Umweltbelastung Der Löschschaum setzt die Krone auf
Homburg · Die Belastung des Erbachs durch die Rückstände des Großbrandes vom Dienstag wirft neue Fragen auf. Das Landesuntersuchungsamt testet, die Tensidbelastung und die Verschäumung seit Jahresbeginn treten aktuell in den Hintergrund.
Der Großbrand in der Mainzer Straße und der schäumende Erbach – diese für sich jeweils spektakulären Vorgänge in Homburg haben am Donnerstag auf aufsehenerregende Weise zusammen gefunden: Weil der Löschschaum durch das städtische Kanalsystem in den Erbach gelangte, sieht der aktuell aus wie eine Badewanne, in die man einige Liter Badezusatz zu viel gekippt hat. Über einen halben Meter ragt die Schaumkrone an einigen Stellen aus dem Bachbett, wie Leserfotos zeigen.
Wie das Umweltministerium mitteilt, habe die Feuerwehr das Mehrbereichsschaummittel STHAMEX f-15 mit leicht abbaubaren Tensiden eingesetzt. Weil es im Homburger Gewerbegebiet Mainzer Straße kein Regenrückhalte- beziehungsweise Löschwasserauffangbecken gebe, sei der Schaum zunächst auf dem Betriebsgelände zurückgehalten worden. Nach und nach sei es dann über die bestehende Kanalisation in die kommunale Kläranlage des EVS geleitet worden. Das Landesumweltamt habe im Zusammenhang mit dem Brand zunächst Maßnahmen ergriffen, damit sich nur ein möglichst kleiner Schaumteppich bilden kann. Indem man ihn stetig mit Wasser niedergeschlagen habe, sei seine Ausbreitung eingedämmt worden, er dann kontrolliert in die Kanalisation geleitet worden. Lua-Mitarbeiter hätten die Ausbreitungsstrecke des Schaumteppichs kontinuierlich überprüft. Auf der Kläranlage sei das Schaumwassergemisch in ein Rückhaltebecken geleitet und dann dosiert der eigentlichen Kläranlage zugeführt worden. Außerdem habe man im Erbach und dem Zu- und Ablauf der Kläranlage Proben gezogen. Weitere Maßnahmen wie Bodenproben, Boden- oder Grundwasserschutz waren gestern laut Ministerium im Gange oder in Vorbereitung.
Auch wenn sich östlich und nordöstlich des Brandherds Grundwasserbrunnen befinden, sei „eine Kontamination des Grundwassers durch die eingesetzten Löschmittel nicht zu befürchten“, so das Ministerium. Auch eine Schädigung der Oberflächengewässer Erbach und Blies durch die eingesetzten Löschmittel erwartet das Ministerium „nach derzeitigem Kenntnisstand nicht“. Doch auch wenn ein Leuchtbakterientest keine akute Toxizität ergeben habe, schließt das Ministerium „zwischenzeitlich ein Fischsterben aufgrund der hohen Schaumbildung nicht aus“. Auch wenn sich den Messungen zufolge unterhalb der Kläranlagenzulaufs trotz des ganzen Schaums weder der Sauerstoff- noch der pH-Wert stark kaum geändert haben.
Vertreter des Fischereiverbandes Saar wollen kommende Woche ein Elektrofischen durchführen. Dabei wird, so erläutert Verbandspräsident Bernd Hoen, ein Gerät ins Wasser gehalten, das die Fische kurz betäubt. Diese werden an die Oberfläche getrieben – wenn sie nicht durch Schadstoffbelastung verendet und mit dem Flusslauf weitergespült wurden. So war es 2007 nach einem Großbrand in St. Wendel. Damals wurde PFT-haltiger Löschschaum eingesetzt, der in Weiher gespült worden war und die Fische dort verseucht hatte. Das sei dieses Mal nicht der Fall gewesen, habe Hoen vom Lua erfahren.
Klar ist in jedem Fall eines: Die seit Anfang Januar bestehende Schaumbelastung wird durch den Löschschaum zwar überlagert, doch ihre Ursache ist so gut wie geklärt. Anfang nächster Woche will die Stadt dazu eine umfangreiche Erklärung geben, so Stadtsprecher Jürgen Kruthoff. Genannt werden sollen dann Ross und Reiter. Denn es handele sich um ein Zusammenspiel von mindestens sieben großen Einleitern, verrät er vorab, die pro Jahr zehntausende Liter tensidbelastetes Wasser in den Erbach leiteten. Eines der Unternehmen komme dabei auf alleine 200 000 Kubikmeter. Man habe alle Firmen angeschrieben – keine mache im rechtlichen Sinne etwas falsch. Dadurch, dass aber alle tensidbelastetes Wasser einleiteten, werde mal mehr, mal weniger ein gewisser Grenzwert überschritten, ab dem sich durch die Tenside Schaum bilde, so Kruthoff. Wenn es weniger schäume, sei der Tensidgehalt im Gegenzug nur wesentlich geringer als sonst. Die Stadt könne nur versuchen, die Firmen dazu zu motivieren, ihre Produktionsabläufe zu ändern, und so weniger Tenside in den Erbach einzuleiten. „Wenn alle das machen, kann es eventuell gelingen, dass die Schaumbildung aufhört“, so Kruthoff.