Kunstausstellung Kunst und Medizin werden miteinander verbunden

Homburg · In der Mensa des Homburger Unversitätsklinikums zeigen 38 Künstler auf zwei Stockwerken ihre Zeichnungen und Gemälde.

 In der Reihe „Kunst in der Mensa“ wurde eine neue Ausstellung eröffnet. In der Mitte (von links) das Organisationsteam mit  Ernestyna Heider, Frederike Schiller und Judith Fürstenberg.

In der Reihe „Kunst in der Mensa“ wurde eine neue Ausstellung eröffnet. In der Mitte (von links) das Organisationsteam mit  Ernestyna Heider, Frederike Schiller und Judith Fürstenberg.

Foto: Georg Desch

Mit bewährtem Konzept, großem Besucherandrang und viel Musik ist am Donnerstagabend die jährlich stattfindende Ausstellung „Kunst in der Mensa (KidM)“ eröffnet worden. Auf zwei Stockwerken der Uniklinik-Mensa stellen 38 Medizinstudenten, Pflegekräfte und Ärzte des UKS sowie Künstler aus dem Ausstellungspool der letzten Jahre ihre facettenreichen Arbeiten vor.

Seit 1999 wird „Kunst in der Mensa“ veranstaltet, einst von Studierenden ins Leben gerufen und jahrelang von Unidozent Dr. Kurt Becker betreut. Dieser hatte 2018 sein Zepter weitergegeben. Seit 2020 hat KidM mit den drei Medizinstudentinnen Frederike Schiller, Judith Fürstenberg und Ernestyna Heider ein neues Organisationsteam. Aber wie schaffen es die Studierenden eigentlich immer wieder, neben dem zeitintensiven Medizinstudium eine solch große Ausstellung zu organisieren? „Die gesamte Organisation beginnt schon Monate im Voraus im Zusammenspiel mit der Fachschaft und freiwilligen Helfern. Nur deswegen bewältigen wir den immensen Aufwand“, berichtet Schiller. „Viele unserer Kommilitonen malen und zeichnen als Ausgleich zum Studieren. Mit KidM schaffen wir einen öffentlichen Rahmen für sie genauso wie auch Pfleger und Ärzte des Klinikums“, ergänzt Fürstenberg.

Zur Begrüßung sprach neben dem städtischen Leiter der Abteilung Kultur, Klaus Kell, und Frederike Schiller auch der Dekan des Uniklinikums, Professor Michael Menger. Es gehört schon fast zur guten alten Tradition, dass der Dekan während der Eröffnung seinem eigenen Hobby frönt und live ein Bild malt. Diesmal entstand eine Zeichnung mit klarer Anleihe an „Fridays for Future“, das die Stadt zu einem guten Zweck versteigern wird. Die bei KidM gesammelten zahlreichen Spenden gehen laut Schiller an Ärzte ohne Grenzen und den saarländischen Wünschewagen.

Fast das gesamte Mensa-Gebäude gleicht jetzt mehrere Wochen einer modernen Galerie. Zur Ausstellungseröffnung gab es viel Live-Musik, unter anderen von der Band „Times and Tales“ sowie von einigen freien Studentengruppen. Eine der ausstellenden Künstlerinnen ist die Medizinstudentin Olga Reichholdt. Sie malt Stillleben im Stil alter Meister, Landschaften aus ihrer Heimat unweit der Krim und humoristisch irritierende Porträts. Diese Gemälde stellen Tiere dar im Gewand herrschaftlicher Kleidung und wirken deswegen simultan wie ein Ausflug ins barock Zeitalter und einen Zoo. Wesentlich abstrakter sind die Fotografien von Andrea Armbrüster. Sie zeigt Bilder aus einer Serie, die in Südafrika entstanden. Die großformatigen, auf Blau-Schwarz reduzierten, Arbeiten bieten viel Raum für Assoziationen.

„Der Reiz der Ausstellung besteht in der bunten Mischung, hier trifft ein ungewöhnliches Publikum auf die ganze Bandbreite künstlerischer Ausdrucksformen. Das ist frisch, total familiär und es entstehen ganz andere Gespräche im Vergleich zu Ausstellungen in Galerien. Die gelöste Stimmung ist einfach ansteckend und löst Hemmschwellen zur Beschäftigung mit Kunst.“ Ähnlich erlebt das auch Julia Johannsen, die nach einigen Jahren Pause diesmal wieder vertreten ist: „Toll, dass so viele junge Leute heute da sind. Ich war in den vergangenen Jahren nicht dabei und wollte gerne nochmals neuere Arbeiten zeigen. Mein Thema sind immer schon Himmel und Erde, der Kosmos und Blau als Farbe der Transzendenz. Letztlich also das, was man greifen kann als Seelenlandschaften“. Sie stellt im Duett aus mit dem Psychiater Herbert Gress. Gress zeigt großformatige und aufregend komponierte „Stimmungslandschaften“ mit Anleihen an den Surrealismus, den Expressionismus der 20er und 30er Jahre sowie den Fauvismus. Er malt aus Liebe zur Kunst genauso wie zum Ausdruck eigener Gefühle und innerer Bilder.

Ganz andere Mittel nutzt der aus Syrien stammende Ayman Annan. Er setzt mit gepressten Erden und zugeschnittenen Steinen Motive in zeitaufwändiger Kleinstarbeit kunstvoll zusammen. Er versucht, durch seine Porträts die römische Mosaikkunst wiederzubeleben, die vor Tausenden von Jahren zur Dekoration von Palästen und Tempeln in Syrien verwendet wurde. Ergänzend zu den Gemälden, Zeichnungen und Fotografien zeigten Studenten eine Theaterperformance und Videoinstallationen.

Die Ausstellung findet im Gebäude 74 des Uniklinikums statt und ist bis zum 7. Februar geöffnet.

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