Jazz bei Südstaaten-Temperaturen

Homburg. Es waren vor allem die fast schon unanständig hohen Temperaturen, schon am späten Vormittag, die dem Jazzfrühschoppen am Samstag deutlich zusetzten. Wo sich sonst einige hundert Jazzfans das Wochenende mit gediegenem Jazz versüßen lassen, herrschte am Samstag für Frühschoppen-Verhältnisse eher gediegene Zurückhaltung

Homburg. Es waren vor allem die fast schon unanständig hohen Temperaturen, schon am späten Vormittag, die dem Jazzfrühschoppen am Samstag deutlich zusetzten. Wo sich sonst einige hundert Jazzfans das Wochenende mit gediegenem Jazz versüßen lassen, herrschte am Samstag für Frühschoppen-Verhältnisse eher gediegene Zurückhaltung. "Da hat der Paul wohl gleich doppelt bestellt", scherzte Homburgs Kulturbeigeordneter Raimund Konrad und spielte damit auf das gute Händchen des Musiksommer-Organisators Paul Schönborn an, dem ein recht gutes Verhältnis zu den Wettermächtigen nachgesagt wird. Doch in der Tat - wer auch immer für den derzeitigen Sommer verantwortlich ist, er hat ein bisschen zu viel des Guten bewirkt. Gemessene 30 Grad im Schatten zu High Noon, gefühlte 50 auf der Haut, Schweißrinnsale im Nacken, durchgeschwitzte Hemden - es war schlichtweg zu heiß für eine gediegene Jazz-Party auf dem historischen Marktplatz. Damit fügte sich die Veranstaltung ins Restbild Homburgs ein: um die Mittagszeit einen Parkplatz in der City zu finden, war ungewöhnlicherweise kein Problem. Dabei hätten die Musiker der Metropol Jazzmen aus Essen ein größeres Auditorium verdient - immerhin ließen sie trotz schweißtreibender Temperaturen unter dem Bühnendach vor der Stadtbücherei an Engagement nichts missen. Doch so sehr sich die Essener auch mühten, gegen die Wand aus 30 Grad Sommerhitze war es ein schweres Anspielen. Doch immerhin: Wem als Gast der Schweiß nicht in Augen und Ohren lief, der konnte, gekühlt durch das eine oder andere Getränk, einen wunderbaren, wenn auch höllisch heißen Jazzfrühschoppen genießen. Und wenn man sich schon dem Dixieland-Jazz hingibt, dann gehört eine Portion US-amerikanischen Südstaatenwetters mit dazu. Fast die Schau gestohlen hätte den Essener Jazzern aber nicht das heiße Wetter, sondern vier ungewöhnlich ausstaffierte Herren in blauen und weißen Uniformen. Die sorgten bei ihrem Gang über den Zuschauerbereich des historischen Marktplatzes für einiges Aufsehen, kein Wunder, repräsentierten die vier samt Pickelhaube Soldaten des Infanterie-Regiments 30. Selbiges war im Jahr 1870 auf der Spicherer Höhe gegen die Franzosen angetreten. Im August wird dieses historisches Ereignis an Ort und Stelle der Schlacht nachgestellt - Zuschauer für dieses Spektakel suchten die vier jetzt auch in Homburg. Die "Werbetour" führte dabei nicht ohne Grund auf den historischen Marktplatz Homburgs, war die heutige Marktapotheke doch damals Gefechtsstand Bismarcks. So kamen die Gäste des Jazzfrühschoppens am Samstag voll auf ihre Kosten: Jazz, eingepackt in die Temperaturen der Südstaaten und Geschichtsunterricht, eingepackt in preußische Uniformen. "Da hat der Paul wohl gleich doppelt gutes Wetter bestellt." Raimund Konrad

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