Abriss der Rosenapotheke in Bexbach Vom Schwund der Heimat

Es gibt Menschen, die bewahren gerne alte Sachen auf, andere mögen es immer wieder neu. Was sich bei Kleidern oder Möbeln noch im Rahmen hält, sieht bei der Stadtplanung schon anders aus. Denn ob die Enkelin noch Omas Schlafzimmer haben möchte, oder die Bexbacher das historische Haus der ehemaligen Rosenapotheke - das ist schon ein Unterschied.

Denn ein Stadtbild ist ein liebgewordenes Stück der eigenen Identität. Wobei es Bewohner von historischen Städten wie Rothenburg ob der Tauber oder Quedlingburg mit der Identität einfacher haben als Bexbach, denn da kümmert sich auch der Denkmalschutz darum.

Aber in Bexbach? Eine Kleinstadt, die mit den Gruben groß wurde, deren Identität überhaupt erst im 19. Jahrhundert entstand, festzumachen am Bahnhof von 1849. In Bexbach entwickelte sich, wie in Bergbaugemeinden üblich, oftmals eine enge Kameradschaft und persönliche Verbindung zwischen vielen Familien, man kannte sich, half sich und heiratete auch in die eine oder andere Familie hinein. Es gab Originale, Uznamen und auf -sch endende Frauen: die Meirsch, die Müllersch. Mit einher ging diese persönliche Beziehung mit äußeren Merkmalen: die Schul, das Rathaus, die Kerch. Hier gingen alle hin, hier lebte man. Vom historischen Bexbach, das bis in die 60er Jahre noch existierte, ist nicht mehr viel übrig. Der Bergbau ist weg, der Zusammenhalt ist nicht mehr wie früher, es gibt Neubaugebiete und Zuzug. Alles schön und gut. Doch nun soll die Rosenapotheke weg. Und plötzlich verspüren die Bexbacher einen Verlust - den herben Verlust einer kurzen Heimat, die es erst seit 170 Jahren gibt. Der Bergbau als Identifikation ist weg. Und nun folgt das Stadtbild. Was bleibt da noch? Utopion ist kein Ausweg.

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