Kampf gegen Doppelstrukturen

Homburg · Sieben Fraktionen gehören dem jüngst gewählten Homburger Stadtrat an. Welche Themen ihnen wichtig sind, was sie vorantreiben wollen, was gut läuft und was besser sein könnte, darüber sprechen die Fraktionschefs im Redaktionsgespräch mit unserer Zeitung. Heute: Yvette Stoppiera und Winfried Anslinger von den Grünen.

 Yvette Stoppiera und Winfried Anslinger von den Grünen setzen sich dafür ein, dass der Windpark in Homburg gebaut wird. Foto: Stumm/SZ-Redaktion

Yvette Stoppiera und Winfried Anslinger von den Grünen setzen sich dafür ein, dass der Windpark in Homburg gebaut wird. Foto: Stumm/SZ-Redaktion

Foto: Stumm/SZ-Redaktion

Steuerverschwendung, Ineffizienz, Doppelstrukturen an vielen Stellen bedingt durch eine Politik für Interessengruppen und auf Zuruf. Das werfen Yvette Stoppiera und Winfried Anslinger, die gemeinsam die Stadtratsfraktion der Grünen führen, denen vor, die bisher in Homburg das Sagen hatten. "Grundsätzlich gilt, Gemeinwohl ist mehr als die Summe aller Egoismen", betont Anslinger beim Redaktionsgespräch. Die Einsicht dieses Credos fordern sie von den großen Fraktionen ein: ganzheitliches Denken anstatt nur die Einzelprobleme zu sehen.

Jeder Ortsteil wolle sein Dorfgemeinschaftshaus, jeder Verein seinen Kunstrasenplatz. Allerdings werde nicht gefragt, ob der Bedarf auch in Zukunft noch da sei. Das wisse man zum Beispiel nicht bei Grundschule und Kindertagesstätte in Kirrberg. Zudem sei im Wahlkampf die Wiedereröffnung der Grundschule in Jägersburg versprochen worden, nun hätten sie eine Ausschreibung entdeckt für den Umbau der Schule in ein Dorfgemeinschaftshaus, sagen Stoppiera und Anslinger. Dorfgemeinschaftshäuser stünden aber häufig in Konkurrenz zu den Vereinsheimen. Ein Beispiel für eine unnötige Doppelstruktur. Man sollte lieber das Vereinsleben erhalten und prüfen, ob man Synergien nutzen kann, fordert Stoppiera: "Die Gesellschaft sollte sich allgemein überlegen, was zentral gemacht werden soll und was dezentral sinnvoller ist." Damit dies funktioniere, brauche es auch mehr öffentliche Debatten, fügte Anslinger hinzu. Bisher hätten wenige Leute einsame Entscheidungen getroffen.

Zentral etwa seien große Sportstätten richtig, unterstreichen die beiden. In diesem Zusammenhang fordern sie einen Sportstättenbedarfsplan. "Ich habe seit fast zwei Jahren eine Anfrage laufen bei der Verwaltung", so Stoppiera. Darin solle zum Beispiel aufgelistet werden, wie die städtischen Turnhallen und welche Plätze genutzt werden, welchen Sanierungsaufwand es wo gebe. Eine zentrale Stelle hätten sie sich für ein Bad gewünscht. Es sei eine große Städtelandschaft von Zweibrücken bis St. Ingbert und bis Neunkirchen. "Da hätte man sagen können, ein großes Schwimmbad anstatt sechs Badezentren im Umkreis von 30 Kilometern", so Anslinger. Auch Eventhallen oder Einkaufsmöglichkeiten für Besonderes, das nicht täglich benötigt werde, seien an zentraler Stelle richtig. Dagegen sehen sie Gewerbegebiete, Lebensmittelgrundversorgung, Poststellen, Geldautomaten, Vereinsleben, Kirchengemeinden und Grundschulen dezentral für richtig an. Man müsse, so Anslinger in Sachen Grundschulen , auch über Einzügigkeit nachdenken. Bei Gewerbegebieten sei es zudem viel sinnvoller, sie in der Fläche zu verteilen, zu schauen, dass die Leute wohnortnahe Angebote haben. "Das würde auch Verkehr sparen." Generell ist den beiden ein Verkehrskonzept wichtig, ein Entwicklungsplan, in dem zu sehen sei, was "wir im Straßenbau und beim Verkehr wirklich brauchen". Und sie setzen sich für eine Ertüchtigung der vorhandenen Straßen vor einem Neubau ein.

Zudem verweisen sie auf die Lärmaktionsplanung, in der für jede große Straße eine Bestandsaufnahme gemacht worden sei mit Empfehlungen, wie der Lärm gemindert werden könne. Dieses Lärmschutzprogramm solle umgesetzt werden.

Und weiter: Bevor Neubaugebiete ausgewiesen würden, sollten besser Förderprogramme für den Erhalt der historischen Bausubstanz in der Altstadt durch Umbau aufgelegt werden. Auch sollte Unterstützung gewährleistet werden beim Verkauf leer stehender Gebäude in der Peripherie.

Ebenfalls wichtig ist ihnen, dass der Windpark umgesetzt wird. Homburg sollte seinen Beitrag zur Energiewende leisten, betonen beide.

Und für eine attraktivere Stadt wünschen sie sich eine Erneuerung der Stadtmöblierung. Bänke, Poller, Hinweisschilder, Mülleimer seien nicht mehr ansehnlich. Neue steigerten die Attraktivität der Stadt, sagen die beiden Grünen: "Das kostet nicht so viel, lieber spart man sich ein Dorfgemeinschaftshaus."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort