Auswertung vor der Kommunalwahl Noch Luft nach oben beim Busverkehr

Homburg · Der Kreisreport 2019 der Arbeitskammer zeigt für den Saarpfalz-Kreis aber nur wenige Schwächen auf. Dafür betont er Positives in Sachen Arbeitsmarkt, Wirtschaftsleistung und Bildung.

 Mit dem Biosphärenbus lassen sich Freizeit-, Einkaufs- und Naturerlebnisse in der Region erreichen. Das lobt die Arbeitskammer in ihrem Kreisreport. Doch: Manche Busse fahren am Wochenende seltener.

Mit dem Biosphärenbus lassen sich Freizeit-, Einkaufs- und Naturerlebnisse in der Region erreichen. Das lobt die Arbeitskammer in ihrem Kreisreport. Doch: Manche Busse fahren am Wochenende seltener.

Foto: Saarpfalz-Touristik/Manuela Meyer

Der Saarpfalz-Kreis dürfe den Transformationsprozess der Automobilindustrie nicht verschlafen. Die daran hängenden Fördermittel stünden der Region gut zu Gesicht, mahnte Thomas Otto in Bezug auf die Wirtschaftsförderung. Der Hauptgeschäftsführer der Arbeitskammer (AK) des Saarlandes präsentierte am Dienstag in Bexbach seinen „Kreisreport 2019“ für den Saarpfalz-Kreis (siehe „Stichwort“), der demnach im Großen und Ganzen aber ziemlich gut aufgestellt ist. „Gute Mischung aus Arbeit und Natur pur“ lautet sein Titel.

Ein dicker Pluspunkt war die Wirtschaftsleistung. Das Bruttoinlandsprodukt sei im Saarlandschnitt etwa überdurchschnittlich. Gut etwa für die Kaufkraft sei, dass nur 24,2 Prozent der 66 414 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Teilzeit arbeiteten, nur 11,9 Prozent im Minijob und nur 17,3 der Vollzeitkräfte im Niedriglohnsektor. Alles Werte unter dem Saarlandschnitt – 26,8, 14,5, 19,9 –, so Otto, der auch die Hartz-IV-Quote auf diesem Niveau lobte. Allerdings: Knapp über die Hälfte der Arbeitslosen habe keinen Berufsabschluss (54 %), schon fast die Hälfte der Arbeitslosen sei über 50 Jahre alt (42 Prozent).

AK-Referatsleiterin Arbeitsmarktpolitik Dagmar Ertl betonte hier den Stellenwert des Modellprojekts „Systemische Beratung von Familien“, bei dem Langzeitarbeitslose etwa durch Schuldner- oder Familienberatung der Rücken für Jobbewerbungen freigehalten wird. Auch gehe der Kreis einen guten Weg mit dem Beratungsmodell Robin (Ressourcenorientierte Beratung und Integration), das Stärken und Kompetenzen Geflüchteter nach dem Ende von Sprach- und Integrationskursen weiterentwickeln soll. Die seit 30 Jahren bestehende Koordinierungsstelle „Frau und Beruf“ bietet Orientierung, Mentoringprogramme und Coachings, sei damit Blaupause für die nun geplanten regionalen Beratungsstellen, die in allen Kreisen installiert werden sollen.

Trotz gutem Gesamtfazit übte Otto Kritik am öffentlichen Nahverkehr – insbesondere bei den Stadtverkehren Homburg und St. Ingbert. Die seien in den Zentren wie auch im ländlichen Bereich (dank Biosphärenbus etwa) zwar gut umgesetzt, mit guter Linienführung und modernen Fahrzeugen, aber nur von Montag bis Samstag. „Am Wochenende wird die Luft da dünner“, so Otto. Gerade vor dem Hintergrund, dass in einer Befragung zum 2. Bundesgleichstellungsbericht 2017, 72 Prozent der Befragten angaben, täglich das Auto zu benutzen, sei hier noch ein hohes Potenzial für den ÖPNV vorhanden. Allerdings hatten in der Befragung auch 67 Prozent angegeben, mit dem Angebot zufrieden oder sehr zufrieden zu sein. Nur im Regionalverband war der Wert besser (68 Prozent).

Ganz und gar im Mittelfeld ist der Saarpfalz-Kreis indes beim Thema Gesundheit: Pflege ist wie auch sonst im Saarland überwiegend Sache der Angehörigen, Arbeitnehmer sind im Kreis vermehrt wegen psychischen Erkrankungen oder solchen am Muskel- oder Skelettsystem außer Gefecht, der Krankenstand liegt auf Landesniveau (5,8 %) und deutlich über dem Bundesschnitt (4,7). Ähnlich ist es bei der Schwerbehindertenquote (Kreis 12,5, Land 12,3, Bund 9,4). Gelobtes Vorzeigeprojekt sei hier das „Seniorendorf Kirkel“ des Arbeitersamariterbunds, strich Otto heraus. Es zeichnet sich außer pflegerischen Grundversorgung und Barrierefreiheit durch kurze Wege zu Einkauf, Bank und Arzt aus.

Fehlte noch ein Lob für die frühkindliche Bildung: Der Kreis habe frühzeitig mit dem Ausbau für Unter-Drei-Jährige begonnen, die Versorgungsquote liege knapp unter 30 Prozent. Das sei allerdings immer noch zu wenig, ein weiterer Ausbau nötig, so das Ergebnis der AK. Ähnliches gilt für die Kindergartenkinder zwischen drei und sechs Jahre. Derzeit reiche der Platz im Kreis für 94,3 Prozent der Kinder, bis 2020 sollen über 100 weitere Kitaplätze errichtet werden. Erschwert werde dies dadurch, dass der Bedarf von Städten wie St. Ingbert oder Homburg sich deutlich etwa vom dem in ländlichen Zonen wie Bliesmengen-Bolchen unterscheide. So könne auch auf kurzfristige Bedarfssteigerungen nur schwer reagiert werden, und die Anfahrtswege werden lang. Dass der Kreis Engpässe über Tagespflegeplätze zu kompensieren versuche, sei positiv. Und einzigartig etwa der „mobile Tagesvater“, der einspringt, wenn die Tagesmütter krank werden. Auch Gebührenreduzierungen für Eltern mit mehreren Kindern in puncto Kita und seit Jahresbeginn Tagespflege seien vorbildlich.

Saarpfalz-Kreis-Landrat Theophil Gallo (SPD) nahm die Ausführungen der Arbeitskammer-Experten freudig zur Kenntnis, betonte anschließend die Wichtigkeit des Kreises.
> weiterer Bericht folgt

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