Kritik an Vorgehen im Warburgring

Homburg · Im Homburg in Nähe des Klinikums wurde kürzlich eine riesige Fläche gerodet. Die Anwohner wundern sich, dass es keinerlei Infos dazu gab.

 Ende Februar wurde dieses Grundstück am Warburgring für ein geplante Wohnbebauung gerodet, Anwohner fürchten nun eine Entwicklung des Geländes, die zu Lasten der Nachbarschaft führt. Heute Abend soll der Stadtrat darüber entscheiden, ob der Bebauungsplan geändert wird. Foto: Thorsten Wolf

Ende Februar wurde dieses Grundstück am Warburgring für ein geplante Wohnbebauung gerodet, Anwohner fürchten nun eine Entwicklung des Geländes, die zu Lasten der Nachbarschaft führt. Heute Abend soll der Stadtrat darüber entscheiden, ob der Bebauungsplan geändert wird. Foto: Thorsten Wolf

Foto: Thorsten Wolf

Heute Abend steht ein angedachtes Wohnbauprojekt im Bereich des Warburgrings auf der Tagesordnung des Homburger Stadtrates. Im Detail geht es um den möglichen Beginn eines Verfahrens zur Änderung des seit den 1960er Jahren bestehenden Bebauungsplanes "Hinter den Birken". Hintergrund ist die grundsätzliche Absicht der landeseigenen Wohnungsgesellschaft (Woge Saar), dort neuen, privaten Wohnraum zu schaffen.

Das ruft nun einige Anwohner aus dem Bereich Warburgring und Kraepelinstraße auf den Plan. In einem Brief an die Stadtratsmitglieder, eingebunden ist auch Homburgs Oberbürgermeister Rüdiger Schneidewind als Empfänger, äußern Ute und Frank Kirchhoff, Christine und Dirk Rossi sowie Anne und Paul Schmid deutliche Bedenken gegen die Art und Weise, wie die Pläne für das Bauvorhaben bislang vorangetrieben wurden. Da sei in der Kommunikation mit den Anwohnern "einiges schief gegangen", schreibt Frank Kirchhoff. "Ungläubig schauten die Anwohner des Warburgrings in den letzten Februartagen auf das Buschbiotop zwischen Von-Behring- und Domagk-Straße. Innerhalb von weniger als 48 Stunden war der Kleinwald mit einer Fläche von mehr als 13 000 Quadratmetern vollständig gerodet. Selbst Bäume mit einem Umfang von einem Meter fielen der Motorsäge zum Opfer." Über das, was da geschehen sollte, sei man nicht im Mindesten vorab informiert wurden.

Schließlich hätten eigene Recherchen ergeben, dass eben die Woge Saar dort "auf den 13 500 Quadratmetern des gerodeten Geländes eine verdichtete Bebauung mit elf Gebäuden plant, die zwischen zweieinhalb und sechs Stockwerke mit 200 bis 300 Wohnungen erhalten sollen." So zumindest schildert Kirchhoff die Absichten des Bauträgers. Bei diesen Absichten hat sich wohl, wie unsere Zeitung gestern erfahren hat, "nur" um erste Überlegungen gehandelt.

Was Anwohner wie die Kirchhoffs aber unabhängig davon ärgert: "Weder das Land als Eigentümer der Woge Saar, noch die Woge Saar selbst halten es bisher für nötig, mit den Anwohnern ein Bebauungskonzept zu diskutieren. Auch von Seiten der Stadt gab es keine klärenden Vorab-Infos, obwohl eine Bauanfrage der Woge Saar im Bauausschuss diskutiert wurde. Von allen Seiten wird auf den noch existierenden Planungszustand und auf die gesetzlichen Genehmigungswege mit Einspruchsmöglichkeiten durch die Bürger verwiesen. Nimmt man allerdings die Bauweise der Woge Saar aus der Vergangenheit als Maßstab, so muss man mit dem Schlimmsten rechnen."

Dieses "Schlimmste" beschrieb Kirchhoff aus seiner Sicht so. "Bei 200 bis 300 zusätzlichen Wohneinheiten und 300 bis 400 neuen Mitbürgern am Warburgring ist mit einem erhöhten Verkehrsaufkommen und erhöhter Parkraumauslastung durch 240 bis 360 zusätzliche Pkw zu rechnen. Kann die vorhandene Verkehrsinfrastruktur noch mehr Fahrzeuge verkraften? Ist sie doch ohnehin schon durch das Parken von Angehörigen des Klinikums und Studenten überlastet." Im Gespräch mit unserer Zeitung gestern machte Kirchhoff klar, dass es ihm nicht darum gehe, eine Bebauung zu verhindern. Aber aus seiner Sicht sollten Stadt und Land einen anderen Weg gehen: "Wäre es nicht sinnvoll, eine Fläche von mehr als 13 000 Quadratmetern öffentlich für neue und innovative Bauprojekte auszuschreiben?"

Seitens der Stadt verwies man gestern auf Nachfrage unserer Zeitung darauf, dass das Ergebnis eines möglichen Änderungsverfahrens völlig ergebnisoffen sei. Die Pläne, die von der Woge Saar im Bauausschuss in einem ersten Schritt nichtöffentlich vorgestellt worden seien, seien hier kein Maßstab, der Stadtrat sei in seiner Entscheidung völlig autark.

Zum Thema:

Die landeseigene Wohnungsgesellschaft Saarland (Woge Saar), eine Tochter der Strukturholding Saar, gründet sich auf die seit 1943 bestehenden "Gemeinnützigen Eisenbahn-Wohnungsgesellschaft mbH Saarbrücken" und war ursprünglich eine Sozialeinrichtung des Bundeseisenbahnvermögens. Im Jahr 2000 erwarb die Landesentwicklungsgesellschaft 95 Prozent der Woge Saarbrücken. Es erfolgte die Zusammenführung des Wohnungsbestandes von vier landeseigenen Gesellschaften in der neuen "Woge Saar". Heute betreut das Unternehmen Rund 5400 Wohnungen mit zirka 12 000 Bewohnern. Ein weiteres Geschäftsfeld ist der Immobilienhandel.

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