Herbstkonzert Liebeserklärung an das Saxofon

Homburg · Das Homburger Sinfonieorchester hat am Sonntag drei Stücke auf dem Konzert-Programm: Das Saxofonkonzert von Glasunow mit dem Solisten Guy Goethals, eine Sibelius-Sinfonie und die „Suite algérienne“ von Saint-Saëns.

 Jonathan Kaell, künstlerischer Leiter des Homburger Sinfonieorchesters, hat vor dem Konzert am Sonntag mit unserer Zeitung über das Programm des Abends gesprochen.

Jonathan Kaell, künstlerischer Leiter des Homburger Sinfonieorchesters, hat vor dem Konzert am Sonntag mit unserer Zeitung über das Programm des Abends gesprochen.

Foto: Rich Serra

Das Tempo? Allegro. Aber der rasche Rhythmus ist durchaus so gewollt. Das Homburger Sinfonieorchester spielt nach seinem liebevoll gestalteten Familienkonzert am 4. November nur eine gute Woche später erneut vor großem Publikum: Am kommenden Sonntag, 12. November, 18 Uhr, steht im Saalbau das traditionelle Konzert im Spätherbst an (siehe Infobox). Die enge zeitliche Verzahnung hat aber neben anderem einen eher praktischen Grund: Für das Kinderkonzert wurde eines der Stücke, die am Sonntag zu hören sind, herausgegriffen und – natürlich dem Alter der jungen Zuhörer angepasst – auch dort gespielt und in Szene gesetzt. Die Verknüpfung der beiden Konzerte sollte dem Orchester mit Blick auf die zeitliche Koordination bei der Vorbereitung helfen.

Doch das hat noch mehr auf dem Probenplan stehen. Denn Camille Saint-Saëns „Suite algérienne“ ist nur eines von drei Werken, die im Saalbau zu hören sein werden.

Die Keimzelle war eine andere. Er habe den Impuls aus dem Publikum, einmal ein Saxofonkonzert ins Programm zu nehmen, übernommen, berichtet Jonathan Kaell, künstlerischer Leiter des Orchesters im Gespräch mit unserer Zeitung. Solist ist Guy Goethals – der Luxemburger dürfte vielen schon bekannt sein. Er wagte sich als Solo-Saxofonist an die neuen Noten, als 2015 beim Kompositionswettbewerb dieses Instrument im Mittelpunkt stand. Diesmal wird es keine Uraufführung sein, sondern das Saxofonkonzert des russischen Komponisten Alexander Glasunow (1865-1936). „Ich hatte ohnehin vor, etwas von ihm zu spielen.“ Es sei, sagt Kaell, eines von Glasunows bekannteren Werken, harmonisch, sehr gefälligt, schlicht eine „Liebeserklärung ans Saxofon“, die hier klingen soll.

Ebenfalls zur musikalischen Sprache kommt ein Zeitgenossen Glasunows – Jean Sibelius (1865-1957), der „wohl bekannteste finnische Komponist“. Die 5. Sinfonie, die am Sonntag auf die Bühne gebracht wird, besteche durch ihre klare, klassizistische Sprache, beschreibt Kaell. Und eine durchaus komplexe Form. Sibelius hatte besonders während seiner letzten kreativen Phase zwischen 1910 und 1920 mit Selbstzweifeln bei der Fertigstellung seiner Sinfonien zu kämpfen. Der Fortschritt der „Neuen Musik“ um Arnold Schönberg sowie sein persönliches Dilemma zwischen seinem romantischen Impuls einerseits und der Suche nach einer neuen, eigenen Klangsprache andererseits stürzten ihn immer wieder in Phasen der tiefen Depression. Die 5. Sinfonie sei eher ein Schritt zurück, er habe sich hier von der progessiveren Schiene ein bisschen verabschiedet. Doch wie immer bei Siblius: Die Musik sei inspiriert durch die finnische Landschaft. „Das omnipräsente Naturerlebnis spürt man sofort.“ Und es ist technisch eine Herausforderung. Die Streicher, so Kaell, seien sehr gefordert, müssten viel bewältigen.

Und wie passt da nun Camille Saint-Saëns (1835-1921) „Suite algérienne“, eine Reise nach Algier in vier Sätzen, ins Konzert-Konzept? Ganz einfach: als Kontrastprogramm zu den Weiten der finnischen Natur und zum frostigen St. Petersburg. Die Rêverie du soir, eine Art maurische Träumerei, sei nach dem ersten Besuch des Komponisten in Algerien entstanden und wurde auf Drängen des Herausgebers Durand zu einer viersätzigen Suite erweitert, in der neben maurischen Tänzen und Eindrücken der Hafenstadt Algiers auch ein französischer Militärmarsch erklingt – im vierten Satz. Sehr inspiriert, farbig sei das Stück, „erfrischend für die Zuhörer“ und „sehr französisch“ vom Klang.

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