Homburger Gewerbe Internet-Kauf verändert die Innenstädte

Homburg · Die Homburger Geschäftsleute wollen nicht tatenlos zusehen, wie immer mehr Käufe online getätigt werden. Sie steuern mit einer eigenen Plattform dagegen. Doch bisher ist die Beteiligung eher spärlich.

 Online regional einkaufen, das ist das Ziel der Plattform „Wir in Homburg“, auf der sich seit rund einem halben Jahr Gewerbetreibende der Stadt mit ihren Unternehmen und Angeboten präsentieren können.

Online regional einkaufen, das ist das Ziel der Plattform „Wir in Homburg“, auf der sich seit rund einem halben Jahr Gewerbetreibende der Stadt mit ihren Unternehmen und Angeboten präsentieren können.

Foto: Thorsten Wolf

Was tun, um den lokalen Präsenzhandel in Zeiten des raschen Kaufs im Internet zu stärken? Wer hier eine wirklich funktionierende Lösung parat hätte, der hätte wohl so etwas wie den Stein der Weisen gefunden.

Tatsächlich bedeutet die aktuelle Situation für den Einzelhandel vor Ort aber eine enorme Anstrengung, um gegen die Verlockung eines Kaufs im Internet mit all seinen echten und angenommenen Vorteilen konkurrieren zu können. Denn: Im Internet steht die virtuelle Ladentür 24 Stunden offen, Waren werden inzwischen innerhalb von 24 Stunden bis vor die Haustür geliefert. Was nicht gefällt, das kann man zudem meist kostenfrei und ohne großen Aufwand zurückschicken. Das ist alles sehr bequem.

Dagegen setzen die Einzelhändler ihren Beratungswillen, ihre Kompetenz, das persönliche Gespräch, die Kundennähe. Doch nicht selten ist es so, dass sich ein Kunde wohl vor Ort beraten lässt – dann aber seinen Kauf dann doch im Internet tätigt. So wird der lokale Handel vor Ort mitunter auch zum „Infocenter“ und Wegbereiter für den Online-Handel.

Zudem ein Problem: Wer sich im Detail über das Produkt seiner Wahl informieren will, zumal dann, wenn es um hochpreisige Anschaffungen geht, der kann sich Tests und Beschreibungen nicht selten auf Online-Video-Portalen anschauen. Was nun also tun?

Das Stadtmarketing Homburg und der Gewerbeverein Homburg kamen auf die Idee, das Beste aus beiden Welten zu verbinden. Mit einem Online-Portal für Homburger Unternehmen aus zahlreichen Sparten soll seit rund einem halben Jahr Kunden die Möglichkeit gegeben werden, über das Internet beim Homburger Einzelhandel zu kaufen oder sich zumindest über das bestehende Angebot zu informieren.

„Wir in Homburg“ heißt der Titel des Online-Auftritts, der über einen Drittanbieter verwaltet wird. Eine gute Nachricht schon mal vorneweg: Wer bei Google als zentraler Suchmaschine „Einkaufen Homburg“ eingibt, der findet den Internetauftritt des Homburger Gewerbes unter den ersten sieben Suchergebnissen. So weit, so gut.

Wer als suchender Kunde die Seite dann aufruft, der erlebt aber durchaus eine Überraschung: Gerade mal 28 Unternehmen haben sich bislang bereit erklärt, an dieser gemeinsamen Online-Offline-Initiative teilzunehmen. Klassische Einzelhändler selbst sind es gerade mal 16. Die restlichen Angebote verteilen sich laut Auflistung auf die Bereiche Gastronomie und Hotels, Dienstleister und Gesundheit.

Eher übersichtlich ist die Vielfalt des online zum Kauf präsentierten Warenangebots. Zwar steht die beeindruckende Zahl von rund 12 000 Artikeln auf der Haben-Seite des Internet-Auftritts. Wenn man dann aber feststellt, dass von diesen 12 000 alleine ein Anbieter aus dem Bereich Hobby- und Bastelbedarf über 11 400 Artikel bereitstellt, dann relativiert das die verfügbare Warenpalette deutlich.

Insgesamt sind es gegenwärtig nur fünf Anbieter, die ihren Online-Kunden tatsächlich die Möglichkeit eines Einkaufs per Mausklick bieten. Dabei bietet die Plattform, wenn sie denn so von den Teilnehmern genutzt wird, den gleichen Komfort wie andere Online-Handelsplattformen auch: Man stöbert in den Produkten, findet etwas Passendes, kauft es – und kann es sich bei Verfügbarkeit entweder nach Hause liefern lassen oder im Laden abholen.

Das ist im Grundsatz tatsächlich eine tragfähige Verbindung von Online und Offline als Stärkung der lokalen Wirtschaft. Annette Germann, die Vorsitzende des Homburger Gewerbevereins, sieht die aktuelle Situation der Plattform „Wir in Homburg“ eher gelassen. „Großes entsteht immer im Kleinen“, zitiert sie im Gespräch mit unserer Zeitung gestern den Slogan des Saarlandes und ist sich sicher, dass das Projekt Zeit braucht, um sich zu entwickeln. Wie viel Zeit? „Soviel wie nötig!“ Dabei räumt Germann ein, dass es eben auch schwierig sei, alle ins Boot zu holen – zumal der eine oder andere mit dem Online-Aspekt des Auftritts immer noch seine Probleme habe.

Auch vonseiten der Stadt Homburg, hier ist das Stadtmarketing Partner der Online-Plattform, gab man sich gestern abwartend. Pressesprecher Jürgen Kruthoff: „Wünschenswert sind natürlich weitere Händler, die auch online verkaufen würden, denn nur so kann man die Produkte dann im Internet auch finden.“ Im ersten halben Jahr hätten alle Beteiligten und auch das Stadtmarketing Erfahrungen gesammelt. „Nun werden wir weiterhin versuchen, das Angebot in Homburg zu vermarkten.“ Klar sei aber allen, dass die Seite mit dem Engagement der Teilnehmer stehe und falle. „Die Seite muss lebendig sein und das ist natürlich auch mit einem gewissen Pflegeaufwand der Teilnehmerinnen und Teilnehmer verbunden.“

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