Lage ist sehr kritisch Blutspender im Saarland werden dringend gesucht

Homburg · Im Moment sind Blutpräparate im Saarland noch knapper als sonst. Das hat mehrere Ursachen, die Zerstörungen durch das Unwetter in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen spielen eine große Rolle. Blutspendemangel ist aber auch ein strukturelles Problem. Wir sagen warum.

 Im Moment herrscht im Saarland aktuer Mangel an Blutspenden. Das hat mehrere Ursachen.

Im Moment herrscht im Saarland aktuer Mangel an Blutspenden. Das hat mehrere Ursachen.

Foto: dpa/Bernd Wüstneck

Im Sommer gibt es immer wieder Hilferufe, weil Blutspenden fehlen, weil es knapp wird bei den Blutpräparaten. Doch diesmal ist es nicht nur eng, sondern eigentlich schon fast zu spät. Professor Hermann Eichler, Direktor des Instituts für klinische Hämostaseologie und Transfusionsmedizin des Universitätsklinikums in Homburg, schlägt Alarm. Es gebe einen Engpass an Blutspenden. Und das betreffe nicht nur den Blutspendedienst des Uniklinikums, sondern das Saarland insgesamt, sogar ganz Deutschland, macht er deutlich. Auch andere überregionale Blutspendedienste seien von diesem Mangel betroffen.

Eichler nennt gleich mehrere Ursachen: Zum einen ist derzeit Urlaubszeit, wie immer im Sommer. Da die Menschen aber durch die Corona-Pandemie lange keine Möglichkeit gehabt hätten, zu verreisen, seien viele weg. Zu Beginn der Pandemie im Frühjahr 2020 habe man dagegen ein sehr starkes Blutspendeaufkommen gehabt, so Eichler. Die Bereitschaft zu spenden, war nach der ersten Verunsicherung hoch. Gleichzeit seien aber viele planbare, so genannte elektive Operationen wegen der Krise nach hinten verschoben worden, um Notfall-Plätze für Corona-Patienten zu haben. Diese OPs müssen aber nun nachgeholt werden, gerade jetzt, da sich die Lage in der Pandemie entspannt. Da die weiteren Entwicklungen nur schwer vorhersehbar sind, soll es hier vorangehen. „Das arbeiten wir gerade auf“, sagt Eichler. Das bedeute: Es gebe kein „Sommerloch“ bei den OPs, es liefen sogar viele. Und dafür müssen auch ausreichend Blutpräparate zur Verfügung stehen.

Verschärft werde das nochmals durch die Corona-Müdigkeit der Menschen, es kämen einfach kaum noch Blutspender. Gibt es keine Blutspenden, könnte das weitreichende Folgen haben: Eichler: „Wir wollen die Operationen nicht schon wieder verschieben.“

Der Mangel an Blutpräparaten hänge zudem mit dem katastrophalen Unwetter und den Zerstörungen, die dadurch in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen verursacht wurden, zusammen. Denn das Saarland ist kein „Selbstversorger“ beim „Blut“ sondern habe ein „Mangelaufkommen“. Es werden hier mehr Blutkonserven verbraucht als durch Spenden gewonnen werden. Daher bekomme das Land Blut aus Rheinland-Pfalz. und zwar mithilfe des fürs Saarland zuständigen Blutspendedienstes West beziehungsweise Rheinland-Pfalz/Saarland des DRK. Bislang konnte die Lücke also gefüllt werden. Generell sorge das DRK für etwa 70 Prozent des gesamten Spendeaufkommens, um die 30 Prozent kommen über kommunale, private oder Blutspendedienste an Kliniken zusammen.

Nun habe die Naturkatastrophe hier aber viele Plätze zerstört, an denen sonst Spendetermine über mobile Teams angeboten werden, sagt Eichler. Hallen und andere Orte seien nicht mehr nutzbar und Blutspendeangebote könne man nicht einfach so verlegen. Das müsse schon eine geeignete Infrastruktur sein. Auf absehbare Zeit können hier also keine Termine angeboten werden. Es trifft damit gerade die tendenziell blutspendefreundlichen, ländlichen Gebieten von NRW und Rheinland-Pfalz. Im Gegensatz zu Ballungsräumen sei die Spendebereitschaft in ländlichen Gebieten höher. Nun gebe es hier einen Ausfall, „und das merkt man eben“ in einer Zeit, in der es sowieso eng ist.

Das strukturelle Problem des Saarlandes bei der Blutspende sei seit langem bekannt. Bislang hatte man Glück, dass dies ausgeglichen werden konnte durch „Importe“. Wenn es jedoch in den Gebieten, die bisher abgeben konnten, nun knapper wird, dann erfolge der Transfer schlicht nicht mehr. In Zahlen sieht das so aus: 2017 habe das Saarland mehr als 50 000 Erythrozyten-Präparate (aus roten Blutkörperchen, siehe auch Infobox) benötigt, mehr als 8000 seien zugeliefert worden. Das bedeute: Etwa jedes fünfte Blutpräparat, das im Saarland gebraucht werde, komme von außen. Und wenn es da eng werde, „dann merkt es das Saarland als erstes“.

Neu ist dieses Problem also nicht. Schon seit Jahren bemühen sich Eichler und andere darum, dass mehr Menschen für die Blutspende gewonnen werden. Denn; „Jede Region muss im Stande sein, den Blutbedarf aus der eigenen Bevölkerung zu decken“, so sein Ziel schon vor Jahren. Blickt man auf die gesamte Bevölkerung sind es ohnehin nur sehr wenige, die spenden: Gerade einmal vier Prozent aller, die spendefähig sind, gehen zur Blutspende. In Ballungsräumen liegt man sogar noch niedriger: bei ein bis zwei Prozent. Spenden darf man grundsätzlich ab 18 Jahren, heißt es vom Blutspendedienst West. Wer zum ersten Mal Blut spendet, darf nicht älter als 68 Jahre alt sein. Wiederholspender dürfen bis 75 (genau gesagt, bis einen Tag vor dem 76. Geburtstag) Blut spenden. Man muss gesund sein, mindestens 50 Kilogramm wiegen und vom Arzt zur Blutspende zugelassen werden.

Es gibt im Saarland diverse Stellen, wo man das tun kann (siehe Infobox). Aber egal wo, „Hauptsache, die Saarländer spenden“, sagt Professor Eichler.

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