Kirrberg - das jüngste Dorf im Saarland

Kirrberg. Kirrberg ist die jüngste Gemeinde des Saarlandes. Denn vor 60 Jahren, am 23. April 1949, wechselte Kirrberg nach hartnäckigen Bemühungen seiner Bevölkerung die Staatsbürgerschaft und wurde aus dem Kreis Zweibrücken/Rheinland-Pfalz in den Kreis Homburg/Saarland eingegliedert. Diesen 60

Kirrberg. Kirrberg ist die jüngste Gemeinde des Saarlandes. Denn vor 60 Jahren, am 23. April 1949, wechselte Kirrberg nach hartnäckigen Bemühungen seiner Bevölkerung die Staatsbürgerschaft und wurde aus dem Kreis Zweibrücken/Rheinland-Pfalz in den Kreis Homburg/Saarland eingegliedert. Diesen 60. Jahrestag wollen Vereine und Verbände und der Ortsrat Kirrberg am heutigen Donnerstag feiern und laden die Bevölkerung zu einem Festakt ab 18 Uhr in die Kirrberger Lambsbachhalle ein. Der Schirmherr, Ministerpräsident Peter Müller, wird gegen 20 Uhr eintreffen und eine vom Ortsarchivar gestaltete Ausstellung besuchen. Dabei werden wohl auch viele Erinnerungen wach. Vor allem: Was bewog vor 60 Jahren den Ort Kirrberg, der hinter dem Homburger Universitäts-Klinikum mitten im Wald liegt, mit über 90 Prozent der Bevölkerung für einen Übertritt ins französisch besetzte Saarland zu stimmen? "Die Menschen hatten ihren Lebensmittelpunkt im Saarland, nicht in der Pfalz", erklärt Ortsarchivar Friedel Dejon, "damals war Kirrberg mit 1857 Einwohnern die zweitgrößte Gemeinde im Kreis Zweibrücken. Dennoch arbeiteten fast alle Kirrberger in den saarländischen Hütten und Gruben, sie gingen in Homburg zum Arzt und kauften auch in Homburg ein." Das große Problem an der Sache: Sie mussten für jede Kleinigkeit die Grenze passieren, sich von "nicht immer besonders freundlich wirkenden Grenzwärtern befragen und untersuchen lassen", erklärt Dejon. Kein Wunder, dass die Kirrberger die Nase davon voll hatten. Außerdem hatten sie historische Gründe für die Rückkehr an die Saar, denn seit 1813 gehörte das Dorf zur Kantonstadt Homburg, später zur bayerischen Pfalz und 1901 wurde Kirrberg selbstständige Gemeinde im Landeskommissariat Homburg. Erst der Versailler Vertrag entschied 1920, dass das Dorf im Wald plötzlich Zweibrücken zugeschlagen wurde. Das gefiel den Kirrbergern von Anfang an nicht, und als der Zweite Weltkrieg vorbei war, machte die Gemeinde schließlich mehrere deutliche Eingaben beim französischen Hochkommissar Gilbert Granval in Saarbrücken und beim Land Rheinland-Pfalz. Innerhalb weniger Monate wurde dem Wunsch stattgegeben: Kirrberg kam 1949 zurück an die Saar. Der französische Schlagbaum wurde vor dem Ort abgebaut und hinter dem letzten Kirrberger Haus wieder errichtet. Damit war die tägliche Grenzgängerei für die Kirrberger endgültig vorbei. Auch die um Homburg liegenden Dörfer Bechhofen und Waldmohr wollten übrigens zurück an die Saar, aber hier ließen die Deutschen nicht mit sich reden. Nur Kirrberg wurde ans französisch besetzte Saarland abgetreten, danach war Schluss.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort