Die Schoenen an der Gustavsburg in Jägersburg Französische Chansons für eine laue Nacht

Jägersburg · Die Schoenen gestalteten im Hof der Gustavsburg in Jägersburg im Rahmen der Reihe Kultur im Museum einen wunderbaren Sommerabend.

 Beste Laune auf der Bühne: Sängerin Anne Schoenen gastierte mit ihrer Band in Jägersburg im Rahmen der Reihe Kultur im Museum. Das kam beim Publikum im Hof der Gustavsburg sehr gut an.

Beste Laune auf der Bühne: Sängerin Anne Schoenen gastierte mit ihrer Band in Jägersburg im Rahmen der Reihe Kultur im Museum. Das kam beim Publikum im Hof der Gustavsburg sehr gut an.

Foto: Sebastian Dingler

Wenn sich eine Band „Die Schoenen“ nennt, könnte man meinen, dass das von einem überbordenden Selbstbewusstsein der Bandmitglieder herrührt. In Wirklichkeit stammt der augenzwinkernde Name schlicht vom Nachnamen der Sängerin und Frontfrau Anne Schoenen. Was also wie Plural aussieht, ist eher als Singular gemeint. Der deutsch klingende Bandname führt auch deswegen in die Irre, da die Hauptsprache des Repertoires Französisch ist – mit ein paar deutschen Einsprengseln. Die Schoenen hat oder haben sich nämlich dem französischen Chanson verschrieben.

„Rien ne va plus“ hieß das Programm, das die Band in der Reihe Kultur im Museum im Hof der Gustavsburg aufführte. Anne Schoenen sagte bei der Begrüßung, dass sie sich sehr über diesen ersten Auftritt nach dem Lockdown freue. Die Band hatte es besonders schwer getroffen, da zwei der Mitglieder in Frankreich wohnen und eine zeitlang nicht mehr über die Grenze kamen. Das erste Chanson, das alle kannten, war das unvergängliche „La vie en rose“ von Edith Piaf. „Das spielen wir nicht immer. Aber das war schon mein Prüfungslied, als ich meinen Abschluss an der Hochschule für Musik machte“, verriet die Sängerin in der Pause. Erst während des Studiums habe sie bemerkt, dass ihr die französische Sprache beim Singen gut liegt. „Das hatte den Hintergrund, dass meine Eltern so ein bisschen frankophil sind. Die hatten in den 70ern die Doppel-LPs namens Hit la France. Diese Platten liefen bei uns rauf und runter.“

1997 gründeten sich „Die Schoenen“, damals noch als Trio mit den Gitarristen Uli Brodersen und Guido Allgaier. Zu fünft ist die Band schon seit 1999, in der heutigen personellen Besetzung seit 2013, als Gitarrist Endi Caspar dazu stieß. Dieser schreibt jetzt auch die ausgetüftelten Arrangements – und spreche manchmal sogar Französisch in den Proben, wie Akkordeonist Vincenzo Carduccio lachend erzählt. Ansonsten gelte in der zweisprachigen Band: „Google Übersetzer ist unser Freund.“ Auch Schlagzeuger Alex Huber ist Franzose. Bassist Jörg Jenner dagegen ist Saarländer und neben Schoenen schon am längsten dabei. Die vier Herren hatten im Repertoire viel Gelegenheit, ihre Virtuosität zu beweisen, etwa in einer Instrumental-Version von The House of the Rising Sun im Fünfvierteltakt. Carduccio und Caspar, beides tolle Solisten, warfen sich da ein ums andere die Bälle zu.

Das Schöne am französischen Chanson ist, dass er sehr vielseitig ist: Bluesiges wie „Mademoiselle chante le blues“ von Patricia Kaas geht da ebenso wie Bossa Nova (die französische Version von „Corcovado“), Gipsy Jazz oder Musette. Natürlich durften Stücke des großen Serge Gainsbourg nicht fehlen („Twister“ und „L’anamour“), und selbst aus dem Fundus der internationalen Popmusik darf man sich bedienen, so lange es eine französische Version gibt. „Tu as gagné“ hieß es dann eben statt „The Winner Takes It All“ von Abba.

Die 120 Leute im Publikum waren durchweg begeistert. „Wir kommen gerne wieder, vor allem, wenn Sie wieder den Wettergott bestechen können“, sagte Anne Schoenen und fügte hinzu: „Endlich wieder auf der Bühne zu stehen, das ist für uns wie Balsam.“ Klar, dass es da zwei Zugaben geben musste. Der Begriff Chanson zählt ja praktischerweise sogar für deutschsprachige Musik, etwa wenn sie von Klaus Hoffmanm („Gerda“) oder Reinhard Mey stammt. Mit „Gute Nacht, Freunde“ verabschiedeten sich die Schoenen und ließen dabei den Chor des Publikums erklingen.

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