„Ihnen steht die Welt offen“

Homburg · Mithilfe eines Programms der Bundesregierung kommen junge Menschen aus Europa nach Deutschland zur Ausbildung. Rund 30 davon sind im Saarland gelandet; diese Woche trafen sie sich im CJD-Jugenddorf in Homburg.

 Die Auszubildenden beim Gruppenfoto am Jugenddorf in Schwarzenbach. Foto: Cordula von Waldow

Die Auszubildenden beim Gruppenfoto am Jugenddorf in Schwarzenbach. Foto: Cordula von Waldow

Foto: Cordula von Waldow

"Job of my life - der Job Deines Lebens": Unter diesem Motto wirbt ein Projekt der Bundesagentur für Arbeit und des Ministeriums im Ausland junge Menschen an, um sie für eine Ausbildung in Deutschland zu gewinnen. Viele von ihnen haben bereits eine abgeschlossene Berufsausbildung oder ein Studium, sehen in ihrem Heimatland wie Spanien - seit Jahren unangefochten Nummer Eins der Jungendarbeitslosigkeit - Italien oder Ungarn jedoch keine Lebensperspektive. Knapp 30 der 18- bis 27-Jährigen sind über die sozialen Träger CJD-Jugenddorf in Homburg und der SHS-Foundation in Saarbrücken innerhalb des neuen Ausbildungsprojektes "Mobi-Pro - Ausbildungskooperation EU" im Saarland gelandet.

Am Dienstagabend trafen sie sich zum gemeinsamen Abendessen im Jugenddorf in Schwarzenbach. "Das ist ganz wichtig, den jungen Menschen, für die hier alles fremd ist, ein Stückchen Zuhause und Gemeinschaftsgefühl zu vermitteln", sind sich die Projektkoordinatorinnen einig. "Ich habe plötzlich 20 große Kinder", betont Dunja Schneider, Assistentin der SHS-Foundation-Geschäftsleitung, vor allem die seelische Komponente dieser wirtschaftlichen Völkerverständigung. Sie nicht nur fachlich kompetent zu beraten und auf Ämter zu begleiten, sondern auch Herausforderungen in den Familien und im Alltag lösen zu helfen, leisten die engagierten Betreuerinnen seit rund zwei Monaten zusätzlich. "Außerdem gibt es gemeinsame Unternehmungen, Musik, Kultur, Sightseeing, und manchmal gehen wir einfach gemeinsam feiern", verrät Sarah Stark, zuständig für die Mobi-Pro-EU-Ausbildung im Jugenddorf.

Die Betreuerinnen staunen über die enormen sprachlichen Fortschritte der lerneifrigen und gut gebildeten Gäste. Sie profitieren von dem weltweit führenden dualen Ausbildungssystem in Deutschland, das sie praktisch wie theoretisch qualifiziert, wobei trotz aller Vorbereitung mit gemeinsamen Crash-Sprachkursen die Sprache wohl auch für die Berufsschule die größte Hürde darstellt. Unterstützung erhalten die Lernenden in Gastronomie, Hotellerie, Handel, IT-Technik oder Büro-Berufen auch von ihren sorgsam ausgewählten Lehrherren aus der gesamten Saarpfalz inklusive Zweibrücken. Die vom demografischen Wandel geprägten Region erhält so gezielt junge Fachkräfte, die in ihren Heimatländern keine Chancen hätten. "Bei uns spielt auch das Thema Inklusion eine Rolle, denn unsere gehandicapten Dorfbewohner treffen so auf Nachbarn, die lediglich eine Sprachbarriere zu überwinden haben. Diese wiederum sehen, dass sie Verständigungsschwierigkeiten und Heimweh haben, aber ansonsten fit und gesund sind - und ihnen mit dieser Ausbildungsmöglichkeit die Welt offen steht", misst CJD-Geschäftsführer Norbert Litschko dem Projekt noch eine weitere Bedeutung bei. Ruben Cardenas stammt aus dem andalusischen Cordoba und hat in Sevilla Architektur studiert. Ohne Aussicht auf eine Arbeitsstelle, bewarb er sich bei dem Projekt und lernt jetzt Einzelhandelskaufmann im Bereich Feinkost in Homburg . Für den kurzen Crashkurs spricht der 28-jährige Spanier ausgezeichnet Deutsch, bemüht sich um die korrekte Grammatik. "Ich verstehe vieles nicht, aber meine Chefin ist sehr geduldig, erklärt, bis ich es weiß und hilft mir auch sonst", sagt er, dankbar für die Chance.

Um ihnen ein Stückchen Anlehnung zu geben, sind die Jungen Menschen in kleinen Wohngruppen mit Gemeinschaftsküchen untergebracht. Die Jugendlichen sind zum Teil im Jugenddorf selbst oder in extra angemieteten Häusern untergebracht.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort