Open-Air-Konzert mit Widrigkeiten Klassik auch im Gedenken an Barcelona

Homburg · Es war ein Open Air, bei dem das Homburger Sinfonieorchester überzeugte. Dabei stand der Abend unter schwierigen Vorzeichen.

  Die Sopranistin Charlotte Dellion gab dem achten Homburger Klassik-Open-Air Gesicht und Stimme.

 Die Sopranistin Charlotte Dellion gab dem achten Homburger Klassik-Open-Air Gesicht und Stimme.

Foto: Thorsten Wolf

Eine der Botschaften des vergangenen Samstagabends? Man kann noch so gut planen, am Ende macht das Leben, was es eben will. Denn: Wer kann schon vor Monaten ahnen, dass das Thema „Unter der feurigen Sonne des Südens“ des achten Homburger Klassik-Open-Airs von den Terroranschlägen von Barcelona in der vergangenen Woche so konterkariert wird – und die Musik aus der Feder einiger spanischer Komponisten an diesem Abend einen als Zuhörer pendeln lässt zwischen dem Gedenken an die Opfer und dem Wunsch, sich vom Terror die Lust am Feiern und am Leben nicht nehmen zu lassen. Dass zudem schon im ersten Teil des Konzertabends auf dem historischen Homburger Marktplatz ein 20 minütiger Regenschauer mit einiger Wucht aufschlug, auch das gehörte zu den Unwägbarkeiten des Abends.

Doch am Ende trat das ein, was sich alle wünschten: Weder vom Terror noch vom Wetter ließen sich das Homburger Sinfonieorchester und die Zuhörer den Abend verderben. Und damit erfüllten sich die Hoffnungen von Homburgs Oberbürgermeister Rüdiger Schneidewind und Saar-Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer als Schirmherrin des Abends: Man wolle sich die freiheitlich demokratische Grundordnung und auch die Lust am Feiern nicht nehmen lassen.Es war also ein Abend unter ganz besonderen Vorzeichen, der da am Samstag die Homburger Altstadt prägte. Dass diese Prägung allerdings nicht vom Terror in Spanien dominiert war, das lag vor allem am Homburger Sinfonieorchester unter der Leitung von Jonathan Kaell, dass sich unbeeindruckt von der politischen Großwetterlage und der Homburger Kleinwetterlage mit Verve präsentierte und der Auswahl der Stücke immer wieder Prägnanz und Strahlkraft verlieh – kein ganz einfache Aufgabe, wenn man auch mal eben gegen 20 Minuten Regen anspielen muss.

Vor allem Tim Beuren, Solist an der Gitarre, stand vor der großen Herausforderung, das Adagio aus Rodrigos „Concerto de Aranjuez“ gegen den Chor fallenden Regentropfen zu behaupten – es gelang. Nicht einfach auch die Aufgabe von Moderator Roland Kunz, der mit Worten die Phase füllen musste, als sich nahezu das gesamte Publikum im einsetzenden Regen in die mit weiser Voraussicht bereitgelegten Plastik-Regencapes hüllte. „Das knistert ganz wunderbar, John Cage hätte seine Freude an diesem Geräusch“, verband Kunz mit einem deutlichen Augenzwinkern die minutenlang ungewöhnliche Raschel-Geräuschkulisse mit dem Schaffen des US-amerikanischen Komponisten, der vor allem durch seine Schlüsselwerke in der neuen Musik bekannt wurde.

Vor der Pause knisterte es dann noch mal – allerdings nicht begründet in schlechtem Wetter, sondern im Auftritt der Sopranistin Charlotte Dellion, eigentlich zu Hause am saarländischen Staatstheater in Saarbrücken. Sie vertrieb quasi persönlich und samt einer wunderbar druckvollen Präsentation von Laras „Granada“ den Regen über Homburg und sorgte so für einen versöhnlichen Ausklang des ersten Teils des Klassik-Open-Airs.

Nach einer Pause ging es nicht weniger beeindruckend weiter, nach Werken von Marquez, Rossini und auch, natürlich, Bizet gab es drei Zugaben – und die Gewissheit, dass Homburg klimatisch wohl nicht mit der feurigen Sonne des Südens mithalten kann, dass aber selbst ein zeitweise regenschwerer Homburger Himmel ein Klassik-Open-Air in der Stadt nicht aufhalten kann.

 20 Minuten Regen machten es den Klassik-Fans am Samstagabend nicht leicht, allerdings ließ sich das Publikum von den Wetterkapriolen nur wenig beeindrucken.

20 Minuten Regen machten es den Klassik-Fans am Samstagabend nicht leicht, allerdings ließ sich das Publikum von den Wetterkapriolen nur wenig beeindrucken.

Foto: Thorsten Wolf

Nun bleibt die Frage zu klären, ob, nach einem Jahr Pause, wieder Regelmäßigkeit bei dieser Veranstaltungsreihe einkehren wird und ob und wann es klassisch unter freiem Himmel weitergehen wird. Homburgs ehrenamtlicher Kulturbeigeordneter Raimund Konrad: „Wenn es auf mich ankommt, dann im nächsten Jahr.“ Denkbar seien für ihn dann aber auch andere Spielstätten als der Homburger Marktplatz: „Mein Lieblingsplatz wäre Jägersburg als ‚Klassik am See’.“ Auch eine Option sei für ihn der Homburger Stadtpark „und natürlich auch der Christian-Weber-Platz“.

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