Kolumne Apropos Wenn die Uhren wieder anderes ticken . . .

Der Wechsel von Winter- auf Sommerzeit sorgt wieder für jede Menge Verwirrung und Ärger. Doch was wären eigentlich Alternativen? Und: Wie wäre es, wenn man die ganze Zeitumstellung schlicht ignoriert?  

Kolumne Apropos
Foto: Robby Lorenz

Erst nimmt mein Kopf unfreiwilligen Kontakt mit dem Türrahmen auf. Kurz danach schütte ich vor Müdigkeit das Müsli an der Schale vorbei. Und schließlich versuche ich, ohne Autoschlüssel das Auto zu starten. Für diesen wilden Mix aus Verwirrung und Schläfrigkeit sorgt einmal mehr die Zeitumstellung vom Sonntag. Dieser, bei uns seit 1980 dauernde Diebstahl einer Stunde im Frühjahr – den man nicht binnen eines Tages verdaut hat, sondern der so richtig schön wie ein Jet-Lag nachwirkt. Der einen ständig zum zeitlichen Umdenken zwingt, angesichts nicht umgestellter Uhren verwirrt, und der einem den Bio-Rhythmus durcheinanderschüttelt. Denn ehe man schlaftrunken, verdaddert und orientierungslos gefühlt mitten in der Nacht aufwachen kann, muss man ja erstmal im Traumland angekommen sein. Was hellwach schwierig ist.

Eigentlich soll dieses Ärgernis mit der An-der-Uhr-Dreherei ja schon seit 2018 der Vergangenheit angehören. Da wollte die EU-Kommission diese ungesunde, gerade bei Deutschen unbeliebte und energiespartechnisch unnütze Umstellung beenden. Eine große Befragung unter Millionen EU-Bürgern war vorausgegangen. Und auch die europäische Volksvertretung, das EU-Parlament, war in der Folge dafür. Und dann? Nix. Die 27 EU-Mitgliedsstaaten konnten sich nicht einigen, ob man jetzt auf Sommer- oder Winterzeit umstellt. Und das war‘s dann bislang mit den Plänen.

Schlafforscher sind sogar der Meinung, dass die Umstellung nicht das Schlechteste ist. Der dauerhafte Wechsel auf eine bestimmte Zeit wäre nicht gerade ein Vorteil. Zwar würde bei permanenter Winterzeit im Sommer die Sonne sehr früh auf-, dann allerdings auch entsprechend zeitig untergehen. Nix mehr mit langen, schönen Sommerabenden. Bei dauerhafter Sommerzeit indes würde die Sonne im kompletten Winter erst sehr spät, sprich: oft erst gegen 9 Uhr oder danach, aufgehen. Klingt nach großer Depressionsgefahr.

Ein Bekannter hat mir übrigens die Tage eröffnet, dass er das große Zeigerdrehen konsequent ignoriert. Er verstellt seine Uhren nie, zählt dann immer eine Stunde dazu. Als persönlicher Protest gegen die deutsche Politik, die auf EU-Ebene untätig bleibt – und somit die besonders vielen Zeitumstellungsskeptiker in seiner Bevölkerung ignoriert. Für mich wäre das aber nichts. Dann lieber im Frühjahr einmal Kopf stoßen und Müsli verschütten anstatt permanente Zeit-Verwirrung.

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