Blühwiesen für Insekten Mehr Lebensraum für Kleintiere

Kleinblittersdorf/Homburg  · In der Biosphärenregion wollen Bauern dafür sorgen, dass sich auf ihren unbebauten Feldern mehr blühende Pflanzen ansiedeln.

 Das „Lange Tal“ bei Alschbach ist wie geschaffen für Blühflächen (v.l.n.r): Franz-Josef Eberl (Kreisbauernverband  Saarpfalz), Gerhard Mösch (Biosphärenzweckverband), Monika Uth (Landwirtin), Landrat Theophil Gallo (Biosphärenzweckverband) und Michael Schreiner (Kirchheimer Hof).

Das „Lange Tal“ bei Alschbach ist wie geschaffen für Blühflächen (v.l.n.r): Franz-Josef Eberl (Kreisbauernverband  Saarpfalz), Gerhard Mösch (Biosphärenzweckverband), Monika Uth (Landwirtin), Landrat Theophil Gallo (Biosphärenzweckverband) und Michael Schreiner (Kirchheimer Hof).

Nicht alle Felder, die ein Bauer besitzt, werden bewirtschaftet. Manche sind einfach nur Wiesen, unbebaute Ackerfläche oder mit Hecken oder ein paar Obstbäumen bepflanzt. Doch auch eine auf den ersten Blick „nutzlose“ Wiese kann wertvollen Lebensraum für Vögel und Inseketen bieten. Dafür reicht es meist aus, großflächig Blumensamen zu verteilen und die Wiese dann eben nicht abzumähen. Den Rest besorgt die Natur, die sich ihre Räume selbst erobert.

Auch die vielerorts noch vorhandene Heckenlandschaft leistet einen wertvollen Beitrag für Feldvögel, die im Unterholz leben, aber auch für Hasen und kleinere Tiere, die sich vor Greifvögeln in Sicherheit bringen wollen. Diese von Gehölzen bewachsenen, meist künstlich errichteten Erd-, Stein- oder Torfwälle sind als Einfriedungen und Grenzmarkierungen weit verbreitete prägende Elemente von Kulturlandschaften. Häufig werden Wallhecken aus Haselnusssträuchern, Faulbäumen, Weißdorne, Schlehen, Brombeeren und Hainbuchen gebildet, seltener finden sich Eschen oder Erlen, vereinzelt selbstverständlich auch größere Buchen und Eichen.

Als Schutz gegen Verbiss wurden vielfach auch Dornensträucher wie Heckenrosen, Brombeeren, Weißdorne und Schlehdorne gepflanzt. Diese Hecken gelten als artenreicher Lebensraum, wirken durch ihre große biologische Vielfalt weit in die Landschaft hinein und stehen deswegen in manchen Gegenden in Deutschland sogar unter Naturschutz.

Der Biosphärenzweckverband Bliesgau, der Saarpfalz-Kreis und die Landwirte der Region arbeiten unter dem Projekttitel „Landwirtschaf(f)t Vielfalt“ freiwillig zusammen, um biologische Vielfalt in Feld und Flur zu erhalten oder neu zu schaffen. Sie wollen so im Biosphärenreservat gemeinsam dem Insekten- und Bienensterben entgegentreten, aber auch Feldvögeln wie Rebhuhn und Feldlerche wieder Strukturen, Deckung oder offene Brutflächen bieten.

Mitmachen können bei dem Programm sowohl konventionell als auch biologisch wirtschaftende Landwirte. Hervorzuheben ist, dass die Landwirte mit der Art der Bewirtschaftung der Natur neben der wirtschaftlichen Nutzung der Äcker, zusätzlich Raum für Tiere und Pflanzen bieten. Das gelingt den Landwirten mit Blühflächen, Brachestreifen, sogenannten Lerchenfenstern oder auch mit Wildhecken zum Wind- und Erosionsschutz am Ackerrand. Lerchenfenster sind beispielsweise kleine Brachflächen innerhalb eines bewirtschafteten Ackers speziell für Feldvögel wie die Feldlerche.

 Bunter soll sie werden, die Kulturlandschaft, so das Ziel von Verbandsvorsteher Theophil Gallo: „Man soll auch in der Feldflur sehen, dass wir uns im Biosphärenreservat Bliesgau befinden. Blühflächen sind hier wichtige Aspekte, die auch das Auge erfreuen. Sie bieten Bienen, Schmetterlingen und anderen Insekten Nektar und Pollen. Aber auch Hecken- und Brachestreifen helfen, die Vielfalt in der Agrarlandschaft zu erhöhen“.

 Insbesondere die biologische Vielfalt soll mit dem Projekt in der Agrarlandschaft weiter erhöht und verbessert werden, damit es im Bliesgau nicht zu einer ausgeräumten oder monoton genutzten Ackerflur kommt, wie sie in anderen Teilen Deutschlands zu sehen ist.

Die abwechslungsreiche Kulturlandschaft im Biosphärenreservat bietet schon eine gute Basis für biologische Vielfalt. Das sieht auch die hiesige Landwirtschaft so und unterstützt das Projekt „Landwirtschaf(f)t Vielfalt“. Inzwischen konnten mit Unterstützung örtlicher Landwirte schon rund 14 Hektar Blühflächen im Biosphärenreservat angesät werden.

Auch Landwirtin Monika Uth aus Reinheim macht mit. Sie ist stolz, dass es in ihren Blühflächen aktuell „summt und brummt“ und das Auge sich an den bunten Blüten, emsigen Bienen und flatternden Schmetterlingen ihrer Blühflächen erfreut.

Für den Herbst ist auf Wunsch des Wintringer Hofes auf anderen Ackerflächen die Pflanzung nutz- und essbarer Wildhecken geplant, im Frühjahr nächsten Jahres die Ansaat weiterer Blühflächen sowie das Offenlassen von Lerchenfenstern.

In diesem Jahr mit wenigen Landwirten gestartet, hofft der Biosphärenzweckverband auf weitere Meldungen von Landwirten, die an dem Programm „Landwirtschaf(f)t Vielfalt“ teilnehmen wollen. Gefördert wird das spezielle Saatgut für Blühflächen und die anderen Maßnahmen über die Förderprogramme des Saarpfalz-Kreises für den ländlichen Raum.

Auch das saarländische Umweltministerium hat bereits Initiativen ergriffen und fördert die Anlage von Blühflächen innerhalb von Dörfern und Städten.

 „Die Landschaft im Biosphärenreservat Bliesgau zeigt in Folge der vorherrschenden Realerbteilung und der vorhandenen Grenzertragsböden bereits eine kleinstrukturierte, oft eher extensive Nutzung durch die Landwirtschaft, und hat per se schon ihren Wert für die Natur. Gerne beteiligen wir uns aber im gegenseitigen Verständnis und Vertrauen auch an solchen ökologischen Projekten, die wir gut in die Fruchtfolge zur Bodenverbesserung einbauen können“, sagt Richard Schreiner vom Kreisbauernverband, der selbst mit über fünf Hektar Blühflächen am Programm teilnimmt.

„Andererseits muss der Landwirt aber auch einen wirtschaftlichen Erfolg mit seiner Bewirtschaftung erzielen und muss seine Leistungen für die Natur damit in Einklang bringen“, betont der Landwirt Schreiner.

Verbandsvorsteher Theophil Gallo fügt abschließend hinzu, dass es gerade deshalb wichtig sei, dass Landwirte und der Biosphärenzweckverband zusammenarbeiten.

 Ein Mähdrescher fährt durch ein Feld,  in dem ein Busch Feldblumen steht. Hier werden oft Kleintiere Opfer der  Maschinen

Ein Mähdrescher fährt durch ein Feld, in dem ein Busch Feldblumen steht. Hier werden oft Kleintiere Opfer der Maschinen

Foto: dpa/Sebastian Gollnow
 Feldhase in Brandenburg vom Aussterben bedroht Das undatierte Archivbild zeigt einen Feldhasen, der mit aufgerichteten Ohren seine Umgebung erkundet. Zum Osterfest kommt die traurige Kunde: Nur noch 70 000 Exemplare des "Lepus europaeus" leben auf den Feldern und in den Wäldern. Dem Hasen werden durch Monokulturen in der Landwirtschaft die Lebensgrundlagen entzogen, zudem machen Jäger wie Dachs und Fuchs dem Feldhasen das Leben schwer. Foto: Nagel dpa

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Foto: dpa/dpaweb/Nagel
 Ein Feldhase hockt im Licht der untergehenden Sonne auf einem Feld. So genanntes Niederwild findet immer weniger Lebensraum. 

Ein Feldhase hockt im Licht der untergehenden Sonne auf einem Feld. So genanntes Niederwild findet immer weniger Lebensraum. 

Foto: dpa/Julian Stratenschulte

„Die Produktion wertvoller Lebensmittel vor Ort ist auch uns sehr wichtig. Die Bewirtschaftung sollte aber so umweltverträglich wie möglich gestaltet werden und durch gezielte Förderung weitere Beiträge für die biologische Vielfalt im Biosphärenreservat Bliesgau leisten. Die Landwirtschaft kann mit dem Projekt zeigen, dass sie in der Lage ist, aktiv Vielfalt zu schaffen und mit einer nachhaltigen und rentablen Nutzung zu verbinden.“

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