Konzert in Homburger Musikkneipe Mit viel Humor und einer Reibeisenstimme

Homburg · Der Kanadier Morgan Finlay lieferte in Homburg einen sehr unterhaltsamen Auftritt ab. Mit eingängigen Melodien, schönen Gitarrenparts und einer tolle Rockstimme eroberte er das Publikum.

 Der Kanadier Morgan Finlay posiert hier für das Foto. In Mandy’s Lounge lieferte er einen sehr unterhaltsamen Auftritt ab.

Der Kanadier Morgan Finlay posiert hier für das Foto. In Mandy’s Lounge lieferte er einen sehr unterhaltsamen Auftritt ab.

Foto: Sebastian Dingler

Einprägsame, teilweise besinnliche Songs, ein extrem witziger Typ und eine markante Reibeisenstimme mit einem besonderen Geheimnis – das alles erlebten die Zuhörer in Mandy’s Lounge beim Konzert des Kanadiers Morgan Finlay. Noch bevor er einen Ton spielte, klärte er das Publikum über das neuste deutsche Wort auf, das er gerade gelernt habe: Wampe. Darüber mache er sich Sorgen, nachdem er bei mal „in den Süden geschaut“ habe. Das komme wohl von den „Corona-Kalorien“.

Dann erst stellte er sich mit „Hallöchen, ich bin Morgan – nicht heute – Finlay“ vor. Mit dem netten amerikanischen Akzent, dem deutsch-englischen Kauderwelsch, den lustigen Sprüchen und dem Ausstrahlen purer Freude eroberte der Sänger das Publikum im Handumdrehen. Schnell hatte er einen guten Englisch-Übersetzer unter den Zuhörern ausgemacht und gab diesem immer wieder neue Aufgaben. „Thank you for your Dudenschaft“, meinte der sympathische Spaßvogel, womit auch die Deutschen ein neues Wort erlernten.

Neben dem großartigen Humor bewies Finlay aber auch, dass er zu den besten in Deutschland lebenden Singer/Songwritern gehört. Eingängige Melodien, schöne Gitarrenparts und eine tolle Rockstimme blieben im Gedächtnis hängen. Überraschend, dass die Songs aber bisweilen mit einer gewissen Melancholie daherkamen – die ernste Seite Finlays kam darin zum Vorschein. Zum Beispiel verarbeitete er das einschneidende Erlebnis, dass eine Frau ihm eines Tages sagte, er habe alles, was sie suche – außer Stabilität und Sicherheit. Zumindest auf Finlays zahlreiche Ortswechsel könnte das passen. In Vancouver aufgewachsen erlebte er seinen musikalischen Durchbruch in Toronto, zog dann auch mal nach Irland, wo ein Teil seiner Familie herkommt, und buchte nach vielen Tourneen in Europa irgendwann ein „Einzel-Weg-Ticket“, weil ihm der Kontinent, insbesondere Deutschland, so gut gefielen.

Aber auch die Sonne mag Finlay ganz besonders, und so zog er auch mal für 14 Monate nach Sevilla – bis er einsehen musste, dass die Spanier wenig Interesse für seine Musik aufbrachten. Seit zweieinhalb Jahren lebt er nun in Hamburg, („Ich komme heute von Hamburg nach Homburg“), auch weil es ihn an Vancouver erinnere („Hafen, Meer, Fische und Vögel“).

In der Corona-Zeit sei er sehr produktiv gewesen, erzählte der 46-Jährige, da habe er 29 neue Songs geschrieben. Seine Fans dürfen nun online darüber abstimmen, welche aufs neue Album kommen. Auf den Auftritt in Mandy’s Lounge habe Finlay sich besonders gefreut und deswegen sehr gezittert, ob er denn zustande kommen wird. „Ich würde auch von Russland bis hierher fahren, und wenn es das einzige Konzert wäre“, sagte er. Da er hier schon zum fünften Mal gastierte, sprach er von einem „Heimspiel“ und begrüßte Stammgäste wie gute alte Bekannte. Eine Gruppe neugieriger Passanten lud er spontan ein, dem Konzert beizuwohnen, was diese auch tat und ab da von Finlay den Titel „The Bürgersteigers“ erhielt.

Normalerweise würde er mindestens einen Song mitten im Publikum darbieten, gut vorstellbar bei einem Menschenfreund wie ihm, aber das ließen die in der Lounge streng beachteten Abstandsregeln nicht zu. So blieb der Sänger in dem extra für die Livekonzerte angeschafften und draußen aufgestellten Pavillon – die Temperaturen machten da gerade noch mit. Doch für den Herbst und Winter ist dem Wirtsehepaar Trautmann angst und bange – bei Konzerten mit geschlossenen Türen werden wohl nur wenige Gäste den jeweiligen Künstler erleben dürfen. An Auftritte von Bands ist unter den jetzigen Bestimmungen gar nicht zu denken. Schön, dass wenigstens Morgan Finlay noch vorbeikommen konnte. Am Ende, und das kommt wirklich nicht oft vor in Mandy’s Lounge, gab es Standing Ovations für einen überaus unterhaltsamen Auftritt. Und an wen erinnerte Finlays raue Stimme? Vielleicht ein bisschen an Bryan Adams? Ja, der komme auch aus Vancouver, klärte der Sänger auf. Oder an die Softrocker von Nickelback? Auch die seien von dort, meinte Finlay, der dabei ein wenig flunkerte. Denn die Rockband kommt eigentlich aus dem kanadischen Landesinneren. Aber ein paar frühe Aufnahmen Nickelbacks entstanden tatsächlich in der kanadischen Hafenstadt. „Es liegt am Meersalz in der Luft, dann kriegt man so eine Stimme“, meinte Finlay lachend.

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