Corona-Ausfälle im Biosphärenreservat Bliesgau Hoffentlich kann’s ab Mai wieder losgehen

Homburg/Saarpfalz-Kreis · Öl, Gelee, Vollkornbrot oder Rapsöl: die Partnerbetriebe produzieren feine und nachgefragte Bio-Produkte, auch in Corona-Zeiten. Doch was ist mit Kultur, Natur, mit Führungen und Besuchen? Im April wird das noch nichts.

 Die sanften Hügel sind für die Biosphärenregion typisch. Hier sind die organisierten Naturwanderungen in der Gruppe gestrichen.

Die sanften Hügel sind für die Biosphärenregion typisch. Hier sind die organisierten Naturwanderungen in der Gruppe gestrichen.

Foto: Eike Dubois

(maa). Honig oder Apfelsaft, Quittengelee oder Mohnöl, Biofleisch oder Apfelessig – wer kennt die lokalen Bliesgau-Produkte nicht, die zwischen Saarbrücken und Homburg in den Lebensmittelgeschäften stehen? Auch Brot, Milch und Käse kommen aus der unmittelbaren Nachbarschaft.

Der Biosphärenzweckverband arbeitet mit landwirtschaftlichen Erzeugern und lebensmittelverarbeitenden Betrieben zusammen. Die Partner-Initiative des Biosphärenreservates Bliesgau hat zum Ziel, eine nachhaltige touristische Entwicklung in der Region voran zu bringen. Das ist wichtig, denn es ist eines der Kriterien, dass das Biosphärenreservat Bliesgau auch künftig die Anerkennung der Unesco behält.

Im Netzwerk „Partnerbetriebe des Biosphärenreservats Bliesgau“ sind derzeit 57 Betriebe aus der Region gemeinsam aktiv. „Umweltbewusste Ernährung muss nicht teuer und kompliziert sein, denn wer auf regionale Obst- und Gemüsesorten, handgemachte Lebensmittel und auf eine einfache, aber gute Küche setzt, ist bei unseren Partnerbetrieben richtig“, sagt Julia Saar, die für die Koordination eben jenes Partnerbetriebe-Netzwerks zuständig ist.

Regionale Bio-Lebensmittel produzieren beispielsweise die Bliesgau-Molkerei, die Bio-Metzgerei Weller, die Bio-Imkerei Wenzel, die Bliesgau-Ölmühle und viele weitere regionale Erzeuger sowie die fünf landwirtschaftlichen Betriebe Wintringer Hof, Neukahlenberger Hof (Neue Haus Sonne), Grenzlandhof, Biolandhof auf dem Kore und Biolandhof Wack. Produkte aus der Biosphäre gibt es im Café Kostbar in Saarbrücken oder im Restaurant Bellevue in Biesingen. Vegane Küche findet man im WorldFoodTrip, und das Café Lenert in Blieskastel bietet gegen die Lebensmittelverschwendung eine „Überraschungstüte mit Nichtverkauftem“ an. Das einzige Problem derzeit: alle Restaurants sind zu. Geselligkeit geht gar nicht, Gruppenveranstaltungen sind nicht erlaubt.

Das trifft nicht nur die Saarpfalz-Touristik, sondern auch den Biosphärenzweckverband hart, denn er bietet viele lehrreiche Tagesausflüge an, die vor allem besondere Naturerlebnisse zum Thema haben. Natur- und Landschaftsführer stellen Vogelbeobachtungen, Führungen durch das Orchideengebiet in Gersheim, kulinarische Wanderungen oder Eseltouren zusammen. Aber, so ist zumindest die Planung, wird vor Mai nicht viel in dieser Richtung stattfinden.

Dass sowohl Ostern als auch der Monat April wegen Corona abgeschrieben werden können, ist den Mitarbeitern des Biosphärenzweckverbandes klar, denn auch bei der Saarpfalz-Touristik macht man sich dazu keine Illusionen: „Ich glaube nicht, dass wir vor Mai an Veranstaltungen denken könne, an denen mehrere Menschen teilnehmen, auch nicht in der Natur“, hatte Katrin Thieser von der Saarpfalz-Touristik kürzlich betont.

Unterkunftsbetriebe, Gastronomen, Natur- und Landschaftsführer, touristische Dienstleister, Bildungsakteure, Einzelhändler und Regionalvermarkter – sie alle leiden derzeit unter der Krise, weil viele unter ihnen nicht öffnen dürfen. „Aber wir hoffen, dass es im Sommer wieder möglich sein wird, unsere üblichen Aktivitäten wieder aufzunehmen, soweit es die Zahlen erlauben,“ so Katrin Thieser. Für den Mai hingegen gibt es schon viele Anmeldungen und auch Anfragen. Was fällt denn nun im April alles aus? „Also, wir hätten da eine Eselswanderung gehabt, eine Tafeltour zum Schlossberg in Homburg, eine Wanderung zur Grube Nordfeld in Höchen und einen Waldwerken-Termin mit Lothar Wilhelm“, informiert Katrin Thieser. Alles nicht möglich, schon gar nicht nach den neuen, strengen Corona-Richtlinien.

Aber die Zeiten werden sich auch wieder ändern, was bleibt, ist hingegen die Tatsache, dass die Arbeit in der Biosphäre entweder ein schönes Hobby oder ein sinnvoller Beruf ist, von dem man leben möchte. Wie stellt man das an? Wie wird man offiziell anerkannter Partner der Biosphäre? Es gebe da umfangreiche Kriterien aus den Bereichen Identität und Kooperation, Natur-, Umwelt- und Klimaschutz, Service und Qualität und Regionalität, betont Julia Saar vom Biosphärenzweckverband. Partnerbetriebe müssten sich in jeder nationalen Naturlandschaft in Deutschland durch besondere Qualitätsstandards auszeichnen.

Landwirtschaftliche Erzeuger setzten mit einer Bio-Zertifizierung einen Schwerpunkt im ökologischen Landbau, Unterkunftsbetriebe wiesen die Klassifizierung des Deutschen Tourismusverbandes nach und hauptgewerbliche Gastronomiebetriebe tragen das Zertifikat „Service Qualität Deutschland“, so Julia Saar weiter. Die lebensmittelverarbeitenden Betriebe ließen sich durch unabhängige Öko-Kontrollstellen überprüfen, betont Julia Saar. Natürlich sei es auch möglich, ökologischen Landbau zu betreiben, ohne sich zertifizieren zu lassen. Für eine Aufnahme ins Partnernetzwerk sollte diese ökologische Anbauweise jedoch von einer unabhängigen Stelle bestätigt sein.

Parallel zur Partnerinitiative engagieren sich lebensmittelverarbeitende Betriebe im Verein Bliesgau Genuss. Als tragende Säule im Biosphärenreservat verstehe sich der Verein als Erzeugernetzwerk, das regional erzeugte Produkte über das Bliesgau-Regal vermarktet.

 Im landwirtschaftlichen Partnerbetrieb Wintringer Hof wird viel frisches Gemüse produziert, es findet zwischen Saarbrücken und Homburg dankbare Abnehmer. 

Im landwirtschaftlichen Partnerbetrieb Wintringer Hof wird viel frisches Gemüse produziert, es findet zwischen Saarbrücken und Homburg dankbare Abnehmer. 

Foto: Manuela Meyer
 Ein Biosphären-Partner in der Gastronomie ist der Hubertushof Born. Gäste hoffen, dass es bald wieder Biokost aus dem Bliesgau gibt.

Ein Biosphären-Partner in der Gastronomie ist der Hubertushof Born. Gäste hoffen, dass es bald wieder Biokost aus dem Bliesgau gibt.

Foto: Manuela Meyer/Manuela Meyer mm@manuelameyer.co

„Wir vom Zweckverband begrüßen die Kooperation mit allen landwirtschaftlichen Betrieben. Dafür bieten sich mehrere Anknüpfungspunkte, wie ein Engagement in der Partner-Initiative, im Verein Bliesgau Genuss über unser Blühflächenprojekt oder auch über die Höfe an“ sagt der Verbandsvorsteher des Biosphärenzweckverbandes, Landrat Theophil Gallo.

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