Manager gegen Tiergefahren

Homburg · Arbeiten wo andere den Urlaub beginnen – am Flughafen Saarbrücken sind viele Menschen damit befasst, eine sichere, pünktliche und angenehme Reise zu gewährleisten. Passagiere ahnen oft gar nicht, wie viele Aufgaben hier zu erledigen sind. In einer Serie stellen wir Mitarbeiter des Airports und ihre Tätigkeiten vor.

Sie kümmern sich um die wilden Tiere am Flughafen Saarbrücken: Matthias Becker (links) und Rudolf Karren. Foto: Becker&Bredel

Sie kümmern sich um die wilden Tiere am Flughafen Saarbrücken: Matthias Becker (links) und Rudolf Karren. Foto: Becker&Bredel

Foto: Becker&Bredel

. Wenn am Flughafen Saarbrücken das Gras zwischen den Bahnen und Wegen üppig sprießt, hat das nichts mit nachlässiger gärtnerischer Pflege zu tun. "Langgrashaltung" ist ein gezieltes Mittel zur Abwehr von Gefahren. Genau gesagt von Gefahren durch wilde Tiere.

Wer mäht, der scheucht Mäuse und andere Kleintiere auf und macht sie für Vögel sichtbar. Diese Vögel wiederum können zur Gefahr für Flugzeuge werden, vor allem wenn sie in die Triebwerke geraten.

"Vogelschlag" geht in der überwältigenden Zahl der Fälle ohne nennenswerten Schaden für die Flugzeuge aus, kann aber auch in Katastrophen enden (die Internetseite davvl.de widmet sich dem Thema mit Akribie). Kurzum, in Saarbrücken wird nur einmal im Jahr das Hauptgras gemäht, und das mit einer Restlänge von 20 Zentimetern.

Mit Matthias Becker hat der Flughafen Saarbrücken einen Mitarbeiter, der sich, neben anderen Aufgaben, auch um das Wildtiergefahren-Management kümmert, im branchenüblichen Englisch nennt sich die Funktion "Wildlife Hazard Management".

Er hat die Aufgabe, die möglichen Gefahren von Wildtieren für den Flugbetrieb so gering wie möglich zu halten. Ständige Beobachtungen, Analysen, Vergrämungen, Überwachungen mit Wildtierkameras und tägliche Kontrollen der Zäune auf Löcher oder Untergrabungen gehören dazu.

Kollisionen mit Vögeln gab es im ersten Halbjahr in Saarbrücken sieben - "alle ohne Auswirkungen auf die Flüge", kann Becker beruhigen.

Während unsere hiesigen Vögel und Feldhasen nach Worten des Experten meist keine nennenswerte Gefahr darstellen, sei bei Eindringen etwa von Wildschweinen sofort "Gefahr im Verzug". Dann muss der Jäger ran.

Bald im Ruhestand

Der Flughafen benötigt keinen hauptamtlichen, sondern kann in solchen Fällen auf das Jagdgeschick seines Mitarbeiters Rudolf Karren aus Heckendalheim zurückgreifen. Er weiß auch, wie man Marderfallen aufstellt und wie man Fuchsbauten errichtet. Richtig gelesen, der Flughafen ist froh, dass hier nachtaktive Füchse leben, denn sie machen Druck auf die Vogelwelt und sind deshalb quasi die besten Mitarbeiter bei der Abwehr von Gefahren. Wenn der 63-jährige Rudolf Karren demnächst nach 32 Jahren am Flughafen Saarbrücken-Ensheim in Ruhestand geht, wird er seinem Arbeitgeber als freier Mitarbeiter für die Jagd erhalten bleiben. Er kennt jeden Stein und alles, was hier kreucht und fleucht.

Matthias Becker, der seit dem Jahr 2008 am Flughafen Saarbrücken beschäftigt ist, hat übrigens noch einen zweiten Beruf, der auch gleichzeitig sein Hobby ist: Er ist nämlich Chefredakteur des zweimonatlich erscheinenden Luftfahrtmagazins "Jet & Prop".

saarbruecker-zeitung.de/

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