Studenten behandeln Plüschtiere Teddy darf bis Sonntag krank sein

Homburg · Mit viel Engagement kümmern sich angehende Mediziner in der Plüschtierklinik um Kinder.

 Marie aus Münchwies hat Hundi dabei, der sich die Pfote gebrochen hat. Er wird von der Patentante versorgt, die in Homburg Medizin studiert.

Marie aus Münchwies hat Hundi dabei, der sich die Pfote gebrochen hat. Er wird von der Patentante versorgt, die in Homburg Medizin studiert.

Foto: Christine Maack

Marie ist mit ihrer Mama extra aus Münchwies nach Homburg gekommen, um Hundi in der Plüschtierklinik im Saalbau versorgen zu lassen. Marie ist erst zwei Jahre alt und versteht noch nicht so wirklich, was in dem großen Saalbau alles vor sich geht, überall laufen Erwachsene in weißen Kitteln herum. Manche haben sogar grüne Kleidung und Mundschutz an.

Das sind die OP-Teams, die immer von einer Gruppe Kinder umringt sind, denn die Teddyoperationen gehören zu den begehrtesten Vorführungen der Plüschtier-Klinik. „Wir haben zwei spezielle OP-Bären“, erklärt Teddyärztin Klara Rami aus dem zweiten Semester, „die haben eine Öffnung im Bauch, aus der man kleine Sachen wie Luftballons oder Bonbons herausholen kann.“ Außerdem kann man den OP-Teddys eine Infusion an den Arm legen oder einen Schlauch in die Nase einführen.

Teddyärztin Blanche Oguey zeigte gerade drei Kindern aus einer Homburger Kita, wie man so etwas fachmännisch macht. Die Kleinen wissen nicht, was spannender ist: dass sie grüne Kittel und Mundschutz tragen oder dass sie dem Teddy den Bauch ausräumen dürfen.

Im Gegensatz zum Menschen haben diese Teddys eine unverwüstliche Konstitution, denn sie werden vier Tage lang von morgens bis abends an einer Tour aufgeschlitzt und wieder zusammengenäht, „das hält kein Mensch aus, aber wir sind ja auch eine Spielklinik“, betont Klara. Aber eine mit wichtigem Hintergrund, betonte Professor Michael Menger, der Dekan der Medizinischen Fakultät, der am Freitag Morgen zusammen mit Vertretern aus der Stadtverwaltung und dem Gesundheitsministerium, Bürgermeister Michael Forster sowie dem Bundestagsabgeordneten Markus Uhl der Saalbau-Teddyklinik einen Besuch abstattete. „Unsere Studentinnen und Studenten üben hier den Umgang mit Patienten. Das lernen sie in der Vorklinik sonst ja nicht,“ so Dekan Menger. Deshalb erweise sich die Teddyklinik für beiden Seiten als sehr hilfreich: „Die Kinder bauen Ängste vor dem Arzt- oder Krankenhausbesuch ab, unsere Studenten erfahren hier, wie es ist, wenn ein weinendes Kind zur Untersuchung kommt, das dringend versorgt werden muss. Da muss man in kurzer Zeit Vertrauen aufbauen.“

Aber auch Krankheiten, die innerhalb der Familie vorkommen, werden von Kindern gelegentlich aufgegriffen. „Wir fürchten uns schon ein bisschen davor, wenn ein Kind sagt, seine Plüschkatze habe Krebs“, gibt Teddyärztin Louisa Guse zu, „dann müssen wir sehr vorsichtig agieren. Wir fragen erst einmal nach, woher das Kind auf diese Diagnose kommt. Meist geht es auf einen Fall in der Familie zurück.“ Dekan Menger kennt diese Momente: „Die Teddyklinik ist ein Ort, an dem Kinder diese Ängste, die sie bei den Erwachsenen spüren, auf ihre Art ansprechen dürfen. Sie nehmen den Teddy als Ersatz, um Trost oder einen Rat zu suchen. Vielleicht trauen sie sich auch nicht, dieses Thema zu Hause anzusprechen. Gerade mit solchen Ängsten müssen angehende Ärzte umgehen können.“

Die Teddyklinik, die noch bis Sonntag dauert, bedeutet für die Studenten einen enormen Aufwand, denn sie läuft parallel zum normalen Studium, „auch ich müsste jetzt eigentlich in der Vorlesung sitzen“, sagt Klara, „aber wir machen es alle gerne“. Über 220 Helfer sind im Vorfeld zusammengetrommelt worden, über 40 sind für den OP-Dienst eingeteilt, bis zu 16 Allgemeinärzte halten Sprechstunde, dann müssen noch die Apotheke, die Zahnarzt-Praxis und die Anmeldung besetzt werden, was nur mit einem Schichtdienst zu stemmen ist. Teddyärztin Julia Marschall, die schon zum vierten Mal dabei ist, findet es wichtig, „dass der Staffelstab weitergegeben wird. Wir, die schon länger dabei sind, müssen dafür sorgen, dass wieder jüngere Semester nachkommen. Es wäre sehr schade, wenn der Faden abrisse.“ Am Zuspruch mangelt es natürlich nicht, „wir haben hier keine Minute Ruhe, es ist immer volles Haus“, betont Julia, „aber so kommt es der Realität im Klinikum schon sehr nahe.“

 Die Operationen am offenen Teddy sind besonders beliebt. Das liegt einerseits an der grünen Kleidung, andererseits an der spannenden Tätigkeit.

Die Operationen am offenen Teddy sind besonders beliebt. Das liegt einerseits an der grünen Kleidung, andererseits an der spannenden Tätigkeit.

Foto: christine Maack

Die Teddyklinik im Homburger Saalbau ist noch bis einschließlich Sonntag, 5. Mai, geöffnet. Am Samstag, 4. Mai, von 9 bis 17 Uhr, am Sonntag von 9 bis 14 Uhr. Die Behandlung ist kostenlos.

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