm sie dann Fahrt auf, dennoch hätte die eine oder andere Textstraffung sicherlich Wunder gewirkt, auch wenn aktuelle Anspielungen wie Bush oder Obama durchaus gelungen waren. Darstellerisch boten die Schauspieler eine weitgehend gute Leistung. Herausragend waren Vera Müller als kecke Abby Brewster, ebenso wie Renate Blume als ihre etwas zurückhaltendere Schwester. Auch Klaus Rätsch war in seiner Rolle als Teddy alias Mr. President überzeugend. Gelungen war auch, dass die Rollen von Jonathan und Dr. Einstein, gespielt von Joachim Kaps und Peter Groeger, sich in ihrer Interpretation vom Filmvorbild abhoben. Gundula Piepenbring wirkte als Elaine Harper, Mortimers Verlobte, zu Beginn völlig überdreht - ein Kniff der Inszenierung, dass gerade die wenigen normalen Leute in dem völlig durchgeknallten Haushalt verrückt zu sein scheinen? Thomas Hailer konnte sich in den verschiedensten Rollen, vom Pfarrer über den Polizisten bis zum Anstaltsleiter, austoben. Womit wir bei der Hauptfigur Mortimer Brewster angelangt wären. Und da muss man feststellen, dass André Zimmermann den Film mit Cary Grant leider wohl ein paar Mal zu häufig gesehen hat. Fast jede Geste, jeder Blick, sogar die sich in panische Höhen steigernde Stimme, das ist alles Cary Grant, ohne an dessen Ausstrahlung heranzukommen. Etwas mehr eigene Interpretation der Rolle hätte in diesem Fall gut getan. Insgesamt ein Saisonauftakt, der noch nicht vom Hocker riss.

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