Homburg Sorgen wegen der Kunstrasenplätze

BRUCHHOF · Ein EU-Verbot würde Vereine der Region in ihrer Existenz bedrohen, zum Beispiel den SV Bruchhof-Sanddorf.

 Bauwesen-Spartenleiter Stefan Ecker (links) und Vorsitzender Björn Kunz  fürchten bei einer Umrüstung des Kunstrasenplatzes um die Zukunft des SV Bruchhof-Sanddorf.

Bauwesen-Spartenleiter Stefan Ecker (links) und Vorsitzender Björn Kunz  fürchten bei einer Umrüstung des Kunstrasenplatzes um die Zukunft des SV Bruchhof-Sanddorf.

Foto: Stefan Holzhauser

Kurz vor dem Saisonstart herrscht im saarländischen Amateurfußball-Lager helle Aufregung. Grund: Viele Vereine fürchten um ihre Existenz, da sie auf Kunstrasenplätzen spielen. Derzeit verunsichert ein mögliches EU-Verbot von Kunstrasengranulat sogar bundesweit die Sportvereine (wir berichteten). Das Gummigranulat setzt Mikroplastik frei. Insgesamt wären rund 5000 Plätze davon betroffen. Auch im Saarland würde das Verbot weitreichende Folgen nach sich ziehen. Im kleinen Bundesland gibt es 390 Sportplätze, davon sind 127 mit Kunstrasen ausgestattet.

Der saarländische Fußballverband warnt bereits vor den finanziellen Folgen für die Vereine und setzt sich mit dem Deutschen Fußball-Bund für eine zehnjährige Übergangsfrist ein. Unterdessen hat das saarländische Sportministerium die Förderung vom Bau von Kunstrasenplätzen gestoppt. Nun werden durch ein Programm zur Förderung von Naturrasenplätzen wieder echte Rasenplätze finanziert. Dadurch reagiert das Sportministerium auf das mögliche Kunstrasenplatzverbot, das in der gesamten EU gelten soll. Für die kommenden drei Jahre stellt das Ministerium drei Millionen Euro zur Verfügung. Bislang wurden Vereine beim Bau von Kunstrasenplätzen, die in der Regel ganzjährig bespielbar sind, finanziell unterstützt – nun folgt also die Kehrtwende.

Das mögliche EU-Verbot schlägt auch in der Region Homburg hohe Wellen. Einer der von einem möglichen Aus von Kunstrasenplätzen betroffenen Vereine im Saarpfalz-Kreis ist der SV Bruchhof-Sanddorf. Dort war im Jahr 2011 erstmals die konkrete Planung für einen Kunstrasenplatz angegangen worden. Der Verein hatte in der Folge viele Klippen zu umschiffen, ehe 2015 das Projekt auch dank extrem hoher Eigenarbeitsleistung gestemmt werden konnte. Die Gesamtkosten beliefen sich auf 362 000 Euro. Und trotz der Fördergelder muss der Verein noch einige Jahre lang Kosten für das neue Geläuf abtragen.

Zuvor gab es noch ein Gutachten, ob nicht auch ein kostengünstigerer Naturrasenplatz in Frage käme. Dabei wurde festgestellt, dass die Waldrandlage aufgrund des Blütenverkehrs ungünstig für Naturrasen sei. Außerdem gab es keinen Brunnen, um den Rasen bewässern zu können. Hinzu kam das weitere Problem, dass es beim SV  keinen Ausweichplatz gibt. Somit wäre der Rasen bei den vielen Mannschaften überbeansprucht worden.

„Es war mit der größte Meilenstein der Vereinsgeschichte, was wir hier von der Infrastruktur auf die Beine gestellt haben“, betont der heutige Vorsitzende Björn Kunz. Der Club wurde 1920 gegründet. „Eine Umrüstung des Kunstrasens beispielsweise auf Kork würde weitere 75 000 Euro kosten, war zu hören. Eine so hohe Summe aufbringen zu müssen, würde unsere Existenz bedrohen. Das wäre nicht tragbar“, sagt der 33-jährige Vorsitzende. Und Stefan Ecker, der Spartenleiter Bauwesen, ergänzt: „Als wir die Nachricht vernommen haben, war das ein richtiger Schock für uns. Schließlich haben wir darauf gehofft, dass unser Platz aufgrund der entsprechenden Pflege so in etwa 15 Jahre lang hält.“

 Dieses Gummigranulat könnte sehr vielen Vereinen mit Kunstrasenplatz finanziell das Genick brechen. Foto: Stefan Holzhauser

Dieses Gummigranulat könnte sehr vielen Vereinen mit Kunstrasenplatz finanziell das Genick brechen. Foto: Stefan Holzhauser

Foto: Stefan Holzhauser

Der Platz in Bruchhof besteht aus einer Mischung von Gummigranulat und Quarzsand. Kunz sagt: „Ich persönlich bin der Meinung, dass bei einem entsprechenden Beschluss der EU Bund und Länder in der Pflicht stehen, die Vereine zu unterstützen. Mehr oder minder muss dann dies von deren Seite getragen werden. Wir werden mit Sicherheit nicht der einzige Verein sein, der diese Summe nicht tragen könnte. Der Verlierer wäre der Breitensport, den wir hier von den kleinsten bis hoch zu den AH-Fußballern einschließlich Frauenfußball fördern. Das Ehrenamt muss wertgeschätzt werden, sonst wird die gesamte Vereinsstruktur in Deutschland ernsthaft auf die Probe gestellt.“ Der SV Bruchhof-Sanddorf ist nur einer von vielen Fußballvereine in unserer Region, die – falls es tatsächlich zu einem EU-Verbot kommen sollte – vor großen finanziellen Problemen stünde.

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