IG Metall fordert Altersteilzeit statt Rente mit 67

Homburg. Noch in diesem Jahr soll gesetzesbedingt die geplante Rente mit 67 erstmals einem Überprüfungsverfahren unterzogen werden. Diese so genannte Überprüfungsklausel soll die tatsächliche Faktenlage rund um die Situation älterer Arbeitnehmer ermitteln und so die Zweckmäßigkeit einer Erhöhung des Rentenalters bewerten

 In Betrieben der Metall-Industrie unserer Region gibt es nur wenige Arbeiternehmer jenseits der 60, hat die IG Metall ermittelt. Foto: dpa

In Betrieben der Metall-Industrie unserer Region gibt es nur wenige Arbeiternehmer jenseits der 60, hat die IG Metall ermittelt. Foto: dpa

Homburg. Noch in diesem Jahr soll gesetzesbedingt die geplante Rente mit 67 erstmals einem Überprüfungsverfahren unterzogen werden. Diese so genannte Überprüfungsklausel soll die tatsächliche Faktenlage rund um die Situation älterer Arbeitnehmer ermitteln und so die Zweckmäßigkeit einer Erhöhung des Rentenalters bewerten. Im Vorfeld dieser Überprüfung machte die IG Metall gestern in Berlin eine alternative Anhörung zu den Rentenplänen, zudem stellte die IG Metall Homburg-Saarpfalz aktuelle Zahlen zur Situation älterer Arbeitnehmer aus Betrieben der Region vor. Die scheinen aus Sicht der Gewerkschaft die Ablehnung der Anhebung des Renteneintrittsalters und den Vorwurf einer verdeckten Rentenkürzung zu belegen: Nur zwei Prozent der Beschäftigten der Metallindustrie im Saarpfalz-Kreis, so das Befragungsergebnis der Gewerkschaft, sind 61 Jahre oder älter. In absoluten Zahlen bedeutet dies, dass 289 von insgesamt 14 152 Arbeitnehmern diese Altergrenze überschreiten - für Werner Cappel, den ersten Bevollmächtigten der IG Metall Homburg-Saarpfalz, ein klares Zeichen für die Unsinnigkeit einer stufenweise Anhebung des Rentenalters auf 67 Jahre. Stattdessen solle, so eine der Forderungen der Gewerkschaft, die Altersteilzeit wieder eingeführt werden. Homburgs Leitbetriebe wie Bosch, Bosch Rexroth oder auch Schaeffler bilden diesen geringen Schnitt an älteren Arbeitnehmern ab, zumindest scheinen die Zahlen der Gewerkschaft dies zu belegen. So liegt der Prozentsatz von Mitarbeitern im Alter von 61 Jahren oder älter in den Reihen von Bosch bei 1,4, bei Bosch Rexroth bei 2,5 und bei Schaeffler bei 1,9. Den höchsten Anteil an älteren Arbeitnehmern hat Saar-Blankstahl mit sechs Prozent. Für die Gewerkschaft sind diese Zahlen Beleg dafür, dass es, entgegen anders lautender Bekundungen, so Werner Cappel, aus Politik und Wirtschaft kein wirkliches Interesse an älteren Arbeitnehmern gebe, ganz im Gegenteil. So seien es vor allem Ältere gewesen, die in der Wirtschaftskrise ihren Arbeitsplatz verloren hätten, Wiedereinstellung sei nicht selten in prekären Beschäftigungsverhältnissen erfolgt. Rückendeckung erhielt Cappel erwartungsgemäß von Vertretern der Betriebsräte saarpfälzischer Metallbetriebe, die gestern an der Pressekonferenz teilgenommen hatten. Diese machten zusätzlich deutlich: Eine mit den Jahren veränderte Arbeitswelt mit stetig steigendem Anforderungsniveau, sowohl körperlich als auch geistig, mache die Beschäftigung von älteren Arbeitnehmern in dieser Branche schon ab einem Alter von 60 Jahren oft unmöglich. "Ich kenne keinen Arbeitsplatz in unserem Unternehmen, der tauglich wäre, ihn bis 67 durchzustehen", verdeutlichte Salvatore Vicari, Betriebsratsvorsitzender bei Schaeffler, seinen Standpunkt. Zusätzlich seien in den zurückliegenden Jahren spezielle Arbeitsplätze für ältere Arbeitnehmer abgeschafft oder ausgelagert worden. thw

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