Johanna und Annegret helfen

Homburg · Es war eine traurige Nachricht für alle geizigen Hausknauber und Baustellendiebe: In dieser Woche wurde das Physiologie-Gebäude auf dem Gelände des Uniklinikums eröffnet. Die Wissenschaftler freut's, Bundesforschungsministerin Johanna Wanka kam zu Besuch, und auch unsere Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer betonte, wie schön doch dieses neue Gebäude geworden sei.

Leider können diebische Häuslebauer nun keine Kupferkabel und keine Bohrmaschinen mehr rausschleppen, keine Zementsäcke und keine Mörtelquirle stehlen. Es ist ein Wunder, dass der Physiologie-Bau innerhalb von dreieinhalb Jahren überhaupt fertig wurde, zumal gleichzeitig im Umkreis vermutlich noch weitere Häuser mit Hilfe von Landes- und Bundesgeld entstanden sind. Wenn man sich mal alle Polizeimeldungen zusammensucht, dann haben Bund und Land mit ihrer Forschungsfinanzierung segensreich gewirkt: 750 Meter Kupferkabel im Wert von 14 000 Euro wurden von der Baustelle entwendet, ebenso mehrere komplette Hilti-Koffer, Zement , Gips, Fußbodenplatten, Eimer, Brechstangen und immer wieder Kabel. Früher brauchte es schon eine Revolution, um ein zerstörtes Feudalschloss in einen Steinbruch für den privaten Hausbau zu verwandeln. Oder, wie Historiker gerne sagen: Das 1793 untergegangene Schloss auf dem Karlsberg finde sich in Teilen in Sanddorfer und Homburger Wohnhäusern wieder. Das hatte durchaus seine Berechtigung, schließlich hatte Karl II August der Bevölkerung zuvor das Geld für den protzigen Schlossbau abgepresst. Beim Bau der Physiologie hat man nur die Steuerzahler bestohlen. Die diebischen Hausknauber sollten wenigstens so fair sein, eine Plakette anzubringen, zum Beispiel "Johanna und Annegret haben geholfen". Das klingt nach Wallfahrtskirche und bringt auch noch Segen.

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