Komödien können auch ernst sein

Homburg · Statt auf seinen adoptierten anderthalbjährigen Jungen stößt ein homosexuelles Paar auf einen intoleranten und aggressiven älteren Jugendlichen. Ausgangspunkt vieler Konflikte, die mal lustig sind, mal betroffen machen. Und Thema eines Theaterstücks in Homburg.

 Jan Hasenfuß, Thomas Rohmer und Stefan Pescheck (von links) brachten das schwedische Theaterstück „Patrick 1,5“ mit viel Wortwitz und spielerischer Leichtigkeit auf die Bühne des Kulturzentrums Saalbau. Foto: Bernhard Reichhart

Jan Hasenfuß, Thomas Rohmer und Stefan Pescheck (von links) brachten das schwedische Theaterstück „Patrick 1,5“ mit viel Wortwitz und spielerischer Leichtigkeit auf die Bühne des Kulturzentrums Saalbau. Foto: Bernhard Reichhart

Foto: Bernhard Reichhart

Um eine moderne Form des Liebens und gemeinsamen Lebens ging es in der schwedischen Komödie "Patrick 1,5", die am Donnerstagabend von den Theatergastspielen Fürth im Homburger Kulturzentrum Saalbau aufgeführt wurde. Das Stück thematisiert gleich zwei brennende Zeit-Probleme: den Umgang der Gesellschaft mit schwulen Paaren sowie gewalttätige Jugendliche ohne Halt und Ziel. Ein gehaltvoller, brisanter Stoff, den Michael Druker in eine Komödie packte.

Für Göran (Thomas Rohmer, der auch die Inszenierung übernommen hatte), und den homosexuellen Sven (Jan Hasenfuß), die in einer eingetragen Partnerschaft leben, ist der große Tag gekommen. Schon lange haben sich die beiden Männer gewünscht, ein Kind zu adoptieren. Nun haben sie eine Ausnahmegenehmigung erhalten und erwarten jeden Augenblick die Ankunft des anderthalbjährigen Patrick. Durch ein Versehen beim Sozialamt steht jedoch die 15-jährige Version seines kleinkriminellen Namensvetters und Rabauken Patrick (Stefan Pescheck), in der Tür. Trotz aller Vorurteile, die alsbald zum Vorschein kommen, müssen sich die beiden Männer und der aufmüpfige Jugendliche erst einmal arrangieren. Es ist nämlich Gründonnerstagnachmittag und beim Sozialamt niemand mehr erreichbar. Und so treffen zwei Welten aufeinander, die beide außerhalb der gesellschaftlichen Normen stehen.

Auf der einen Seite das homosexuelle Paar, auf der anderen Seite der kriminelle Jugendliche, mit dem keiner etwas zu tun haben will. Alle müssen sich nun zusammenraufen, und das Chaos nimmt seinen Lauf. Der durch die Behörde verursachte Fehler wird nun zum Auslöser für eine Veränderung im Leben dieser drei. Anfangs scheint ein Zusammenleben des Paares mit Patrick schier ein Ding der Unmöglichkeit zu sein, doch nach und nach kommen sie sich einander näher. Denn sie entdecken, dass keiner frei ist von Vorurteilen. Und so führt das Ganze schließlich dazu, dass sie sich verstehen lernen, sich respektieren und schließlich - anders als im Film - zu einer kleinen Familie zusammenwachsen.

Die Schauspieler Jan Hasenfuß als Sozialarbeiter, Sven Thomas Rohmer als wenig erfolgreicher Erfinder Göran sowie Stefan Pescheck als schwer erziehbarer Jugendlicher mit krimineller Vergangenheit verstanden es, die Komödie von Michael Druker überzeugend auf die Bühne des Saalbaues zu bringen. Kurzweilig, witzig, frech, sehr offen, direkt, ohne dabei den Ernst der Themen zu untergraben. Die turbulente Familienkomödie voller Ponten und übermütiger Situationskomik erwies als sich als ein modernes Zeitstück zum Lachen und Nachdenken und war eine Werbung für mehr Toleranz und Nächstenliebe. Die Zuschauer im gut gefüllten Kulturzentrum Saalbau verfolgten die Inszenierung gespannt und spendeten nicht nur am Ende viel Beifall.

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