Kein Bergrennen 2020 in Homburg Coronapause auf der Käshofer Straße

Homburg · 47. Homburger Bergrennen, das vom 10. bis 12. Juli stattfinden sollte, wurde endgültig abgesagt und auf 2021 verschoben.

 Auf  die PS-starken Boliden müssen die Motorsportfans in diesem Jahr verzichten. Foto: Homburger Bergrennen.

Auf  die PS-starken Boliden müssen die Motorsportfans in diesem Jahr verzichten. Foto: Homburger Bergrennen.

Foto: Bubel

Eine nie dagewesene Welle an Veranstaltungsabsagen im Automobil-Bergrennsport rollt weiter durch die Republik. Nun hat sich auch der  Homburger Automobilclub zu Wort gemeldet und sieht sich außer Stande, sein Bergrennen etatmäßig vom 10. bis 12. Juli auszurichten (wir berichteten). Seit Wochen werden nach und nach immer mehr Bergrennen in der deutschen Meisterschaft von den ausrichtenden Clubs abgesagt. Eigentlich sollte am kommenden Wochenende die Saison mit dem Bergpreis Schottenring im hessischen Vogelsbergkreis beginnen.

Das seit 1974 ununterbrochen stattfindende Homburger Bergrennen kommt in diesem Sommer nicht zustande. Dies ist die Quintessenz einer Telefonkonferenz der Organisationsleitung vom vergangen Sonntag. „Wir haben lange gehofft, doch jetzt ist die Zeit gekommen, unser beliebtes Rennsportereignis 2020 abzusagen“, erklärt Organisationsleiter Sascha Ressmann vom veranstaltenden Verein. „Die durch die Corona-Pandemie erforderlichen Einschränkungen machen eine für alle Beteiligten gefahrlose und unbeschwerte Austragung des Bergrennens Mitte Juli unmöglich. Dazu kommt, dass nicht abzusehen ist, ob unsere Teilnehmer und Gäste aus ganz Deutschland, Luxemburg, Belgien, Frankreich, Österreich und der Schweiz überhaupt zu uns kommen könnten. Uns sind die Hände gebunden. Die Absage trifft uns hart, aber nicht unvorbereitet, ist aber in der aktuellen Lage die richtige Entscheidung.“

Vom 10. bis 12. Juli  sollte in der Saarpfalz zwischen dem saarländischen Homburg und dem westpfälzischen Käshofen die 47. Ausgabe des weithin bekannten Bergrennens stattfinden. Doch der Wertungslauf zur deutschen und luxemburgischen Bergmeisterschaft, zum KW Berg-Cup und weiteren Prädikaten wird seine Tore frühestens Mitte Juli 2021 wieder öffnen. „Eine Verschiebung unserer reinen Outdoor-Veranstaltung in den Herbst ist keine Option, da wir für einen erfolgreichen Ablauf auch auf ein ordentliches Sommerwetter angewiesen sind“, sagt  Vorsitzender Andreas Herl. „Des Weiteren befindet sich das Veranstaltungsgelände mitten im Wald, wir müssten im Herbst mit Laubfall rechnen, sodass die Rennstrecke und Zuschauerwege rutschig würden. Wir bündeln nun unsere Kräfte und werden zeitig mit den Vorbereitungen für das Jahr 2021 beginnen.“

Langstreckenweltmeister und Le-Mans-Sieger Timo Bernhard, von Kindesbeinen an Mitglied des Homburger Automobilclubs, steht auch weiterhin hinter seinem Heimrennen. „Wichtig ist, dass es das Rennen 2021 wieder gibt. Wenn es mir irgendmöglich ist, bin ich am Start“, verspricht er. Der vom Profisport zurückgetretene Porsche-Werkfahrer und GT-Masters Team-Eigner hatte seine Teilnahme am diesjährigen Bergrennen bereits frühzeitig zugesichert und plante erstmals, am Karlsberg mit dem „Dickschiff“ Porsche GT3-R aus dem GT-Masters-Modelljahr 2018 zu fahren. Weiter visierte er eine Teilnahme innerhalb des deutschen National Teams beim FiA Hill Climb Masters im Oktober in Portugal an, das mittlerweile ebenfalls um ein Jahr verschoben wurde. Eine Berufung in dieses Team hatte sich auch der Homburger Rennfahrer Kai Neu, Fünftplatzierter der Berg-DM 2019, zum Ziel gesetzt.

Für die insgesamt rund 180 Helfer in der Organisation bedeutet dies ein Sommer ohne Bergrennen, ohne die bunten Rennsportwagen, ohne kernigen Motorensound und die familiäre Betriebsamkeit im Fahrerlager am Stumpfen Gipfel. So manch ein Funktionär ist seit Jahrzehnten jährlich mehrere Tage oder sogar Wochen im Einsatz. HAC-Pressesprecher Thomas Bubel verfügt über die längste Erfahrung im Vorstand. „Seit meinem 18. Lebensjahr im Jahr 1984 hatte ich ohne Unterbrechung eine Funktion beim Bergrennen inne. Zunächst als Sportwart und Streckenposten, dann als Vereinsfotograf und bis heute Pressesprecher und Verantwortlicher für das Fahrerlager.

Ähnlich lange ist Rennleiter Jürgen Guckert im „Geschäft“. In den 1980er Jahren war der Mann aus Kirkel aktiver Hobbyrennfahrer am Berg, zwischenzeitlich kümmerte er sich lange Jahre um den Betrieb der Verpflegungsstände entlang der Käshofer Straße, bis er zum stellvertretenden Rennleiter und ersten Rennleiter aufstieg. „Normalerweise müssen unserer Frauen und Kinder in jedem Sommer auf den Ehemann und Vater runde drei Wochen verzichten“, sagt der neue zweite Vorsitzende Andreas Schumacher. „Wenigsten die freuen sich jetzt“, so der Käshofer mit einem Augenzwinkern.

 Langstrengen-Weltmeister Timo Bernhard aus Homburg wollte in diesem Jahr beim Bergrennen an den Start gehen.

Langstrengen-Weltmeister Timo Bernhard aus Homburg wollte in diesem Jahr beim Bergrennen an den Start gehen.

Foto: thomas bubel/Bubel

Die Homburger Automobil- und Rennsport Enthusiasten sind nicht die Einzigen, die nach Jahrzehnten der Kontinuität erstmals ihre Veranstaltung ausfallen lassen müssen. Schon vor Wochen begann Serie der Abmeldungen, die beim Deutschen Motorsport Bund (DMSB) eingingen. Betroffen sind: Schotten in Hessen, Eschdorf in Luxemburg, Wolsfeld bei Bitburg, das Glasbachrennen in Thüringen und zuletzt das Ibergrennen von Heiligenstadt, das Hauenstein-Rennen in der Rhön und nun auch der saarpfälzische Motorsportklassiker auf der Käshofer Straße. In die Zeitspanne des bundesweiten Verbots von Großveranstaltungen fällt auch das Int. Osnabrücker ADAC Bergrennen am ersten August-Wochenende. In diesem Fall haben die Verantwortlichen noch nicht alle Hoffnung verloren und sind in Gesprächen mit den zuständigen Behörden. Ob in diesem Jahr überhaupt eine deutsche Berg-Meisterschaftswertung zustande kommt, ist mehr als fraglich.

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