Südamerikanische Klänge Jazzfrühschoppen mal ganz anders

Homburg · Südamerikanische Klänge, gemischt mit Jazz und Funk, waren am Samstag auf dem historischen Marktplatz in Homburg zu hören. Das klang zwar anfangs etwas ungewohnt, war aber Musik auf hohem Niveau.

 Der Gitarristen Juan Pablo Gonzales Tobon entfaltete am Samstag beim Jazzfrühschoppen zusammen mit Juan Chavez am Bass und Lus Javier Londono am Schlagzeug eine anspruchsvolle Klangwelt, gespeist aus den Klängen seiner kolumbianischen Heimat.  Foto: Thorsten Wolf

Der Gitarristen Juan Pablo Gonzales Tobon entfaltete am Samstag beim Jazzfrühschoppen zusammen mit Juan Chavez am Bass und Lus Javier Londono am Schlagzeug eine anspruchsvolle Klangwelt, gespeist aus den Klängen seiner kolumbianischen Heimat. Foto: Thorsten Wolf

Foto: Thorsten Wolf

Dass der Homburger Jazzfrühschoppen schon mal für die eine oder andere musikalische Überraschung sorgen kann, das ist seit einigen Jahren bekannt. Abseits des gängigen Mainstream-Jazz gibt es auf dem historischen Marktplatz immer mal wieder etwas zu hören, was den gängigen Rahmen sprengt. Und genau in diese Kategorie fiel am Samstag der Auftritt des „Proyecto Juan Gonzales“, ein Trio rund um den Gitarristen Juan Pablo Gonzales Tobon. Zusammen mit Lus Javier Londono (Schlagzeug) und Juan Chavez (Bass), zeitweise ergänzt von Juan Camilo Velazquez an der Geige, vereinte Gonzales traditionelle Klänge seines Heimatlandes Kolumbien mit vielen anderen musikalischen Spielarten. Und so entstand auf der Bühne ein Jazz-Vormittag, der sich auch Stilelementen aus Fusion, Rock und Free-Jazz/Improvisation bediente – ohne dabei die Eigenständigkeit in seinem kolumbianischen Wurzeln zu verlieren. Das, was zu hören war, war dabei nicht immer gängige, leichte Kost, sondern anspruchsvolle Musik, die durchaus ein hohes Maß an Konzentration und Aufnahmebereitschaft seitens des Publikums erforderte. Man musst und wollte sich schon einlassen, auf das, was das kolumbianische Trio an wirklich Hörenswertem zu bieten hatte. Ob dafür allerdings eine Populär-Jazz-Veranstaltung wie der Homburger Jazzfrühschoppen an einem umtriebigen Samstagvormittag der richtige Rahmen ist? Nun ja, darüber werden sich die Verantwortlichen von der Interessengemeinschaft Homburger Altstadt als Veranstalter des Musiksommers nun wohl den einen oder anderen Gedanken machen. Dabei dürfte nicht diskutiert werden, dass man mit Gonzales, Londono, Chavez und Velazquez vier Musiker engagiert hatte, die das, was sie taten, wirklich beherrschten und es auch mit viel Verve, Herzblut und auch einigen Überlegungen präsentierten. So sicherte sich der Konzertauftakt in der Geschichte des Jazzfrühschoppens das Prädikat „einzigartig“: Alleine mit seiner Steinberger-Gitarre überraschte Gonzales das Publikum mit einem üppigen Solo-Stück. Eine solche und von viel Selbstbewusstsein zeugende Eröffnung hatte man so in der Altstadt wohl noch nie gehört. Aber, und das wurde in der Folge deutlich: Einen Grund weniger selbstbewusst zu sein, hat Juan Pablo Gonzales auch nicht, sein Instrument beherrscht der Masterstudent der Hochschule für Musik in Saarbrücken wahrhaft meisterlich. Nach dem Solo wurde es zum Duo, als zum zweiten Stück dann Schlagzeuger Londono mit einstieg. Und als Trio, dann mit Chavez am Bass, legt das Trio ab Titel drei richtig los. Eigentlich damit in einer klassischen Rock-Besetzung formten die drei Klangbilder, die einen immer wieder mit vermeintlich Konventionellem lockten – um dann zu ganz anderen, musikalischen Zielen zu entführen. Das war spannend, das war anders, das war mitunter auch fordernd – aber wer sich darauf einließ, der bekam einen Jazz zu hören, der wirklich außerordentliches Format hatte. In der Pause nach dem ersten von insgesamt drei Sets zeigte sich das Trio entspannt und locker, gleichwohl Gonzales es als durchaus schwierig beschrieb, die phasenweise eher zurückhaltend beobachtenden Zuhörer zu bewegen. Aber Sorgen machte sich Gonzales deswegen nicht, „das war nur zum Aufwärmen“, lachte der Ausnahme-Gitarrist. „Wir sparen Energie für die nächsten beiden Stunden.“ Gefragt, wie er auf die Idee gekommen sei, aus so vielen unterschiedlichen Einflüssen eine eigenständige Musiksprache zu formen, verwies Gonzales auf die unterschiedlichen Hintergründe der Musiker. „Unser Schlagzeuger war früher ein Metal-Head. Ich selbst habe ein Diplom in klassischer Gitarre, absolviert in Bogota. Und vor Jahren habe ich noch Ska und Punk gespielt. Aber am Ende haben wir alle dann Jazz studiert.“

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