Originelle Idee im Schwarzenbacher Jugenddorf Hauptsach, gudd gess - Gekocht wird dehemm

Schwarzenbach · Zu Hause die Familie bekochen, noch dazu die Zutaten frei Haus angeliefert zu bekommen: das Privileg macht Corona möglich. Denn die elf Azubis des Jugenddorfes dürfen nicht gemeinsam in der Schulküche stehen.

 Ausbilder Markus Bronder übergibt der Auszubildenden Emily Feid einen Warenkorb mit Zutaten. Das Essen muss die künftige Köchin selbst kochen, Rezepte werden mitgeliefert. Und die Eltern und Geschwister sind Testesser.

Ausbilder Markus Bronder übergibt der Auszubildenden Emily Feid einen Warenkorb mit Zutaten. Das Essen muss die künftige Köchin selbst kochen, Rezepte werden mitgeliefert. Und die Eltern und Geschwister sind Testesser.

Foto: Waldemar Schot/CJD

  Jeden Tag schnell ein Rührei und dazu Würstchen aus der Dose? Nein, so wird das nichts mit dem Corona-Essen zu Hause. Wer im Home-Office zu Hause kochen darf, muss sich an die Vorgaben halten. Und die sind nicht ganz so einfach, da stehen schon mal Pilz-Risotto oder eine Zitronenecremetorte auf dem Speiseplan. Und Dosen aufmachen geht natürlich gar nicht.

Zum Hintergrund: elf junge Leute machen im Christlichen Jugenddorf in Schwarzenacker derzeit eine Ausbildung zum Koch/Köchin beziehungsweise zum Fachpraktiker/in Küche. Man kann ja viel theoretischen Stoff lernen, aber man sollte schon mal ab und zu am Herd stehen, sonst wird das nichts mit der Berufsausbildung.

Und genau das ist derzeit nicht möglich, denn   beim Kochen stehen die Azubis  in der Schulküche dicht nebeneinander, so dass durchaus eine Ansteckungsgefahr gegeben ist. Also beschlossen die Ausbilder und die Schulleitung, das Kochen ins Home Office zu verlegen.

Das hat den Vorteil, dass die ganze Familie etwas hat von der Kochausbildung des Nachwuchses - und die notwendigen Zutaten fürs Essen werden auch noch angeliefert: „Mein Kollege und ich fahren die Kisten aus, in denen sich die Zutaten befinden, die unsere Azubis nachkochen müssen,“ sagt der Ausbilder Waldemar Schot.

Die Rezepte und die Anleitungen sind beigefügt, „bei Fragen sind wir selbstverständlich jederzeit erreichbar, auch fürs Abendessen.“ Aber bisher seien nicht viele Fragen gekommen, offensichtlich lassen sich die Vorgaben gut nachkochen. „Wie am Ende die Küche aussieht, wissen wir natürlich nicht, aber von den Eltern kamen bisher keine Klagen, so dass wir mal davon ausgehen, dass die jungen Leute ihren heimischen Arbeitsplatz ordentlich wieder verlassen.“

Nachdem das Rezept nachgekocht und schön angerichtet ist - denn auch das gehört bei der Ausbildung dazu - müssen die Azubis Fotos oder ein Video anfertigen, anhand dessen die Ausbilder erkennen können, wie die Aufgabe umgesetzt wurde. „Das einzige, was fehlt, ist der Geschmack“ sagt Waldemar Schot, „aber als langjähriger Ausbilder sehe ich auf den Fotos sofort, wie das Rezept umgesetzt wurde.“

 Die Idee zu der „Home-Kochen“-Aktion entstand in der Gastro-Ausbildung zwischen den Ausbildern Waldemar Schot und Markus Bronder für die elf Azubis, die alle im ersten, zweiten und dritten Lehrjahr sind. Boxen mit Zutaten werden in Zusammenarbeit vor Ort mit dem Küchenchef der Großküche, Swen Haupenthal, zusammengestellt und gerichtet: „Unsere Auszubildenden erhalten jetzt alle zwei Wochen Rezepte für fünf oder sechs Gerichte, die sie zuhause nachkochen. Darunter sind zum Beispiel Pilzragouts, selbstgemachte Spätzle und Semmelknödel oder eine Konditorcreme“.

Dass die Zutaten-Boxen persönlich übergeben werden, hat auch den Vorteil, den persönlichen Kontakt mit den Teilnehmern  halten zu können und gegebenenfalls Probleme beim Kochen im Vorfeld zu vermeiden.

Und wie gefällt es den Azubis? Ganz toll, so die einhellige Meinung.  „Wir können uns beim eigenverantwortlichen Kochen ausprobieren, müssen manchmal improvisieren und uns selbst helfen. Es ist eine gute Möglichkeit, die eigene Kreativität zu entfalten, was das Kochen und Garnieren betrifft“, so Linus Brill, Kochazubi im zweiten Lehrjahr. Schüler und Ausbilder tauschen sich über die Schul-Cloud oder telefonisch aus, und Familienmitglieder werden zu Testessern. Selten waren Eltern wohl so nahe dran an der Berufsausbildung ihrer Kinder. „Gespräche mit den jungen Köchen über Geschmack und Konsistenz der Speisen geben den Ausbildern dann eine gute zusätzliche Basis für ihre Bewertungen“, erklärt Waldemar Schot.

 So sieht ein Korb aus: alles frisch und abgestimmt auf das Rezept.

So sieht ein Korb aus: alles frisch und abgestimmt auf das Rezept.

Foto: Waldemar Schot/CJD

Und was gibt’s nächste Woche im „Home-Kochen“? Kartoffelgratin, Risotto, Kartoffelsalat und „saarländische Mehlknepp“ mit Specksoße, erklärt Waldemar Schot.  Dazu würden wohl auch gerne weitere Gäste zu Besuch kommen, aber die Mengen sind immer nur für vier Personen berechnet. Also sind da in erster die Eltern und Geschwister die Nutznießer der Kochkünste. Und so soll es in Corona-Zeiten ja auch sein.

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