Pilze im Herbst In diesem Herbst kann man Pilze finden
Von Christine Maack · Ob in der Pfanne oder unter dem Mikroskop: Pilze sind für viele Sammler ein abwechslungsreiches und schmackhaftes Hobby.
. Im vergangenen Jahr wurden die meisten Pilzwanderungen abgesagt, weil kaum etwas im Wald zu finden war. Was man diesmal nicht sagen kann, denn geregnet hat es im September reichlich. „Es sieht ganz gut aus“, sagt der Homburger Revierförster Michael Pfaff, „ich denke mal, das wird eine gute Pilzsaison“. Kein Wunder, dass Mitglieder und Freunde des Vereins „Pilzfreunde Saar-Pfalz“ gerade in der Nähe von Ludwigswinkel auf einer Pilz-Exkusion unterwegs sind. Die Ernte dürfte gut ausfallen.
Experten wissen natürlich, welche Pilze welche Lagen bevorzugen, aber ganz sicher könne man sich trotzdem nicht sein: „Eine gute Stelle, von der man vor zwei Jahren noch mit vollem Korb zurückgekommen ist, kann in diesem Jahr leer sein“, sagt Michael Pfaff, „Pilze legen da ein sehr unterschiedliches Verhalten an den Tag.“ Der Wald verändere sich – und mit ihm die Pilzstellen: „Auch ich als Förster muss richtig suchen gehen, es genügt nicht, wenn man den Wald gut kennt und zu wissen glaubt, wo was wächst. Oft entdecke ich auch Pilze an Stellen, wo vorher nie welche waren.“
Thomas Brandt, zweiter Vorsitzender und Pilzexperte im Verein der Pilzfreunde Saar-Pfalz, sammelt nicht nur gerne Pilze, ihm geht es auch um die Wissenschaft: „Wir haben über 100 Mitglieder in unserem Verein“, so Brandt, „das geht von begeisterten Kindern, die mit den Eltern Steinpilze suchen bis zum Pilzexperten, der den halben Tag vor dem Mikroskop verbringt.“
Was Thomas Brandt an den Pilzen fasziniert, ist nicht nur der delikate Geschmack, sondern ihre spezielle Gattung: „Pilze sind keine Pflanzen. Sie gelten als eigenes Reich und sind sogar enger mit den Tieren als mit den Pflanzen verwandt, denn sie ernähren sich auch von organischen Nährstoffen aus ihrer Umgebung.“
Besonders interessant sind zum Beispiel jene Pilze, die sich ganz eng mit bestimmten Bäumen „vergesellschaftet“ haben - ein berühmtes Beispiel sind Trüffel mit Eichen (die es bei uns allerdings nicht gibt), aber auch Birkenröhrlinge mit Birken, Lächenröhrlinge mit Lärchen oder krause Glucken mit Kiefern. Zwischen den Pilzsporen und den Baumwurzeln besteht eine Art Zweckverbindung – die Pilze können nicht ohne die Wurzelnahrung existieren, aber nur 20 Prozent der Bäume nehmen das Angebot an, mit Pilzen zusammenleben zu wollen.
Zum Pilzesammeln gehört auch, dass man sich nicht entlocken lässt, wo man seine schönsten Parasol- oder Steinpilz-Exemplare findet. Aber eine generelle Beurteilung gibt Thomas Brandt gerne ab: „Feuchte Fichtenwälder sind für Steinpilze ein ideales Gebiet. Dort, wo Fliegenpilze gedeihen, findet man auch Steinpilze.“
Gute Chancen, auf Steinpilze zu stoßen, hat man im Lambsbachtal bei Kirrberg, um den Jägersburger Weiher herum und im Kirkeler Wald.
Die Pilzzeit dauere ohnehin nur bis zum ersten Frost, „dann ist Schluss mit den Steinpilzen“, erklärt Experte Brandt. Allerdings gebe es auch Arten wie den Austernseitling oder den Samtfußrübling, denen die Kälte nichts ausmache, „die kann man auch noch im Winter sammeln.“ Ein Problem stellten die Stockschwämmchen dar, „denn die konnte man früher bedenkenlos sammeln, die waren essbar, schmeckten gut und hatten keine Doppelgänger. Das hat sich leider geändert, neuerdings hat sich der fast genauso aussehende Gifttäubling ebenfalls bei uns niedergelassen, der zuvor nur im Gebirge vorkam.“
Deshalb rät Thomas Brandt dazu, nur die neuesten Auflagen von Pilzbüchern zu kaufen, wenn man erwägt, sammeln zu gehen, „denn einiges, was früher behauptet wurde, stimmt nicht mehr.“ Aufgrund sehr viel besserer Analyse-Möglichkeiten haben Wissenschaftler in Labortests festgestellt, dass der Grünling, der bis vor einigen Jahren als essbar galt, unbedingt aus der Liste der Speisepilze gestrichen werden sollte. Denn der Grünling könne eine Muskelschwäche mit Todesfolge auslösen.
Anfänger sollten sich zunächst auf Röhrlinge beschränken, die relativ leicht von giftigen Pilzen zu unterscheiden seien, rät der Experte. Ein Doppelgänger des Steinpilzes sei der giftige Gallenröhrling, „doch da kommt man kaum in Versuchung, den zu essen, denn der bittere Geschmack macht es unmöglich, etwas davon runterzuschlucken.“