IG Metall Homburg-Saarpfalz Der IG Metall über Jahrzehnte treu geblieben

Homburg · Bei der Jubilarehrung der Gewerkschaft sprach der erste Bevollmächtigter Ralf Reinstädtler auch die bevorstehenden gravierenden Änderung in der bundesdeutschen Industrielandschaft an.

  Ehrung bei der IG Metall für Ludwig Roth, Ludwig Weber (Zweiter und Dritter von links). Sie gehören seit 1949 der Gewerkschaft an. Mit dabei: der zweite Bevollmächtigte Peter Vollmar (links) und der erste Bevollmächtigte Ralf Reinstädtler (rechts).

Ehrung bei der IG Metall für Ludwig Roth, Ludwig Weber (Zweiter und Dritter von links). Sie gehören seit 1949 der Gewerkschaft an. Mit dabei: der zweite Bevollmächtigte Peter Vollmar (links) und der erste Bevollmächtigte Ralf Reinstädtler (rechts).

Foto: Stefan Holzhauser

Am Samstag war der Homburger Saalbau komplett gefüllt. Die IG Metall Homburg-Saarpfalz hatte ihre Jubilarinnen und Jubilaren samt Lebensgefährten zur Jubilarfeier 2019 eingeladen. Für die musikalische Umrahmung sorgte der Musikverein Limbach.

Für die IG Metall ist es bereits zu einer beliebten Tradition geworden, in jedem Jahr die Kolleginnen und Kollegen mit einer Zugehörigkeit von 25, 40, 50, 60 und sogar 70 Jahren zu ehren. Den Verantwortlichen war es eine große Freude, dass mit Ludwig Roth aus Homburg und Ludwig Weber aus Blieskastel auch zwei verdiente Kollegen der Einladung gefolgt waren, die bereits 1949 Mitglied der IG Metall wurden. „Damals herrschten noch Hunger, Not und Elend. Die wirtschaftliche Lage war dramatisch. Das Durchschnittsgewicht von Männern lag bei 51 Kilogramm. Kaum ein Schulkind besaß ein altersgemäßes Normalgewicht“, erklärte der erste Bevollmächtigte Ralf Reinstädtler in  seiner Rede. Er erinnerte an die Zeit des kalten Krieges zwischen Ost und West und an die Luftbrücke nach Berlin. Als Roth und Weber sich dazu entschlossen hätten, der Gewerkschaft beizutreten, sei es auch für sie ein wichtiges Jahr gewesen. Damals wurde die Industriegewerkschaft Metall als Nachfolgeorganisation des deutschen Metallarbeiterverbandes gegründet. Die Gründung des DGB erfolgte im gleichen Jahr. „Damals wie heute dem Prinzip der Einheitsgewerkschaft verpflichtet, parteipoltisch unabhängig – aber weder beliebig noch neutral. Mit dem Tarifvertragsgesetz wurde die sogenannte Tarifautonomie festgeschrieben“, so Reinstädtler.

Er nannte noch weitere Ereignisse von 1949: Die Nato wurde gegründet, der erste deutsche Bundestag konstituiert, das Kabinett Adenauer vereidigt und die erste Frankfurter Buchmesse eröffnet. Auch auf die Geschehnisse der Eintrittsjahre der übrigen Jubilare ging der erste Bevollmächtigte ein. Weiterhin wurden einzelne von ihnen aufgrund ihrer Verdienste noch einmal besonders hervorgehoben. Unter anderem fand Reinstädtler ausschließlich lobende Worte für Erwin Lehner. „Er war und ist sein ganzes Leben lang ein aktiver Gewerkschafter und bis heute Mitglied unserer Delegiertenversammlung sowie des Seniorenarbeitskreises. Aber damit nicht genug: Erwin feiert heute, auf den Tag genau, seinen 80. Geburtstag. Dass er trotz dieses Festtages heute bei uns ist, zeichnet ihn in besonderer Weise aus“, gratulierte Reinstädtler dem langjährigen Weggefährten zu seinem Freudentag. Anschließend gab es noch viele weitere Gratulanten, die noch nichts von Lehners Geburtstag gewusst hatten.

Insgesamt freute man sich über vier Jubilare mit 70-jähriger Mitgliedschaft. Nicht vor Ort sein konnten Willi Dawo aus Blieskastel sowie Karl Kirsch aus Homburg. 35 Jubilare sind seit 60 Jahren mit dabei. Hinzu kamen 120 mit 50 Jahren, 296 mit 40 Jahren sowie 255 mit 25 Jahren. An alle richtete unter anderem auch der bekannte Gewerkschaftsfunktionär und Politiker Eugen Roth seine Grußworte. Reinstädtler machte noch einmal deutlich, dass für ihn Stillstand mit Rückschritt vergleichbar ist. Gemeinsam mit den Jubilaren habe man Geschichte erlebt und Geschichte geschrieben. „Wer nun aber aufgrund der Erfolge in der Vergangenheit glaubt, wir könnten es in Zukunft ruhiger angehen lassen, der irrt. Auch die nächsten Monate und Jahre werden wir gebraucht. Es wird alles andere als langweilig werden – davon ist auszugehen“, unterstrich er. Man stehe betriebspolitisch vor enormen Veränderungen. Er wies auch auf die demografische Herausforderung und den möglichen Mangel an qualifizierten Fachkräften hin. Gleichzeitig schreite die Digitalisierung der betrieblichen Abläufe rasant voran. Das Auto als Mittel der individuellen Fortbewegung und Freiheit gerate zunehmend unter Druck, was ebenfalls für viele Kolleginnen und Kollegen gravierende Veränderungen zur Folge haben könnte.

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