Diskussion um Autobahn-Projekt bei Homburg Linke hält A 6-Anschluss Ost für unnötig, Kleinottweiler nicht
Homburg · Die Entscheidung des Bundesverkehrsministeriums, nur die Variante 1 der geplanten A6-Abfahrt Homburg-Ost umzusetzen, sorgt für gemischte Reaktionen. Unter der Woche hatte die Behörde mitgeteilt, dass sie nicht die vom Homburger Stadtrat schon zweimal favorisierte Variante 2 umsetzen will, sondern die andere Anbindung über die Erbach-Umgehung.
Die ist nicht zuletzt günstiger (wir berichteten).
Für die Homburger Linken-Fraktion ist jeglicher zusätzliche Autobahnanschluss überflüssig. Er greife zu stark in Natur und Landschaft ein und sei mit Blick auf Kosten und Belastung der Anwohner unnötig, so Sprecherin Barbara Spaniol: „Die weit mehr als zehn Jahre alten Planungen wirken mit Blick auf ‚Mehr Klimaschutz‘, wofür sich Homburg stark macht, auf ‚Fridays for Future‘ sowie die Forderung nach weniger CO2-Ausstoß und ÖPNV-Ausbau wie aus der Zeit gefallen“.
Spaniol hatte als Linken-Landtagsabgeordnete den Stand der Planungen am vergangenen Mittwoch im Landtag auf die Tagesordnung des Verkehrsausschusses gesetzt. Das Ministerium habe da angekündigt, nach dem erwartungsgemäßen Votum des Bundes für die kostengünstigere Variante 1 den Druck für den Bau erhöhen zu wollen. Kollegen im Landtags-Verkehrsausschuss hätten wie die Linken Zweifel an der Realisierung dieses millionenschweren Projekts mit Blick auf die Zuständigkeit der kommenden Autobahn GmbH ab 1. Januar 2021, für die der Anschluss keine Priorität habe. Spaniol weiter: „Hier herrscht Zeitdruck und deshalb soll der Rat schnell vor Toreschluss seine Zustimmung für Variante 1 erteilen. Das Verkehrsministerium will hier unbedingt Konsens, weil eine Ablehnung den Bau zu Recht in Frage stellen würde. Das sagt doch schon alles. Wir sollten uns als Stadträte von Bund und Land nicht eine Entscheidung pro Variante 1 diktieren lassen. Es liegt keine belastbare Prognose zu einem steigenden Verkehrsaufkommen vor.“ Auch seien Fragen des Lärmschutzes nicht geklärt. Man müsse abwarten, ob die Ertüchtigung des bestehenden Autobahnanschlusses Homburg/Bexbach durch ein drittes Ohr die von den Behörden angekündigte Verkehrsentlastung für Homburg mit sich bringe. Hier wirke das Argument, dass die großen Industriebetriebe in Homburg permanent nach einem zusätzlichen Autobahnanschluss riefen, eher wie eine Legendenbildung. Solche Forderungen seien offenbar auch im Ministerium nicht angekommen. Der Schwerlastverkehr der Unternehmen werde wohl eher abgebaut.
Daniel Heintz (SPD), Ortsvorsteher des Bexbacher Stadtteils Kleinottweiler, begrüßt indes die Entscheidung des Bundes pro Variante 1. Er erinnert: „Im Kleinottweiler Ortsrat haben SPD und CDU sich gemeinsam einstimmig für eine Variante 1 ausgesprochen, ebenso wie mehrheitlich auch der Bexbacher Stadtrat. Für uns lagen die Argumente für V 1 auf der Hand, denn wie vom Landesamt und dem Saar-Verkehrsministerium mehrfach betont, funktioniert ein drittes Ohr nur im Zusammenspiel mit einer weiteren Anschlussstelle Ost.“ Er befürchtet aber, dass der Homburger Stadtrat bei seinem Votum für Variante 2 bleibe „und damit sozusagen eine Nullvariante erzwingt“. Er hoffe auf ein Umdenken. „Sollte es im Industriegebiet Zunderbaum zwischen Homburg und Kleinottweiler zu weiteren Ansiedlungen kommen und die Bosch ihr Versprechen wahr macht und keine Stellen streicht, wäre es gerade von Seiten des Homburger Stadtrates kontraproduktiv mit einer erzwungenen Nullvariante eine Verkehrsentlastung und -verteilung für die Stadt und ihre Umgebung zu verhindern“, so Heintz abschließend.