Ein Mann mit vielen Talenten: Markus „Oku“ Okuesa Stillstand gibt’s für Oku nicht

Homburg · Mit seinen Reggaerockers stürmt er die Bühnen, als Lehrer ist Markus Okuesa, kurz Oku, aber auch vielen ein Begriff. Der Lebensweg des Homburgs ist so schillernd wie er selbst.

 Sänger, Förderschullehrer und Familienvater Markus „Oku“ Okuesa im heimischen Garten in Kirrberg.

Sänger, Förderschullehrer und Familienvater Markus „Oku“ Okuesa im heimischen Garten in Kirrberg.

Foto: Sebastian Dingler

Würde man den Lebensweg von Markus Okuesa beschreiben, wäre das Adjektiv „schillernd“ fast untertrieben. So einiges passt zum 42-Jährigen, der in Kirrberg wohnt und von allen nur Oku genannt wird: Bandleader, Sänger, Komponist, Rastaman, Fußballer, Pädagoge, TV-Show-Kandidat, Homburger und Nigerianer.

Seine Lebensgeschichte fängt damit an, dass sein nigerianischer Vater in den 70er Jahren ein Stipendium bekommt und sich trotz vieler Auswahlmöglichkeiten für die Universität des Saarlandes entscheidet. Dort lernt er Okus Mutter kennen, die aus Erbach stammt. Nach dem Studium ziehen die beiden nach Lagos, damals noch die Hauptstadt Nigerias, wo Oku zur Welt kommt. Die ersten 20 Jahre seines Lebens verbringt er in Afrika. „Anders“ sei das gewesen, vor allem viel wärmer als in Deutschland. Lagos sei in der Zeit wahnsinnig schnell gewachsen. Deutsch spricht Oku zu Hause mit seiner Mutter, an der deutschen Schule in Lagos legt er sein Abitur ab.

Während er hierzulande aufgrund seiner Hautfarbe oft darauf angesprochen wird, aus Afrika zu stammen, fällt er in Nigeria wegen seines helleren Teints auf. „Als einer meiner Freunde hörte, dass ich nach Deutschland gehe, meinte er, das ist ja gut für dich, da kommst du mal unter deine Sorte“, erzählt er lachend. Als Oku zum Studieren nach Landau geht, hat er nicht den Plan, in Europa zu bleiben. Doch dann schlägt er hier Wurzeln. Zunächst macht er einen Abschluss in Grundschulpädagogik, dann setzt er noch die Förderschulpädagogik drauf. Seine Karriere als hoffnungsvolles Fußballtalent muss er früh wegen Herzproblemen beenden – heute trägt er einen implantierten Defibrillator mit Herzschrittmacher unter der Haut.

Musikalisch tritt er erstmal nur als DJ in Erscheinung, wiewohl er sich schon in Nigeria die Instrumente Schlagzeug, Klavier und Saxofon selbst beigebracht hatte. Im stillen Kämmerlein nimmt er schon eigene Stücke auf und mogelt sie manchmal in sein DJ-Repertoire. Dabei merkt er, dass die Songs gut ankommen. Die Entstehung der eigenen Reggaeband, Oku and the Reggaerockers, ist einem witzigen Missverständnis geschuldet. Sein Onkel ist nämlich Walter Ecker, ein musikalischer Weggefährte von Chris Clemens, der in den Nullerjahren noch Festivals auf der Waldbühne organisierte. „Ich hatte meinem Onkel mal erzählt, dass ich bald eine Reggaeband gründe. Und der hat das so verstanden, dass ich schon eine habe! Und Chris Clemens hat mich sofort gebucht.“ Das war im Dezember 2004, im darauffolgenden Juli fand das Festival statt. „Da hatte ich schon ein bisschen Druck und musste schnell Lieder schreiben“, erzählt Oku, der zum Glück schon ein paar Leute gefragt hatte, ob sie mitmachen. Saarländer sollten es vorzugsweise sein, denn: „Ich wusste, wenn ich eine Band gründe, dann will ich die lange haben. Und es war auch klar, dass ich im Saarland bleiben will.“ Der harte Kern, Gitarrist Sepp, Saxofonistin Hanna und Trompeter Simon, ist heute noch dabei.

Als einer der Höhepunkte der Bandgeschichte fällt Oku ein Auftritt bei einem Strandfest in Westfalen ein. „Wir wussten nicht, was uns erwartet, eine kleine Strandbar hatte uns gebucht. Am Abend waren da plötzlich 12 000 Leute!“ Stolz macht ihn aber auch, dass die Band vor zwei Jahren im Musikpark 21 000 Euro für die Palliativklinik einspielen konnte.

Was den Reggaerockers natürlich einen großen Popularitätsschub bringt, ist Okus Teilnahme an der Spielshow „Schlag den Raab“ beim TV-Sender Pro Sieben. Wieder hilft dabei der Zufall: „Ich hab die Sendung nie geguckt, nur einmal beim Zappen. Da sah ich einen Kandidaten, der sich ein bisschen blöd angestellt hat, und dachte, das könnte ich auch. Dann kam in dem Moment die Werbung, dass man sich anmelden kann. Sonst hätte ich das nie gemacht!“ Oku erhält eine Einladung zum Casting, wo er sich morgens um acht mit 300 anderen Kandidaten in einer Turnhalle einfindet - die Nacht muss er durchmachen, weil er am Abend zuvor noch einen Auftritt bis drei Uhr morgens hat. Er probiert es mit Humor und stellt sich als „Doktor für Party-Wissenschaften“ vor. Das zieht offenbar, und nach diversen weiteren Ausscheidungsrunden darf Oku tatsächlich am 18. April 2009 gegen Stefan Raab um den Betrag von 2,5 Millionen Euro spielen – und scheitert denkbar knapp.

„Was ich damals keinem erzählt habe: Ich bin kurz vor der Sendung mit Malaria aus Nigeria zurückgekommen. Vor der Sendung habe ich eine Ibuprofen eingenommen, aber nach fünf Stunden war ich einfach platt.“ Über die riesige Geldsumme habe er nie nachgedacht: „Ich bin kein so Typ, dem Besitz über alles geht.“ Und wenigstens schafft er eines: „Ich war offiziell der erste, der im deutschen Fernsehen live auf Toilette musste“, erzählt er mit einem Grinsen im Gesicht.

Klar, dass nach der Show und einem weiteren Fernsehauftritt mit Stefan Raab bei TV Total die Aufmerksamkeit für die Reggaerockers stark ansteigt. Die Band ist deutschlandweit unterwegs, die Single „Dance“ läuft überall im Radio. Doch Oku, mittlerweile Vater von zwei Kindern, bleibt lieber bodenständig in seinem mit Leidenschaft ausgeübtem Beruf als Förderschullehrer.

Irgendwann will er sich aus dem engen stilistischen Korsett der Reggaerockers befreien und die Songs an die Öffentlichkeit bringen, die ihm nachts, einsam am Klavier sitzend, einfallen. Erst will er die alleine darbieten unter dem Namen OQmanSolo, doch schon bald wird eine zweite Band daraus. Mit Popsongs und Balladen auf Deutsch erschließt er sich ein neues Publikum.

Nach dem Corona-Stillstand will der nie stillstehende Sänger noch ein weiteres Projekt angehen – noch hat die Band keinen Namen, aber mit der Stilistik Afro-Funk will sich Oku mit seiner nigerianischen Herkunft beschäftigen. Damit die Zahl seiner musikalischen Babys nicht jene der echten Kinder übersteigt, hat Oku auch da für Nachwuchs gesorgt: Töchterchen Laila kam im vergangenen Jahr zur Welt.

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