Jäger Saarpfalz-Kreis will die Jagdsteuer abschaffen

Oberbexbach · Überraschung von Landrat Gallo bei der Sitzung der Kreis-Jäger: Die Jagdsteuer soll weg. Ein solches Ansinnen liegt dem Land schon vor.

 Die Jäger im Saarpfalz-Kreis blicken optimistisch in die Zukunft. 

Die Jäger im Saarpfalz-Kreis blicken optimistisch in die Zukunft. 

Foto: dpa/Friso Gentsch

Die Messer waren sozusagen schon gewetzt bei der jährlichen Sitzung der Kreisgruppe der Jäger des Saarpfalz-Kreises. Im Volkshaus Oberbexbach hatte man sich wie immer versammelt und wollte gegen den Saarpfalz-Kreis Stimmung machen, der zusammen mit dem Kreis Saarlouis als einziger im Saarland eine Jagdsteuer erhebt. Doch dann trat nach der Begrüßung durch Kreisjägermeister Patrick Klär Landrat Theophil Gallo (SPD) ans Mikrofon und verkündete Sensationelles. Er habe sich mit dem Saarlouiser Landrat Patrik Lauer besprochen und sei dabei sinngemäß zu folgendem Schluss gekommen: Zwar bräuchten die Kreise jegliche Einnahmen und das Gesetz schreibe eine Jagdsteuer auch vor. Der Ertrag stehe aber in keinem Verhältnis zu dem damit verbundenen Verwaltungsaufwand. Somit hätten Lauer und er ein Schreiben ans Finanzministerium verfasst, das um die Aufhebung der Jagdsteuer im Saarpfalz-Kreis und im Kreis Saarlouis bittet. Das brachte dem Landrat donnernden Applaus und Bravorufe der Jägerschaft ein. Dass viele der vorher ausformulierten Argumente der nachfolgenden Redner dadurch hinfällig wurden, tat Gallo fast leid. „Ich bitte diejenigen um Nachsehen, dass ich ihnen die Butter vom Brot geholt habe.“ Vor der freudigen Verkündung hatte der Landrat das zweite wichtige Thema der Sitzung angesprochen: die Ausbreitung der afrikanischen Schweinepest (ASP). Dazu versprach er: „Wir werden sofort bereit sein die Jäger zu unterstützen, wenn’s brennt.“ Den Rest seiner Ansprache nutzte Gallo zu einem Plädoyer für die Volksparteien, die ordentlichen Wohlstand geschaffen hätten, und einem Appell, keine links- oder rechtsextremen Parteien bei den anstehenden Wahlen zu wählen.

Anschließend trat der Fraktionsvorsitzende der SPD-Fraktion im saarländischen Landtag, Stefan Pauluhn, ans Mikrofon. „Uns ist es wichtig, dass wir bei allen Themen miteinander reden können“, erklärte er, denn er habe auch schon Zeiten erlebt, in denen Jagd und Politik nicht mehr miteinander gesprochen hätten. Auch er begrüßte die Initiative zur Abschaffung der Jagdsteuer. Er war sich aber nicht sicher, ob das Schreiben an den Finanzminister ausreiche, man solle darüber auch mit dem Innenminister sprechen. Pauluhn versprach, dies „als Hausaufgabe“ mitzunehmen. Als Vertreterin der CDU-Landtagsfraktion war deren umweltpolitische Sprecherin Petra Fretter anwesend. Sie versicherte den Jägern, dass sie wüsste, dass diese verantwortungsbewusst mit der Schöpfung umgingen. Auch sie wolle sich für die Abschaffung der Jagdsteuer einsetzen.

Für die Stadt Bexbach sprach der erste Beigeordnete Wolfgang Imbsweiler (SPD). Landrat Gallo habe die Spannung ja schon rausgenommen, also meinte er: „Fühlen Sie sich wohl im Volkshaus und kommen Sie nächstes Jahr wieder.“ Der Staatssekretär im Umweltministerium, Roland Krämer (SPD), erläuterte zunächst die Änderungen, die die neue Kirrverordnung mit sich bringt. Zur Prävention gegen die ASP sei es notwendig, die Schwarzwildpopulation so weit wie möglich zu minimieren. Krämer erläuterte die Maßnahmen, die ergriffen würden, wenn die Schweinepest bis ins Saarland vorrückt. Derzeit liegen die nächsten Fundorte infizierter Wildschweine in Belgien, aber nur noch vier Kilometer von der luxemburgischen Grenze entfernt. Zum Ende wies der Staatssekretär auf die erstmals geplanten saarländischen Wildwochen von Ende Mai bis Mitte Juni hin. Landesjägermeister Josef Schneider beschrieb die vorbildliche Rolle Tschechiens bei der Bekämpfung der ASP, dort sei die Seuche seit April letzten Jahres nicht mehr aufgetreten. Frankreich verhalte sich ebenfalls vorbildlich, doch von Luxemburg könne man das nicht behaupten. Dort sei sogar eine Jagdruhe bis zum 15. April angeordnet worden. Schneider habe diesbezüglich mit seinem luxemburgischen Amtskollegen telefoniert – dieser habe ihm mitgeteilt, die Umweltministerin des Großherzogtums wolle, Zitat, „nicht mit Leuten zusammenarbeiten, die Tiere totschießen“. Kreisjägermeister Patrick Klär beschrieb die von den Jägern betriebenen Projekte, die der Allgemeinheit dienen, wie die Anlage von Streuobstwiesen oder die Ausstattung der Straßen mit Wildwarnreflektoren. Falls die Jagdsteuer wegfiele, stellte er in Aussicht, dass die Jagdpächter wieder angefahrenes Wild beseitigen – dazu sind sie nicht verpflichtet. Gegen Ende wurden lang verdiente Mitglieder der Kreisgruppe geehrt, von der 25-jährigen Mitgliedschaft bis hin zur 70-jährigen. Auch wurden Mitglieder für besondere Verdienste ausgezeichnet, ebenso die Jagdhornbläser vom Bliesbergerhof sowie jene aus St. Ingbert, die die Veranstaltung musikalisch umrahmten.

 Bei der Jahreshauptversammlung der Kreisgruppe Saarpfalz wurden zahlreiche Jäger für ihre Verdienste und langjährige Mitgliedschaft in der Jägervereinigung geehrt.

Bei der Jahreshauptversammlung der Kreisgruppe Saarpfalz wurden zahlreiche Jäger für ihre Verdienste und langjährige Mitgliedschaft in der Jägervereinigung geehrt.

Foto: Sebastian Dingler

Mit der Treuenadel des Deutschen Jagdverbandes für 25-jährige Zugehörigkeit zur Vereinigung der Jäger des Saarlandes (VJS) wurden folgende Herren geehrt: Rainer Anna (Gersheim), Hans-Jürgen Fetzner (Blieskastel), Alfons Hünermann (St. Ingbert), Michael Lang (Oberbexbach), Herbert Schwartz (Blieskastel), Heinz Stolz (St. Ingbert), Udo A. Wittmer (Kleinottweiler). Mit der Treuenadel für 40-jährige Zugehörigkeit wurden geehrt: Friedrich Blon (Kirkel), Forstdirektor Joachim Feichtner (Sinzig, Oberpfalz), Martin Lorenz (Kirkel), Hans-Dieter Schaumburger (Homburg), Peter Trautmann (Blieskastel). Mit der Treuenadel für 50-jährige Zugehörigkeit wurden geehrt: Josef Kiefer (Blieskastel), Arno Steinmann (Blieskastel). Mit der Treuenadel für 60-jährige Zugehörigkeit wurde geehrt: Fritz Hess (Homburg). Mit der Treuenadel für 65-jährige Zugehörigkeit wurde geehrt: Willi Motsch (Blieskastel). Mit der Treuenadel für 70-jährige Zugehörigkeit wurde geehrt: Ottfried Reiland-Kaiser (St. Ingbert) (nicht anwesend).
Folgende Jagdhornbläser erhielten eine Verdienstnadel: Bläsertreuenadel Bronze: Rita Becker (Kirkel), Peter Herrmann (Bexbach), Bläsertreuenadel Silber: Stefan Fuchs (Bexbach), Bläsertreuenadel Sonderstufe Gold: Christine Guth-Werner (Kirkel), Helmut Guth (Homburg)
Für seine Verdienste im Bereich der Umweltpädagogik wurde Nicola Herrmann (Bexbach) mit der Lernort Natur Verdienstnadel ausgezeichnet. In Anerkennung ihrer Verdienste um das deutsche Waidwerk und die Vereinigung der Jäger des Saarlandes wurden folgende Jägerinnen und Jäger geehrt: VJS Verdienstnadel in Bronze: Rita Becker (Kirkel), Prof. Dr. Franz Müller (Blieskastel), Joachim Werner (Kirkel), Prof. Dr. Patrick Klär (Homburg), DJV Verdienstnadel in Bronze: Thomas Rummler (Blieskastel), Joachim Welsch (Kirkel), DJV Verdienstnadel in Silber: Markus Michaeli (St. Ingbert). Weiterhin erhielt Theo Stoll für seine besondere Verdienste um die Wildhege das Wildhegeabzeichen des Deutschen Jagdverbandes.

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