Musik zum neuen Jahr Konzertanter Spagat: „Feuer und Eis“

Homburg · Das Neujahrskonzert des Homburger Sinfonieorchesters brachte im Motto zwei unversöhnliche Elemente zusammen.

 Unter dem Titel „Feuer und Eis“ dirigierte Jonathan Kaell sein Homburger Sinfonieorchester gestern sicher durch die beiden Aufführungen des traditionellen Neujahrskonzerts der Stadt Homburg.

Unter dem Titel „Feuer und Eis“ dirigierte Jonathan Kaell sein Homburger Sinfonieorchester gestern sicher durch die beiden Aufführungen des traditionellen Neujahrskonzerts der Stadt Homburg.

Foto: Thorsten Wolf

Manchmal liegen Beginn und Ende bedenklich nahe beieinander. Zu gleicher Zeit, als sich das Homburger Sinfonieorchester vorbereitete, den Beginn des neuen Jahres im Saalbau mit einem wahren Feuerwerk musikalischer Vielfalt zu begrüßen, ging das Leben seines früheren, mehr als zwanzig Jahre langen Orchestervorsitzenden Prof. Dr. Gerd Rettig-Stürmer allzu früh zu Ende.

Er hatte an den vorderen Pulten der ersten Geigen die Entwicklung vom Kammerorchester, über das Kammer-Sinfonie-Orchester bis zum heutigen großen Sinfonieorchester miterlebt und maßgeblich mitgeprägt.

Neben seinem ausgefüllten Beruf als Kardiologe und Wissenschaftler hatte er auch stets Freude daran, mit Freunden aus dem Orchester das Quartettspiel zu pflegen, die „Königsdisziplin“ unter den musikalischen Gattungen.

Aber es war sicher in seinem Sinne, dass „The Show must go on“. Und das tat sie fast im bildlichern Sinne mit der Ouvertüre zu den „Piraten von Penzance“. Der bekannte englische Opern- und Operettenkomponisten Arthur Sullivan verlegte ihre Handlung vor die Küste von Cornwall, wo der Piraten-Aufmarsch, die Liebesepisode in der Mitte und die Happy-End-Polka zum Schluss fast schon den ganzen Inhalt vorweg erzählen.

Happy zeigte sich auch Oberbürgermeister Rüdiger Schneidewind bei seinen Neujahrsgrüßen darüber, dass beide Konzerte des Orchesters morgens und abends bereits im Vorfeld ausverkauft waren. „Feuer und Eis“ war ihr übergreifendes Motto, zwei unversöhnliche Elemente zwar, die jedoch im Programmverlauf für viel Spannung sorgen sollten. Die humorvolle Moderation von Roland Kunz vom SR sollte darin Recht behalten.

„Wie eiskalt ist dies Händchen“ sang die texanische Sopranistin Elizabeth Wiles als „Mimi“ in der eiskalten Studentenmansarde von Giacomo Puccinis „La Bohème“. Doch bei ihrem zarten Register in der rezitativischen Einleitung und im wundervollen großen Melos des ariosen Teils wurde einem warm ums Herz.

Nicht so heiß wie auf dem „feuerfesten“ Ambos von Christian Zeiter, der die Polka „Feuerfest“ von Josef Strauss mit dem Kling-Klang seiner Schmiedehämmer begleitete.

Gegen die eisige Herzenskälte von „Turandot“ in Puccinis gleichnamiger Oper sang der junge koreanische Tenor Sung Min Song als Prinz Kalef mit dem berühmten „Keiner schlafe“ an. Und er siegte mit kraftvoll geführtem Timbre bis ins strahlend hohe C und hatte nach so viel Emotion auch das begeisterte Publikum auf seiner Seite. „Allegro con fuoco“, also „mit Feuer“ wollte der große Geigenvirtuose Henri Wieniawski den Finalsatz seines 2. Violinkonzertes d-Moll gespielt wissen. Er dachte dabei sicher nicht an einen knapp 16-jährigen Geiger wie Simon Schweitzer, der in Homburg zum ersten Mal mit einem großen Orchester musizierte. Seiner fingerflinken, auch in der Intonation makellosen Virtuosität konnte der große Orchesterapparat manchmal nur schwer folgen. Auch dieses Debüt mündete zu Recht in den tosenden Applaus des Homburger Publikums.

Maestro Jonathan Emanuel Kaell und seine bestens aufgelegten Musici verrieten auch nach der Sektpause manches über „Feuer“ und „Eis“, so etwa in der pirouettenreichen Polka „Eislauf“ von Josef Strauss oder in der Breitwandmusik zu „Chariots of Fire“ des griechischen Komponisten Vangelis Papathanassiou.

Mit rauschendem Applaus und mit einem hartnäckigen Sitzstreik begehrte das Publikum ein üppiges Nachkonzert.

Das Gesangsduett beschwor darin mit Puccini noch einmal große emotionale Momente, das Orchester glänzte mit einer so mitreißenden wie vertrackten karibischen Variante von Fred Raymonds „Juliska aus Budapest“ nach Arturo Marquez und der unvermeidliche Radetzky-Marsch von Johann Strauss Vater animierte alle zum rhythmischen Mitklatschen. Ist zu hoffen, dass das neue Jahr all das hält, was dieses musikalische Feuerwerk versprach.

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