Mal trauernd, mal ausgelassen

Schwarzenacker. Der letzte Sonntag vorm Advent ist im evangelischen Kirchenkalender der "Toten- oder Ewigkeitssonntag", im katholischen der "Christkönigs-Sonntag"

Schwarzenacker. Der letzte Sonntag vorm Advent ist im evangelischen Kirchenkalender der "Toten- oder Ewigkeitssonntag", im katholischen der "Christkönigs-Sonntag". Beide Sichtweisen fanden ihren Widerhall im Programm des Saarpfälzischen Kammerchores in der Christuskirche von Schwarzenacker, wo Pfarrer Bohn in seiner Begrüßung die Zuhörerinnen und Zuhörer einlud, "dem Vergangenen nachzulauschen". Das taten sie wie gebannt in den klangprächtigen Christus-Motetten zu Beginn, in denen die Barockmeister Melchior Franck, Heinrich Schütz oder Georg Friedrich Händel die Heilstaten des Kirchenpatrons immer wieder neu beleuchteten. Rhythmische und dynamische Strenge unter dem Dirigat von Chordirektor Kurt Kihm wechselten zu weich fließenden Linien und zu aufblühendem Klangschmelz, wenn Romantiker wie Max Bruck nach Mörike zum "Gebet" aufriefen, Anton Bruckner den Ort vermaß, "der für Gott gemacht ist" oder César Franck klangentrückt das "Panis angelicus" (Himmelsbrot) besang, das dort den Gläubigen als Abendmahl gereicht wird. Zur Klavierbegleitung von Paul O. Krick war es hier vor allem die glockenreine Sopranstimme von Ulrike Schäfer, die dem spätromantischem Ohrwurm aus Frankreich im fein dosierten Stimmgewebe des Kammerchors Eindringlichkeit verlieh. Dazu kam ihre Strahlkraft im Requiem-Satz "In paradisum" von Gabriel Fauré, in dessen wunderschöner "Jean-Racine-Cantique" oder im erwartungsfrohen "Halleluja" von Thomas Hettwer, mit dem Chor und Solisten die Adventszeit anstimmten. Einen eigenen musikalischen Schwerpunkt setzte Volker Seitz (Posaune) mit seinen Kindern Johanna und Nathaniel (erste und zweite Trompete) sowie Samuel (Waldhorn) als Bläserquartett Familie Seitz. Nach der Air "La grace" von Georg Philipp Telemann, waren es vor allem die rhythmisch swingenden Bläsersätze junger Komponisten wie Hans-Ulrich Nonnenmann oder Ralf Grössler, die mit den "Neuen geistlichen Liedern" des Kammerchores wetteiferten und den Szenenbeifall immer mehr anschwellen ließen. Das schien vor allem nach der köstlichen New-Orleans-Szene "Just A Closer Walk With Thee" von Richard Roblee unvermeidlich. Trauermarsch und tänzelnde Ausgelassenheit, Tod und Herrscheranspruch, Ewigkeits- und Christkönigstag: Kaum ein Werk vermochte die Spannweite des Gedenktages so trefflich einzufangen wie der Bläsersatz von Roblee. Dazu mussten die Sängerinnen und Sänger schon mehrere Komponisten zitieren, etwa Klaus Heitzmann mit seinen klaviergestützten Sätzen "Wie die Birke im Wind" und "Freuet euch allezeit" im überschäumenden Modern-Jazz-Stil oder Gilbert Schäl in seiner einfühlsamen Jesaija-Vertonung "Fürchte dich nicht". Für den großen, verdienten Schlussapplaus in der Christuskirche bedankten sich Kurt Kihm und seine Choristen mit dem innigen "In stiller Nacht" von Johannes Brahms. ic

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