Nach Gutachten zur Aufklärung Missbrauch in katholischer Kirche: Jetzt setzen Pfarreien den eigenen Bischof unter Druck

Homburg · Unmissverständliche Worte, die deutlich Kritik an der Kirchenführung üben: Von „Vertuschung“ ist die Rede statt vom Willen der Aufklärung. Und ausgerechnet aus den eigenen Reihen kommt diese harsche Kritik.

 Auch der emeritierte Papst Benedikt XVI. wird in dem Gutachten der Vertuschung bezichtigt.

Auch der emeritierte Papst Benedikt XVI. wird in dem Gutachten der Vertuschung bezichtigt.

Foto: dpa/Sven Hoppe

Zur anhaltenden Debatte um ungeklärte  Missbrauchsfälle in  der katholischen Kirche und dem  dazu veröffentlichten Gutachten erreichte die SZ-Redaktion eine Stellungnahme des Pfarreiteams Heilig Kreuz in Homburg. Mit großer Bestürzung habe man die Veröffentlichung des Gutachtens zum Umgang mit Missbrauchsfällen im Erzbistum München und Freising zur Kenntnis genommen. „Wir sind erschüttert über das unerträgliche Ausmaß an Vertuschung, Verharmlosung und Kleinreden der Verbrechen auf höchster Ebene. Es ist nicht zu fassen, dass Täter in Schutz genommen werden, um dem Ansehen, dem Schutz und der Machterhaltung der Kirche nicht zu schaden.“ Es sei traurig und niederschmetternd, dass Hirten nicht nach den Schwachen und Kleinen schauten, sich nicht um Opfer sorgten, sondern alles versuchten, den Tätern und der Institution eine reine Weste zu erhalten und nachweisliche Täter durch Versetzungen neue Möglichkeiten des Missbrauchs ermöglicht hätten.

Den vielen vom Missbrauch betroffenen Menschen würden durch Schutzbehauptungen wieder neue Verletzungen hinzugefügt. „Uns als Pfarreiteam erfüllt es mit großer Scham und macht uns sprachlos, wenn Vertreter der Kirche Verbrechen begehen und Kirchenleitungen dies decken. Das Evangelium, die frohe Botschaft unseres Herrn Jesus Christus ist aus dem Blick geraten, um das System der katholischen Kirche zu schützen. Das kann, das darf nicht sein.“ Generalvikar Andreas Sturm habe in einer Predigt am 23. Januar gesagt: „Im Letzten geht es mir darum, dass wir endlich aufhören, Kirche als das Heil anzusehen, sondern dass wir die Rangfolge wieder klar bekommen: Christus ist unser Heil ,und die Kirche ist das Werkzeug.“

Für das Pfarreiteam Heilig Kreuz stehe eindeutig die Botschaft von Jesus Christus im Mittelpunkt, heißt es weiter. „Er ist das Heil, und als Teil der Kirche wollen wir der Verkündigung von Christus als dem Heil dienen.“ Und weiter: „Wir ermuntern Bischof Wiesemann und Generalvikar Sturm, kompromisslos den Weg der Aufarbeitung des Missbrauchs und der Verbrechen im Bistum Speyer zu gehen und sich auf die Seite der Opfer zu stellen. In unserer Pfarrei setzen wir nach wie vor auf Präventionsarbeit und sind an der Erstellung eines institutionellen Schutzkonzeptes.“

Gleiches geschehe in den vier Kindertagesstätten und den Jugendverbänden von Heilig Kreuz. Die systemischen Strukturen der Kirche hätten Missbrauch begünstigt. Als Pfarreiteam, bestehend aus Ehrenamtlichen und Hauptamtlichen, aus Frauen und Männern, „stehen wir dafür ein, dass die Machtstrukturen der Kirche aufgebrochen werden. Pfarrei Heilig Kreuz – Segensort für alle, so steht es auf unserer Fahne am Pfarrhaus. Segensort – ein Kontrapunkt zu dem Schrecken, den unsere Kirche zu verantworten hat“.

Viele ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Gremien, Gruppen und Verbänden setzten sich dafür ein, dass die Pfarrei ein „Segensort für alle“ sein könne. „Ihnen danken wir von Herzen. Segensort für alle – der frohen Botschaft Jesu Christi verpflichtet. Gerade jetzt“, heißt es in der Mitteilung abschließend.

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