Konzert Jüdische Kultur in Deutschland entdecken

Altstadt · „Naschuwa“ präsentieren am Samstag jiddische Musik und Kultur in der Altstadter Martinskirche.

 Lieder aus dem Schtetl und aus dem Ghetto: das Ensemble „Naschuwa“ gastiert  am Samstag, 10. März, in der Altstadter Martinskirche.

Lieder aus dem Schtetl und aus dem Ghetto: das Ensemble „Naschuwa“ gastiert  am Samstag, 10. März, in der Altstadter Martinskirche.

Foto: BeckerBredel

Die ganze Bandbreite der traditionellen jüdischen Musikkultur steht auf dem Programm, wenn am Samstag, 10. März, die Gruppe „Naschuwa‟ in der Altstadter Martinskirche auftritt. „Shpilt a Frejlechs‟ lautet das Motto des Konzerts - „Spielt etwas Fröhliches‟ also. Und so fröhlich wie inspirierend, aber nicht minder nachdenklich soll das Repertoire des vierköpfigen Ensembles auch seine Wirkung auf die Besucher entfalten. Die Texte handeln vom Wohl und Weh des Alltags, vom Zusammenleben im „Schtetl‟ und im Ghetto.

Die jiddischen Lieder dieses musikalischen Streifzugs durch die Jahrhunderte legen Zeugnis ab von untergegangenen, mit brachialer Gewalt zerstörten Welten – auch die politische Verfolgung wird nicht unter den Teppich gekehrt. Aus dem aktuellen Alltag, aber auch aus dem Leben in der Synagoge berichten die hebräischen Lieder. Und die Klezmer-Stücke knüpfen an die die Tradition der „Klezmorim‟ an, die von den Rabbinern wegen ihres Lebenswandels so verachteten Spielleute. Jahrhundertelang wurden diese Lieder auf Hochzeiten, bei der Bar Mizwa und anderen jüdischen Festen zu Gehör gebracht. Eigenkompositionen im Stil dieser traditionellen Klezmer-Musik runden das Programm mit einer persönlichen Note des Gruppe an.

Seit mehr als drei Jahrzehnten Jahren tingelt „Naschuwa‟ („Lasst uns neugierig sein‟) durch Deutschland und Europa, tritt in Kirchen, Synagogen und Jazzkellern, auf Kulturfesten und Kirchentagen, in Museen und Gedenkstätten auf. Aus dem ursprünglichen Duo ist zwischenzeitlich ein Quartett geworden, das aus Matthias Helms (Geige und Gesang), Thomas Damm (Gitarre), Rainer Ortner (Akkordeon) sowie Knud Krautwig (Kontrabass) besteht. Die vier „nichtjüdischen‟ Musiker legen großen Wert darauf, mit ihren Liedern und Melodien eine weitgehend verloren gegangene jüdische Kultur wieder lebendig werden zu lassen. Zwischen den Liedern gibt es deswegen auch stets Anekdoten und Geschichten, die über die jiddische Kultur Aufschluss geben.  Viele bis heute allenthalben gängigen Redewendungen sind jiddischen Ursprungs: „Blau machen“ hat nichts nicht mit der Farbe zu tun, sondern kommt von „belo“, was soviel wie „nichts“ heißt.

Und der „Gute Rutsch“ zum Neuen Jahr gründet sich auf „Rosch“, was im Jiddischen „Anfang“ bedeutet. „Als Nichtjuden“ führen wir zusammen mit unserem Publikum eine Art musikalisches Gespräch über jüdische Kultur. Wir wenden uns einer Welt zu, die einmal mitten unter uns lebendig war, Land und Leute in Deutschland mit geprägt haben, und lassen uns von ihr bereichern‟, umreißen die vier Akteure ihr Auftrittskonzept. Das Konzert, das vom Förderverein der Martinskirche veranstaltet wird, beginnt um 19 Uhr. Der Eintritt ist frei, Spenden, die der Erhaltung der Kirche zugute kommen, werden gesammelt.

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