Käfer raubt Fichten Lebenssaft

Homburg · Der Borkenkäfer kann Schlimmes anrichten: Durch sein Wirken wird die Wasser- und Nährstoffzufuhr des Baumes unterbrochen, der dann austrocknet und innerhalb weniger Wochen abstirbt. Förster Bodo Marschall berichtet bei einem Besuch im Wald bei Schüren, dass Waldarbeiter derzeit auf einer Fläche von ungefähr zwei Hektar Fichten fällen müssen.

 Förster Bodo Marschall untersucht die Rinde eines Baumes auf Borkenkäfer-Befall. Foto: Yvonne Handschuher

Förster Bodo Marschall untersucht die Rinde eines Baumes auf Borkenkäfer-Befall. Foto: Yvonne Handschuher

Foto: Yvonne Handschuher

Hunderte von Fichten müssen derzeit im St. Ingberter Wald, genauer gesagt in der Umgebung um Schüren, gefällt werden. Grund ist ein Borkenkäferbefall. Vor Ort berichtet Förster Bodo Marschall im Gespräch mit unserer Zeitung, dass es sich alleine um Schüren um eine Fläche von zirka zwei Hektar handele. "Die Fichten , die jetzt gefällt werden müssen, sind ungefähr 60 Jahre alt", so Marschall weiter, der auch erzählt, dass durch das Wirken des Borkenkäfers die Wasser- und Nährstoffzufuhr des Baumes unterbrochen wird: "Der Baum trocknet aus und stirbt innerhalb weniger Wochen ab."

Normalerweise gäbe es es jährlich zwei Borkenkäfer-Bruten, da dieser Sommer so warm und trocken gewesen sei, habe es drei Bruten gegeben, was die Situation verschärfe.

Aus Forstsicherheitsüberlegungen müsse man die Bäume , an der Stelle um Schüren mittels eines Kahlschlages, fällen, damit die Käfer sich nicht immer weiter vermehren. Zudem bestehe die Gefahr, dass die Bäume umfallen. "Außerdem müssen wir den Wald auch unter forstwirtschaftlichen Aspekten betrachten", so Marschall weiter. Der Wald sei nicht nur zum flanieren, sondern sei auch ein wichtiger Rohstofflieferant, den man effektiv bewirtschaften müsse. "Wenn wir die toten Bäume stehen lassen, ist das auch ein volkswirtschaftlicher Verlust." Zwischendrin lasse man allerdings immer mal wieder einen toten Baum stehen. Dort können sich dann laut Marschall die Schwarz- und Buntspechte einnisten. "Diese Bäume können in sich zusammenfallen und dienen dem ökologischen Gedanken, Totholz stehen zu lassen." Marschall erklärt in dem Zusammenhang auch, warum der Borkenkäfer sich so gern die Fichte als Opfer aussucht: "Es handelt sich in dieser Region von haus aus um eine Laubwaldregion. Mit den Fichten stehen hier eigentlich Bäume , die nicht hierher passen. Heißt, die Fichten passen sich entsprechend an oder verschwinden." Marschall erklärt weiter, dass man hier ein ozeanisch geprägtes Klima mit Stürmen habe, vor allem würden die Sommermonate immer wärmer. "Das bedeutet für die Fichte Stress. Sie können sich also schlecht gegen die Konkurrenz, die Laubbäume, durchsetzen und sie müssen sich gegen die Witterung behaupten - und dann kommt noch der Borkenkäfer dazu." Der Förster verspricht aber auch, dass die betroffene Fläche wieder aufgeforstet werde - "entweder kaufen wir Pflanzen oder warten einige Jahre, was die Natur selbst bringt". Zu guter Letzt weist Marschall noch auf eine weitere Sache hin: Unabhängig davon, ob es sich um Baumfällarbeiten wegen Borkenkäferbefall oder um die reguläre Holzernte handelt: Förster Marschall bittet die Bürger, sich an Anweisungen der Waldarbeiter zu halten. "Wir wollen nicht, dass jemand zu Schaden kommt", so Marschall.

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Hintergrund Borkenkäfer heißt das kleine Tierchen, das mit tausenden seiner Kollegen derzeit dafür sorgt, dass im St. Ingberter Wald, unter anderem im Wald bei Schüren, hunderte Fichten abgeholzt werden müssen. Der größte Teil davon ist schon gefallen. Das Borkenkäfer-Männchen geht in den Baum und legt dort eine so genannte Rammelkammer an. Über Lockstoffe, so genannte Pheromone, werden dann die Weibchen angezogen. Wenn die Larven erst geschlüpft sind, fressen diese den Bast des Baumes, also das lebende Gewebe unter der Borke. Der Effekt: Die Wasser- und Nährstoffzufuhr am Baum wird damit unterbrochen. Der Baum trocknet aus und stirbt mitunter innerhalb von vier bis sechs Wochen ab. Je nach Größe des Baumes können schon mal mehrere 10 000 Käfer einen Baum belagern - eine Massenpopulation, wenn auch noch die Generation der Larven direkt im ersten Jahr wieder Eier legt. ywi

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