Kampf gegen den mächtigen Lehrer

Homburg. "Nicht für das Leben, für die Schule lernen wir!" Provozierend schreibt Schüler Lohmann dieses Motto an die Tafel, bereit zum täglichen ungleichen Kampf gegen seinen allmächtigen Lehrer, Professor (Un)Rat

 Die Landesbühne Sachsen-Anhalt brachte Professor Unrat auf die Bühne. Foto: Bernhard Reichhart

Die Landesbühne Sachsen-Anhalt brachte Professor Unrat auf die Bühne. Foto: Bernhard Reichhart

Homburg. "Nicht für das Leben, für die Schule lernen wir!" Provozierend schreibt Schüler Lohmann dieses Motto an die Tafel, bereit zum täglichen ungleichen Kampf gegen seinen allmächtigen Lehrer, Professor (Un)Rat. Der sieht in allen Menschen der Stadt, gleich welches Alter und welche Stellung sie mittlerweile erreicht haben, immer nur seine Schüler, über die er nach Gutdünken urteilen kann. Nur Lohmann, blasiert und "cool", entgleitet ihm. Um ihn klein zu kriegen, muss Unrat im "Blauen Engel" nach der Urheberin für Lohmanns Liebesgedichte fahnden und verfällt dabei den Reizen der Sängerin Rosa Fröhlich.Wahre Begebenheit Heinrich Mann hat den Roman nach einer wahren Begebenheit geschrieben, der Film "Der blaue Engel" ihn auf der Leinwand unsterblich gemacht. Nun brachte die Landesbühne Sachsen-Anhalt in der Fassung von John von Düffel im Homburger Saalbau den "Unrat" auf die Bühne und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Sind es zu Beginn noch harmlose zerknüllte Zettel, die die Schüler über ihren Lehrer ausschütten, folgen dann prall gefüllte Müllsäcke, die sich schließlich zu einem Berg auftürmen, in den Unrat sich hineingewühlt hat. Ein plakativer Interpretationsansatz, der auf der Bühne durchaus seine Berechtigung hat. Auch die Darstellung von Rosas Tochter Mimi durch eine Puppe und der Tanz der verhüllten Liebhaber um Rosa sind schöne dramaturgische Einfälle, die den Roman auf der Bühne lebendig machen. Dazu trägt auch das durchweg gut besetzte Ensemble bei. Allein die plötzliche Faszination, die die lebenslustige, aber einfach gestrickte Rosa (Mandy Zuschke) auf den biederen Moralapostel Unrat (Rainer Kunze) ausübt, kommt nicht so recht über die Rampe. Das mag aber auch daran liegen, dass Düffel bei seiner Fassung für die Bühne ausschließlich den Mannschen Text benutzt hat, so dass die erläuternden inneren Monologe der Figuren auf der Bühne natürlich fehlen. Trotz der guten Inszenierung gehen diese Lücken auf Kosten der Bühnenpräsenz von Unrat.

Auf einen BlickDie nächste Theater-Aufführung im Homburger Saalbau steht am Donnerstag, 20. Mai, auf dem Spielplan. Dann ist Brecht angesagt: Das Landestheater Burghofbühne bringt den "Kaukasischen Kreidekreis" auf die Saalbau-Bühne. Beginn ist wie immer um 20 Uhr. red

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