Reihe „Live im Biotop“ Chaotischer Beginn, furioses Finale

Beeden · Beim Auftritt von Dedi B. and Friends in der Reihe „Live am Biotop“ hakte es zunächst, doch dann ging die Post ab - die Konzertzeit wurde deutlich überzogen.

 Voller musikalischer Energie: Sänger und Gitarrist Dedi B., im Hintergrund: Sängerin Simone Köhler.

Voller musikalischer Energie: Sänger und Gitarrist Dedi B., im Hintergrund: Sängerin Simone Köhler.

Foto: Sebastian Dingler

„Wer probt, hat‘s nötig“ ist ein beliebter Spruch in Musikerkreisen. Denn eigentlich hat man als Musiker doch bestimmte Songs einfach zu können. Und es gibt ja auch so viele Songs aus der Rock- und Popgeschichte, die einfach zu spielen sind, die jeder kennt und die immer gut ankommen. Wozu dann großartig Zeit im Proberaum verbringen?

Dedi B. and Friends jedenfalls hatten nicht zusammen geprobt – das wäre auch schwierig geworden angesichts von teilweise zehn Musikern auf der knapp bemessenen Bühne am Sportheim des SV Beeden. Dedi B., Sänger und Gitarrist, der seinen richtigen Namen nicht in der Zeitung lesen wollte, kommt ursprünglich aus Beeden, jetzt lebt er in Bierbach. Letztlich waren er und seine Mitstreiter eine gute Wahl für ein Konzert in der Reihe „Live am Biotop“. Die Frage, ob eine Band vor dem Auftritt üben sollte, musste aber mit „jein“ beantwortet werden. Anfangs wirkte die ganze Geschichte ziemlich chaotisch, kein Wunder, wenn so viele Musiker verkabelt und abgemischt werden sollten. Arg laut und schrill tönten da Dedis Gesang und seine Gitarre, während etwa die Bratsche von Irena Petrovska kaum zu hören war. Auch wirkte das spontane Zusammenspiel anfangs unausgegoren, wohl auch, weil es sich um eher schwierige Stücke von Genesis, Peter Gabriel oder Pink Floyd handelte.

Einer der Gäste meinte, es sei sehr mutig, solche Sachen ungeübt auf die Bühne zu bringen – er selbst würde jetzt aber lieber heimgehen und Pink Floyd auflegen. Im Laufe des Abends hielt jedoch die Lockerheit Einzug auf der Bühne und die Songs klappten um so besser, je einfacher strukturiert sie waren. Das Publikum ging dann auch mehr und mehr mit, Energiebündel Dedi B. riss schließlich sowohl Leute als auch Mitmusiker in seinen Bann mit seiner Leidenschaft. Der 38-jährige ist im echten Leben Informatiker – seine Begeisterung für die Musik und das Musizieren war jedoch regelrecht ansteckend. Teils hatte er seine Familie mitgebracht: Bruder Danny, Sohn Paul und Schwägerin Angelina waren mit von der Partie. Teils hatte Dedi B. befreundete Mitmusiker mitgebracht: die schon erwähnte Irina Petrovska, die ebenso wie Joe Goldfinger in der Band The Hatchetations spielt; den Sänger und Gitarristen Dirk Behringer alias Dee Bee, den Gitarristen Christian Walck, die Kontrabassistin und Sängerin Simone Köhler, die Beeder Sängerin Eva Adolph alias All Things Eve („unser Goldkehlchen“, so Dedi B.) sowie den Biesinger Profi-Schlagzeuger Jan Friedrich.

Kein Wunder, dass der Star des Abends so viele Musiker kennt, spielt er doch selbst in fünf Bands aus ganz verschiedenen Richtungen wie Punk, Classic Rock oder Mittelaltermusik. „Ich habe das Glück, dass die sich alle auf mein Niveau herablassen“, übte sich Dedi B. in Bescheidenheit. Schön auch, dass keiner der Protagonisten auf einer Gage bestand: Die Einnahmen aus der Hutsammlung gingen an einen Großcousin von Dedi B., der nach einem Schlaganfall im Rollstuhl sitzt und jetzt nicht weiß, wie er den geplanten Hausumbau bewältigen soll. Bei Dedi B. ist es gute Tradition, dass er ein- oder zweimal im Jahr für einen guten Zweck spielt, meistens mit seiner Coverband Double D and Friends. „Wie kann man schöner helfen, als das mit seinem Talent zu machen?“, meinte er zu der gelungenen Aktion am Sportheim in Beeden.

 All diese Musiker hatte Dedi B. (in der Mitte, mit Gitarre) mitgebracht für das Benefizkonzert in der Reihe „Live am Biotop“.

All diese Musiker hatte Dedi B. (in der Mitte, mit Gitarre) mitgebracht für das Benefizkonzert in der Reihe „Live am Biotop“.

Foto: Sebastian Dingler

Dass die zusammengewürfelte Truppe beim Publikum sehr gut ankam, zeigte sich auch daran, dass kaum jemand hinein ging, um sich dort das Fußball-Champions-League-Viertelfinale Bayern gegen Barcelona anzuschauen. Manchmal ging das spontane Musizieren auch ungeahnte Wege: Etwa, als Dedi B. einen Song ankündigte, den „alle spielen können“. Er hatte damit eigentlich Neil Youngs „Rockin’ in a Free World“ gemeint, doch Schlagzeuger Jan Friedrich bekam eine andere Idee zu dieser Vorgabe. Mit Bum Bum Tschack stimmte er den Queen-Song „We Will Rock You“ an, woraufhin Dedi B. sofort in die Rolle von Freddie Mercury schlüpfte. Da musste Neil Young eben noch ein wenig warten. Mit vielen Gassenhauern und unter gehöriger Überziehung der üblichen Konzertzeit endete dann das große Musik-Spektakel.

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